Es erscheint simpel wie genial. Kleine Zinkmännchen, die nicht wirklich mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen. Denn tippt man auf den roten Kunststoffknopf, der an einem Stab über ihren Köpfen schwebt, kickt das rechte Bein des Männchens nach vorne. Ein simpler Mechanismus aus einem Tipp und einem Kick, der der Marke ihren Namen gegeben hat und sich auch 100 Jahre später noch gegen Spielekonsolen, Smartphones und Computer auf dem Markt behaupten kann.
Liebevoll von Hand bemalt
Familie Sawetzki in Wolterdingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) bemalt die kleinen Männchen. Gemeinsam sitzen sie an einem Tisch in dem eigens dafür eingerichteten Malzimmer im Haus. Vor ihnen auf dem Tisch verteilt verschiedene Kronkorken, gefüllt mit den Farben für die Tipp-Kick Männchen, die an diesem Tag das richtige Outfit bekommen werden.
Seit 15 Jahren sorgen Rudolf Sawetzki, seine Frau und Tochter Bianca bei den Männchen von Hand für den richtigen Anstrich. Pinselstrich für Pinselstich. "Bei uns gibt es eine klare Verteilung am Männchen", erklärt Tochter Bianca lachend. Für die Armbündchen ist ihre Mutter zuständig, Hose, Trikots und Stutzen werden von ihrem Vater gemalt und die sehr feine und kniffelige Feinarbeit auf den Trikots der Tipp-Kick Männchen ist ihre Aufgabe. Doch es sind nur noch die Sonderaufträge, die hier bei Familie Sawetzki unter den Pinsel kommen.
So funktioniert das Spiel
Die Regeln für das Spiel sind einfach und auch für Kinder leicht zu verstehen. Spielerinnen und Spieler wählen eine Farbe abhängig von der Farbe des Balls - entweder zwischen schwarz und weiß oder zwischen rot und gelb. Die Farbe, die oben liegt, gibt an, wer kicken darf. Gespielt wird zwei Mal fünf Minuten. Ein Abseits gibt es nicht. In der Halbzeit werden die Seiten und die Ballfarbe gewechselt. Gewonnen hat, wer die meisten Tore schießt. Es gibt sogar eine Tipp-Kick Bundesliga und verschiedene Meisterschaftspiele des Deutschen Tipp-Kick Verband.
Tipp-Kick Produktion in Schwenningen
Ab 1939 werden die Kicker in Villingen-Schwenningen produziert. Nach dem Tod von Edwin Mieg 1948 übernehmen die Söhne Peter und Hansjörn Mieg die Fabrik in Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis). Unter ihnen wird mit 180.000 Spielen zur Weltmeisterschaft in der Schweiz 1954, dem Wunder von Bern, ein Verkaufsrekord erreicht. In den 1960er Jahren entstehen erstmals Tipp-Kick Männchen in den Farben der Trikots der Bundesligaclubs, außerdem kommt Star Torwart "Toni" auf den Markt, der sich anders als seine Vorgänge nicht nur nach links oder rechts, sondern auch nach vorne werfen kann, um das eigene Tor zu verteidigen.
In den 1990er Jahren übernehmen die Söhne und heutigen Geschäftsführer, Jochen und Mathias Mieg, die Firma.
Produktion ins Ausland verlagert
"Einer der größten Schritte war es, die Produktion zu verlagern" so Mathias Mieg "es ist einfach zu teuer geworden ein mechanisches Spielzeug hier in Schwenningen zu produzieren." In dem Fabrikgebäude im Schwenninger Industriegebiet zeugen Arbeitsplätze und stillgelegte Maschinen von der einstigen Produktion. Heute werden hier nur noch die Sonderbestellungen zusammengestellt. Darunter beispielsweise ein Auftrag vom Land Baden-Württemberg für die Europameisterschaft. In der Werkstatt packt eine Arbeiterin kleine, gelbe Schachteln auf denen dick "THE LÄND" steht. In ihnen ist eine kleine Torwand, ein Tipp-Kick Männchen und ein Ball. Es sei jedoch jeder Zeit möglich, die Spielfiguren komplett im Schwarzwald fertigen zu lassen.
Seit der Frauen-Weltmeisterschaft 2011 werden außerdem auch weibliche Tipp-Kick Figuren produziert. "Vor allem die EM- und WM-Jahre sind tolle Jahre, jeder holt da sein Spiel wieder raus und braucht dann doch noch irgendwelches Zubehör", so Mathias Mieg.
Die Zukunft von Tipp-Kick
Familie Sawetzki genießt das gemeinsame Malen der kleinen Männchen. "Wir machen weiter, bis es nicht mehr geht, wenn wir dürfen", so Rudolf Sawetzki und auch bei Familie Mieg wird es erstmal weitergehen.
Deswegen steht auch die vierte Generation bereits aufgewärmt an der Seitenlinie, bereit in das Geschäft um die kleinen Kicker eingewechselt zu werden. Ihre Aufgabe wird es sein, "die kleinste Spielwarenfirma Deutschlands", wie es auf der Webseite heißt, erfolgreich in die Zukunft zu führen.
Besonderheiten im Jubiläumsjahr
Für das Jubiläumsjahr hat Tipp-Kick eine Sonderedition gemeinsam mit dem Deutschen Fußball Bund (DFB) herausgebracht. Die Kicker tragen den Bundesadler auf der Brust, auf der Mitte des Spielfelds prangt das DFB-Logo. Außerdem kann während der Fußball-Europameisterschaft in den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württembergs vor historischer Kulisse Tipp-Kick gespielt werden. In der Region mit dabei unter anderem das Kloster Alpirsbach (Landkreis Freudenstadt) und im Schloss Solitude (Landkreis Stuttgart).