Einige Studierende der Uni Hohenheim fühlen sich im Stich gelassen vom Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim: In ihrem Wohnheim herrschen Zustände, durch die sie sogar krank geworden seien. Das erklärten sie dem SWR beim Besuch des Wohnheims in der Schwerzstraße in Stuttgart am Rande des Campus.
Tagelang Probleme mit der Wasserversorgung
Die Freude über ein preisgünstiges Zimmer in einem Studentenwohnheim des Studierendenwerkes Tübingen-Hohenheim war bei Pia (Name geändert) schnell vorbei. Seit Ende März gebe es in dem Wohnblock in der Schwerzstraße in Stuttgart wiederholt und über einen längeren Zeitraum Probleme mit der Wasserversorgung.
"Es stand überhaupt kein Wasser zur Verfügung, weder zum Kochen noch zum Trinken, zum Duschen oder in den Toiletten", sagt Pia. Mitbewohnerinnen und Mitbewohner bestätigen dies: Um Trinkwasser zu bekommen, habe man in die Cafeteria gehen müssen, erzählen sie. Kein guter Zustand.
Schimmel und Ungeziefer in den Zimmern
Der Kühlschrank in einer Gemeinschaftsküche lädt auch nicht gerade dazu ein, dort Lebensmittel unterzubringen. Man sieht Schimmelstellen, die sich auch durch intensives Putzen nicht beseitigen lassen. Sie hätten zwar einen Ersatzkühlschrank bekommen, aber dort laufe ständig Wasser aus, erzählen die Studierenden.
Außerdem waren in der Küche Rohre verstopft. Das Wasser sei tagelang in der Spüle gestanden. Trotzdem passierte lange nichts, der Hausmeister war im Urlaub. Die Bewohnerinnen und Bewohner mussten selbst versuchen, das verstopfte Rohr frei zu kriegen. Schimmel gebe es im Wohnheim an Decken und Wänden, außerdem Ungeziefer. Ein Handy-Video zeigt sogar eine Ratte am Gebäude.
Droht im Wohnheim eine Legionellengefahr?
Mittlerweile haben manche Studierenden Angst um ihre Gesundheit: Seit 2021 habe es in dem Wohnheim keine Untersuchung auf Legionellen gegeben. An den Duschköpfen im Wohnheim gebe es Legionellenfilter. Die müsse man aber schon nach ein bis zwei Wochen austauschen, so die Studierenden - wenn nur der Hausmeister Ersatz dafür hätte.
Ansonsten könne man seit einiger Zeit nicht richtig duschen. Immer wenn die Studierenden heißes Wasser verwenden, spielt die Angst mit, krank zu werden. Pia hat zudem seit ihrem Einzug in das Wohnheim einen Hautausschlag. Sie ist sich sicher, dass ihre gesundheitlichen Probleme durch das Wasser kommen.
Studierenden fehlt eine Alternative zum Wohnheim
Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner sind aus Kostengründen auf einen Wohnheimplatz angewiesen - vor allem Studierende aus dem Ausland, die oftmals nur ein Semester an die Uni Hohenheim kommen. Meist kostet ein Wohnheimplatz 300 Euro. Auf dem freien Markt in Stuttgart müsste selbst für ein WG-Zimmer deutlich mehr bezahlt werden.
Das Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim hat in einer schriftlichen Stellungnahme auf die Vorwürfe reagiert: Man bedauere die Unannehmlichkeiten und bestrebe durch Sanierungen einen modernen Wohnraum zu bieten. Dabei könnten nicht alle Projekte gleichzeitig durchgeführt werden.
Den Betroffenen im Wohnheim in der Schwerzstraße ist das zu wenig: Sie sind frustriert, sauer und enttäuscht, fühlen sich von den Verantwortlichen im Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim hintergangen. Man wolle keine Ausreden oder leeren Worte mehr. Denn oft werde bei Beschwerden über die Zustände nur gelächelt und gesagt: "Ja wir kümmern uns." Dann passiere aber wochen- oder monatelang nichts.
Die Bewohnerinnen und Bewohner des Wohnheimes fordern jetzt zumindest eine Mietminderung von 20 Prozent für die Zeit ohne fließendes Wasser. Außerdem müssten die Probleme gelöst und dem Hausmeister mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Denn sie würden in ihrer Unterkunft schon gerne wohnen bleiben.
Rektor der Uni Hohenheim bietet Hilfe an
Der Rektor der Uni Hohenheim, Stephan Dabbert, hat inzwischen reagiert. Zu den Problemen mit der Wasserversorgung sei es durch die Renovierung eines benachbarten Wohnheims gekommen. Falls es erneut zu einer solchen Situation komme, wolle die Hochschule helfen.
Er habe mit der Kanzlerin und dem Sportbeauftragten vereinbart, dass die Universität in so einem Fall wenigstens die Duschen und Toiletten ihrer Sportanlage in der Nähe der Wohnheime öffnen.