Bevor der Fußball rollt, muss der Rasen weg. Klingt paradox, aber: Auf dem Schlossplatz in Stuttgart ist genau das in den vergangene zwei Wochen passiert. "Wir wollen hier ja kein Woodstock", sagt Marcus Christen von der stadteigenen Stuttgarter Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart. Der Platz rüstet sich fürs Public Viewing zur EURO 2024. Wenn der Fußball zum Eröffnungsspiel in einer Woche rollt und Deutschland gegen Schottland antritt, soll auch in der Stuttgarter City alles bereit sein.
Marcus Christen erklärt, warum der Rasen auf dem Schlossplatz in Stuttgart weichen musste.
Rasen lieber gleich abtragen - und später wieder ausrollen
Ende Mai bereits musste das frische Grün in Stuttgarts "Wohnzimmer" weichen. Der Grund: Bei der ersten Public-Viewing-Auflage 2006, dem "Sommermärchen" zur WM in Deutschland, schimmelte den Veranstaltern der mit Platten abgedeckte Rasen buchstäblich weg. "Der Rasen hat nach 14 Tagen gestunken ohne Ende."
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Damals musste am Ende der modrige Rest-Rasen mühsam entfernt werden. Das sollte dieses Mal verhindert werden, erklärt Chef-Organisator Marcus Christen. Zumal den Grünflächen nach dem Megaevent ohnehin frisches Grün spendiert werden wird. Der Plan: Rollt der Ball nach dem Fußballfest nicht mehr auf dem Rasen, rollt der Rasen wieder auf dem Schlossplatz aus.
Großer logistischer Aufwand für Public Viewing
"Die größte Herausforderung war das Wetter", sagt Christen. Denn ausgerechnet dann, als der Rasen abgetragen werden sollte, ging viele Stunden lang Starkregen auf den Schlossplatz nieder. "Der Boden wurde weich, wir konnten den Rasen nicht mehr abtragen", sagt Christen. Das bescherte den Machern einige Verzögerung. Doch die anschließende, gnädigere Witterung glich das Malheur wieder aus - mittlerweile liege man sogar vor dem Zeitplan.
So liegen längst Sand, Planen und Platten über den früheren Rasenflächen. Darauf stehen wiederum Zelte und dir Bühne. Die 174 Quadratmeter große Leinwand wird nun installiert. Wenn es für Marcus Christen und seine insgesamt 250 Mitstreiter weiter so gut läuft, hat man auf dem Schlossplatz noch gut zwei Tage Zeit für die Feinjustierung. "Das ist ein wahnsinniger logistischer Aufwand", sagt Marcus Christen. Seit zwei Jahren planen er und sein Team das Public Viewing. Eine Doppelbelastung für Christen, der zudem auch für den Wasen zuständig ist. Den Stress aber nehme er für so eine Ausnahme-Veranstaltung gerne auf sich.
Bis zu 30.000 Zuschauer pro EM-Spiel auf dem Schlossplatz
Am Ende sollen hier pro Spiel bis zu 30.000 Fans die Spiele der Fußball-EM erleben dürfen, zwei Millionen Gäste könnten es die ganze Turnierzeit über werden. "Wir haben eine große internationale Gemeinde hier in Baden-Württemberg - und die sind alle herzlich willkommen, hier her zu kommen", sagt Christen. Der Public-Viewing-Standort mitten in der Stadt sei deutschlandweit einzigartig.
Einige Probleme von 2006 haben zudem beseitigt. So stehen nicht nur Wasser- und Sonnencreme-Spender sowie ganze Batterien an Toilettenhäuschen parat. Gerade werden auch dicke Rohre verlegt, um das Bier aus einem Mega-Fass an alle Schankhähne zu verteilen. "Wir wollen, dass die Leute das hier genießen können und keinen Schaden davontragen", sagt Christen. Und man denke auch an die Nachhaltigkeit: Statt in Plastik gebe es das Essen nur in Servietten oder Maisschalen.
Hoffen auf Sommermärchen in Stuttgart und der Republik
Für ein Sommermärchen sei man also vorbereitet, sagt Marcus Christen. Aber ob es eine Neuauflage des deutschlandweiten Fußballfestes von 2006 kommt? Christen ist guter Hoffnung. Klar ist aber, dass auch er manches nur bedingt beeinflussen kann: "Das liegt nun an der Nationalmannschaft."