"Mit dem Wissen von heute würde man das Projekt nicht mehr bauen" - das hat Bahn-Vorstandschef Richard Lutz in dieser Woche im Verkehrsausschuss des Bundestags gesagt, wie die "Rhein-Neckar-Zeitung" (Freitag) berichtete. Teilnehmer der Sitzung bestätigten am Freitag die Aussage.
Ähnliche Aussage schon 2013
2013 hatte der damalige Bahnchef Rüdiger Grube, Lutz' Vorgänger, eine ähnliche Aussage getroffen. Hätte er 2009 - also im Jahr der Unterzeichnung der Finanzierungsvertrags zwischen Land, Flughafen und Bahn - gewusst, was er heute weiß, hätte er so nicht angefangen. Damals betrug der Kostenstand für Stuttgart 21 gut drei Milliarden Euro.
2,2 Milliarden Euro Miese für die Bahn
Der Bau des unterirdischen Durchgangsbahnhofs in Stuttgart war seitdem immer teurer geworden. Offenbar habe man jetzt zum ersten Mal wirklich ausgerechnet, wie hoch der reale Verlust für die Bahn sein wird, so SWR-Experte Harald Kirchner.
Allerdings versuche die Bahn ja auch, auf dem Klageweg dieses Geld von den Projektpartnern, also von Stadt, Land und Region, wieder einzutreiben. "Die gehen aber davon aus, dass das nicht klappen wird", erklärt Kirchner.
Bahnchef Lutz hat im Verkehrsausschuss des Bundestags offenbar zugleich deutlich gemacht, dass es wirtschaftlicher sei, das Projekt fortzuführen als es abzubrechen.
Kosten noch nicht absehbar
Laut Kirchner ist allerdings nicht auszuschließen, dass die Kosten noch weiter steigen. Das große Problem: Je mehr sich das Projekt verzögert, desto mehr Kosten entstehen. Das betrifft die reinen Baukosten, aber auch die Strafzinsen für Leistungen, die im Verzug sind.
Der Bundesrechnungshof hatte schon im Juli 2016 Kosten in Höhe von zehn Milliarden Euro errechnet und auch unabhängige Gutachter sagen, dass diese Höhe realistisch sei für das Projekt, das momentan mit 8,2 Milliarden Euro beziffert wird.