Am Sonntag haben in Stuttgart erneut Unterstützerinnen und Unterstützer von "Querdenken"-Gründer Michael Ballweg demonstriert. Anstatt der von den Veranstaltern angemeldeten 5.000 Teilnehmenden kamen laut Polizei aber nur etwa 1.000 Menschen. Um 14 Uhr machte sich der Demonstrationszug von der Adestraße in Stuttgart-Zuffenhausen auf den Weg zur JVA Stuttgart-Stammheim.
"In den vergangenen Monaten sind es immer mehr geworden", sagte Michael Bülte, einer der Demo-Veranstalter, dem SWR. "Zuletzt hatten wir 2.000 Teilnehmer gezählt." Die genaue Teilnehmerzahl sei schwer abzuschätzen gewesen, doch er rechne damit, dass mit der Zeit noch mehr Menschen teilnehmen als bisher. "Auch aus anderen Bundesländern sollen einige kommen."
Mehrere tausend Menschen werden über Telegram erreicht
Denn ein Aufruf zu der Demonstration in einer "Querdenken"-Telegram-Gruppe hatte zuvor immerhin mehr als 55.000 Menschen erreicht. Andere Demonstrationsankündigungen in derselben Gruppe erreichten nur rund 10.000 Menschen.
Kundgebungen und Meditation für "politisch Gefangene"
Mit der Kundgebung wollte "Querdenken" für "die Freilassung aller politischen Gefangenen" kämpfen, hieß es im Demonstrationsaufruf. Am Sonntag sagte Ballweg vor Ort, dass er eine Petition für Gefangene gestartet habe. In einem SWR-Interview hatte der wegen Geldwäsche, versuchten Betrugs und Steuerhinterziehung angeklagte "Querdenken"-Initiator angegeben, während der Untersuchungshaft andere politisch Gefangene getroffen zu haben. Für diese wolle er nun auf die Straße gehen.
Als ehemaligen politischen Gefangenen versteht die "Querdenken"-Bewegung auch Michael Ballweg. Laut Ballweg sind andere politische Gefangene "beispielsweise Ärzte, die Masken-Atteste ausgestellt haben und sich jetzt in Haft befinden". Vor dem Amtsgericht in Weinheim etwa wurde eine Ärztin im Januar verurteilt, weil sie mehr als 4.200 falsche Masken-Atteste ausgestellt hatte.
Ballweg vor zwei Wochen aus U-Haft entlassen
Der "Querdenken"-Gründer war vor rund zwei Wochen aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Neun Monate hatte er in der in Justizvollzugsanstalt (JVA) Stuttgart-Stammheim gesessen. Die lange Haftzeit begründete das Gericht mit Fluchtgefahr. Das Oberlandesgericht entschied zuletzt über Ballwegs Freilassung. Der "Fluchtanreiz" sei im Hinblick auf die zu erwartende Strafe im Falle einer Verurteilung zu gering. Wann der Prozess gegen Ballweg beginnt, ist noch unklar.