Erst mit etwa 50 Jahren hat Brigitte Nidel aus Stegen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) das Laufen für sich entdeckt. Sie kommt aus einer sportlichen Familie: Ihr Ehemann war lange Zeit Läufer, ihr Sohn Stefan ist Triathlet. Dass ausgerechnet Brigitte nun einen Titel nach dem nächsten holt - das hätte keiner erwartet.
Mehr als zwanzig Titel gewonnen
Inzwischen ist Brigitte Nittel bereits zwölf mal Weltmeisterin und elf mal Europameisterin in verschiedenen Marathon-Disziplinen geworden. Bei der Frage, was der schönste Moment für sie beim Laufen ist, wird Brigitte Nittel emotional.
Doch Nittel läuft nicht nur wegen der Titel: "Ich fühle mich lebendig, wenn ich mich vergleiche mit anderen, die nicht laufen. Es ist was dran, wenn man in Bewegung ist", sagt sie. Häufig trainiert sie mit ihrem Sohn. Er hat lange Zeit vor seiner Mutter mit dem Sport begonnen.
Sohn verspürt Neid und Stolz zugleich
Mit Blick auf die Erfolge seiner Mutter gibt Sohn Stefan zu, dass er "unfassbaren Neid aufgrund ihrer Podiumsplatzierungen" verspürt. Schließlich würde sie nur Spitzenplatzierungen abräumen - während er und sein Bruder "irgendwo im Niemandsland der Ergebnislisten" ins Ziel kommen. Aber er betont: "Wir gönnen es ihr von ganzem Herzen." So geht es auch Ehemann Joachim. Er selbst kann verletzungsbedingt nicht mehr laufen gehen. Dafür ist er jetzt der Coach seiner Frau und organisiert sämtliche Reisen zu den Wettbewerben. Korea, Brasilien, Finnland: Überall war er dabei.
Medaillen wandern in die Keksdose
Wenn seine Frau dann wieder mit einer Medaille nach Hause kommt, wandert diese - ganz pragmatisch - in die Keksdose. Dort sammelt die 76-Jährige ihre Errungenschaften. Die Keksdose ist inzwischen gut gefüllt. Dabei ist Nittel nicht in die Wiege gelegt worden, dass Laufen einmal ihre Leidenschaft wird: "Turnen in der Halle, wie Bock und Barren, das war alles nicht meins", erzählt sie. Ihre Lehrerin habe ihr im letzten Zeugnis "doch tatsächlich eine fünf reingehauen". Diese Note gehe ihr bis heute nach.
Regelmäßiges Training auch in der Gruppe
Brigitte Nittel trainiert mal alleine, mal mit ihren Söhnen und einmal in der Woche auch mit dem Lauftreff im Dreisamtal. 18 Jahre alt ist hier die jüngste Läuferin, sie selbst ist die älteste. In diesem Jahr stehen zwei große Wettkämpfe an und die nächste Reise ist bereits gebucht: "Das ist in Toron in Polen, da ist die Weltmeisterschaft mit mehreren Wettkämpfen und da wollen wir mindestens im Team eine Medaille holen." Aber für die sportliche Seniorin zählen nicht nur Medaillen. Sie schaut auch genau auf ihre Zeit: Den nächsten Halbmarathon will Brigitte Nittel in weniger als zwei Stunden laufen.