Die Kliniken in der Region Stuttgart schlagen Alarm. Noch geschwächt durch die Belastungen der Corona-Pandemie, sehen sie sich durch die Inflation und explodierende Energiepreise gefährdet. Unter anderem das Klinikum Stuttgart und die Alb Fils Kliniken (Kreis Göppingen) beteiligen sich deshalb an der bundesweiten Aktion "Alarmstufe Rot - Krankenhäuser in Gefahr".
"Die Einkaufspreise steigen auf breiter Front und sogar langfristig gültige Rahmenvereinbarungen werden gekündigt. Von Energiekosten über Medizinprodukte bis hin zu Lebensmitteln sehen wir erhebliche Kostensteigerungen, die in den regulierten trägen Preisbildungsmechanismen für die Leistungen der Krankenhäuser nicht annähernd aufgefangen werden", kritisierte der Vorstandsvorsitzende des Klinikums Stuttgart, Jan Steffen Jürgensen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) in Stuttgart.
Die Schere zwischen den Kosten des Krankenhauses und der Vergütung gehe weiter auseinander. Konkrete Vorschläge der Deutschen Krankenhausgesellschaft und der Regierungskommission für eine moderne Krankenhausversorgung lägen auf dem Tisch, müssten aber auch zügig umgesetzt werden, forderte Jürgensen.
Infomobil der Deutschen Krankenhausgesellschaft hält in Stuttgart
Am Freitag machte am Klinikum Stuttgart ein Infomobil der Deutschen Krankenhausgesellschaft e.V. (DKG) halt. Das Fahrzeug ist Teil der bundesweiten Kampagne und tourt aktuell durch Deutschland, um über die prekäre Situation in den Krankenhäusern zu informieren.
Um viele Krankenhäuser stehe es nicht gut, mahnt auch der Medizinische Geschäftsführer der Alb Fils Kliniken, Ingo Hüttner. Immer mehr Häuser schrieben rote Zahlen, die Personalnot nehme zu und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden am Anschlag arbeiten. Bundesweit würden immer öfter Intensivbetten gesperrt, Notaufnahmen abgemeldet und Operationen verschoben, so Hüttner. Auch die Alb Fils Kliniken würden viele Facetten dieser schwierigen Lage wahrnehmen.
Krankenhäuser fordern Inflationsausgleich
"Während die Energieversorger, Medizinprodukthersteller, Lebensmittellieferanten und Dienstleister durchgängig ihre Preise erhöhen, bleiben die Kliniken auf den immensen Zusatzkosten sitzen", kritisierte Matthias Einwag, Hauptgeschäftsführer der BWKG. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen könnten die Krankenhäuser ihre Preise nicht einfach erhöhen. Das verhindere der gesetzliche Rahmen. Die Zusatzkosten würden sich auf 640 Millionen Euro belaufen. "Das zahlt niemand aus der Portokasse", so Einwag.
Matthias Einwag von der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft fordert schnelle Hilfen:
Er forderte von der Politik einen sofortigen Inflationsausgleich in Form eines Aufschlags von vier Prozent und das Wiederanlaufen der Corona-Hilfen. Die Bundespolitik müsse einen grundlegenden Kurswechsel vollziehen, so Matthias Einwag. Anstatt die Krankenhäuser in die Unterfinanzierung zu treiben und mit überzogenen Coronaauflagen, Impfpflichten und Datenmeldungen zu belasten, müsse es endlich eine unterstützende Krankenhauspolitik geben.