Fähe hat Ziegen im Münstertal gerissen

Erste Wölfin im Land nachgewiesen - Rudel möglich

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Autor/in
Marion Eiche

Anfang Januar wurden im Schwarzwald sieben tote Ziegen entdeckt. Jetzt ist klar: Eine Fähe hat sie gerissen. Wird es bald ein Wolfsrudel geben?

Erstmals ist in Baden-Württemberg ein weiblicher Wolf genetisch nachgewiesen worden. Untersuchungen der Abstrichproben getöteter Ziegen in Münstertal (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) hätten bestätigt, dass eine Fähe die Tiere gerissen hat, teilte das Umweltministerium mit. Die Nachricht sorgt erneut für Diskussionen über mögliche Rudel und den Abschuss der Wildtiere in freier Natur.

Anfang Januar waren der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg sieben tote Ziegen gemeldet worden. Die Tiere waren am 6. und 9. Januar in Münstertal gefunden worden. Die Abstrichproben wurden daraufhin am Senckenberg-Zentrum für Wildtiergenetik untersucht.

Im Münstertal wurden Anfang Januar tote Ziegen gefunden.
Im Münstertal wurden Anfang Januar tote Ziegen gefunden.

Ist die Wölfin noch in der Region?

Die Fähe mit der wissenschaftlichen Bezeichnung GW2407f war vorher schon in der länderübergreifenden Datenbank am Senckenberg-Zentrum registriert, wie es aus dem Ministerium in Stuttgart hieß. Sie sei vermutlich 2021 in Billenhagen (Mecklenburg-Vorpommern) auf die Welt gekommen. Ob sich das Tier noch in der Region Breisgau-Hochschwarzwald aufhält oder schon weitergezogen ist, ist nicht bekannt. Das müssten weitere genetische Monitoring-Ergebnisse zeigen, beispielsweise durch die Untersuchung von Kot oder weiterer Risse.

Nutztierhalter sollten Schutzzäune aufstellen

Derzeit gibt es im Südschwarzwald zwei sesshafte Wolfsrüden. Insgesamt sind es in Baden-Württemberg drei. Sollte die Fähe noch durch die Region streifen, könnte es zu einer Paarbildung kommen. Möglich wäre dann, dass es bereits im Frühsommer 2023 Jungtiere und somit ein erstes Wolfsrudel im Südschwarzwald gibt. Micha Herdtfelder, Wolfsexperte der FVA in Freiburg, sagte dem SWR, dass dies aber noch völlig ungewiss sei.

"Es kann auch sein, dass die Wölfin weiterwandert und erst in der Schweiz ein Rudel bildet. Das weiß niemand."

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) reagierte lakonisch: "Tiere pflegen sich fortzupflanzen", sagte er am Dienstag in Stuttgart. "Jetzt müssen wir mal schauen, wie wir damit umgehen." Der Ministerpräsident rechnet aber mit "pikanten Debatten" zur Frage, ob man Abschussgenehmigungen erteilen solle. "Solche Tiere machen in einer dichtbesiedelten Kulturlandschaft Probleme", warnte Kretschmann. Letztlich müssten Naturschutz- und Nutzungsfragen zusammengebracht werden.

Nabu: Hilfe für Weidetierhalter statt Abschuss

Die FDP verlangt, ein unkontrolliertes Ausbreiten der Wölfe im Land durch gezielte sogenannte Entnahmen zu verhindern. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) sieht das anders. "Forderungen nach einem Abschuss oder der Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht sind deplatziert und helfen nicht weiter", sagte der Nabu-Landesvorsitzende Johannes Enssle. Vielmehr müssten Weidetierhalterinnen und -halter auch weiterhin bei der Umsetzung des Herdenschutzes unterstützt werden.

Das Interview mit Wolfsexperte Micha Herdtfelder in SWR4 Baden-Württemberg zum Nachhören:

Schafzüchter fordern Obergrenze für Wölfe

Allerdings sind Herdenschutzmaßnahmen aus Sicht des Landesschafzuchtverbands nicht flächendeckend möglich. "Herdenschutzmaßnahmen schützen nicht immer zu 100 Prozent", sagte die Geschäftsführerin Anette Wohlfarth. "Wenn sich der Wolf weiter ausbreitet, ist das eine existenzielle Bedrohung für die Weidetierhaltung." Die Schafzüchter fordern eine Obergrenze. "Wölfe, die übergriffig sind, müssen umgehend und ohne bürokratischen Aufwand entnommen werden."

Das Land empfiehlt bei der Nutztierhaltung innerhalb der gesamten Förderregion Schwarzwald, wolfsabweisende Schutzzäune zu installieren - ganz unabhängig davon, ob sich Rudel bilden oder nicht.

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