Vor dem Landgericht im hessischen Gießen findet am Dienstag der erste Prozesstag im Strafverfahren um den Tod der 14-jährigen Ayleen aus Gottenheim (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) statt. Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Gießen wurde vom Gericht zur Hauptverhandlung zugelassen. Bis Ende September 2023 sind insgesamt 15 Hauptverhandlungstage angesetzt. Bei einer Verurteilung geht es nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch um eine mögliche Sicherungsverwahrung für den 30-Jährigen im Anschluss an die Haftstrafe.
Fall Ayleen hat großes Entsetzen ausgelöst
Die Staatsanwaltschaft Gießen wirft dem 30 Jahre alten Angeklagten im Wesentlichen vor, die 14-jährige Ayleen am 21.7.2022 mit seinem Pkw in Gottenheim abgeholt und mit ihr nach Hessen in eine Waldgemarkung bei Langgöns-Cleeberg (Landkreis Gießen) gefahren zu sein. Im Bereich eines Feldweges soll der Angeklagte das Mädchen aus sexuellen Motiven getötet und anschließend ihren Leichnam zum Teufelsee bei Echzell (Wetteraukreis) gebracht haben.
Der Fernsehbeitrag zur Anklage-Erhebung der Staatsanwaltschaft Gießen zum Nachschauen:
Der Verdächtige hatte bei einer Vernehmung gestanden, die Schülerin umgebracht zu haben. Den Ermittlungen zufolge hatte er die Schülerin am Nachmittag des 21. Juli 2022 mit einem Auto in Südbaden abgeholt und in ein Waldgebiet bei Langgöns im Landkreis Gießen gebracht. Dort soll er das Mädchen um kurz vor Mitternacht auf einem Feldweg getötet haben.
Staatsanwaltschaft hat 30-köpfige Ermittlungsgruppe eingesetzt
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und einer 30-köpfigen Ermittlungsgruppe seien mittlerweile abgeschlossen, hieß es. Der Tatverdacht gegen den Beschuldigten sei nach Auswertung Tausender Chat-Nachrichten, der Vernehmung von 122 Zeugen sowie einer Vielzahl rechtsmedizinischer und kriminaltechnischer Gutachten zu begründen, schreiben die Ermittler in einer Pressemitteilung. Den entscheidenden Hinweis lieferten jedoch Mobilfunkdaten.
Die Ermittler werfen dem 30-Jährigen aus dem mittelhessischen Waldsolms neben Mord unter anderem auch versuchte Vergewaltigung mit Todesfolge und Entziehung Minderjähriger vor.
Tatverdächtiger führte Ermittler zum Fundort der Leiche
Die Leiche von Ayleen war Ende Juli 2022 im Teufelsee bei Echzell in Hessen gefunden worden, dorthin hatte der Tatverdächtige die Ermittler nach seinem Geständnis geführt.
30-Jähriger ist verurteilter Sexualstraftäter
Laut Staatsanwaltschaft hatten sich die beiden offenbar Ende April 2022 über die Social-Media-Plattform "Snapchat" kennengelernt und sich dort wochenlang ausgetauscht. Was das Mädchen nicht ahnte: Der heute 30-Jährige war schon als Jugendlicher wegen einer Sexualstraftat verurteilt worden. Er verbrachte deshalb zehn Jahre in einem psychiatrischen Krankenhaus. Bis Anfang 2022 war der Mann in einem Programm für rückfallgefährdete Sexualstraftäter.
Auch fast ein Jahr nach der Tat ist der Mord an Ayleen immer noch häufig Thema in Gottenheim und den umliegenden Gemeinden.
Das sagten die Bürgerinnen und Bürger Gottenheims am Tag vor Prozessbeginn in SWR4 Baden-Württemberg:
Bürgermeister: Wichtiges Signal für die Gemeinde
Gottenheims Bürgermeister Christian Riesterer (parteilos) zeigte sich erleichtert, als Anfang Januar 2023 Anklage den mutmaßlichen Täter erhoben wurde: "Dieses Signal ist ein wichtiges Signal nach Außen und auch für uns, in die Gemeinde." Mit einem Urteil werde der Fall für die Mehrheit der Bevölkerung abgeschlossen werden. Jedoch "niemals für die Familie", so Riesterer, denn "Ayleen wird niemals zurückkommen."