Geschützt von einem massiven Polizeiaufgebot ist vor dem Landgericht Stuttgart am Mittwoch das Urteil gegen vier Männer verkündet worden. Sie wurden wegen gefährlicher Körperverletzung und Schlägerei zu rund vier Jahren Haft verurteilt. Den Männern war zunächst vorgeworfen worden, im vergangenen Jahr einen 22-Jährigen in Stuttgart-Feuerbach getötet zu haben.
Seit Juni lief der Prozess gegen die vier Männer zwischen 20 und 25 Jahren. Die Staatsanwaltschaft hatte ihnen zum Prozessauftakt noch gemeinschaftlichen heimtückischen Mord vorgeworfen. Nun plädierte sie für alle vier nur auf Körperverletzung mit Todesfolge.
Täter hatten sich mit Opfer verabredet
Nach Ansicht des Gerichts haben sich die Männer im Oktober 2021 mit dem späteren Opfer verabredet und ihn so in einen Hinterhalt in Stuttgart-Feuerbach gelockt. Was sich danach genau abspielte, konnte das Gericht nicht aufklären, äußerte aber den Verdacht, ein weiterer Mann könnte die tödlichen Stiche verübt haben. Er soll sich inzwischen in die Türkei abgesetzt haben. Fest steht, dass das 22-jährige Opfer an einem Stich ins Herz starb. Er hatte sich noch stark blutend auf einen Platz in Stuttgart-Feuerbach geschleppt. Wenig später starb er im Klinikum Stuttgart.
Die verurteilten Männer flohen daraufhin mit Hilfe einer Frau, die im Auto gewartet hatte. Auch sie war mitangeklagt und erhielt eine Bewährungsstrafe.
Ende eines langen Prozesses
Nach einem langwierigen Prozess rekonstruierte das Gericht zwei Hauptmotive für die Taten. Einer der Angreifer hatte demnach ein Problem damit, dass der 22-Jährige mit seiner Schwester eine Beziehung führte. Außerdem wollte sich das Opfer demnach von einer kurdischen rockerähnlichen Gruppierung in Esslingen zurückziehen.
Für die zum Teil geständigen Männer hatte die Staatsanwaltschaft zwischen sechseinhalb und sieben Jahren Haft gefordert.
Tumulte im Gerichtsgebäude
Angehörige des Opfers hatten das Urteil, das nicht auf Mord oder Totschlag lautete, noch während der laufenden Verkündung mit lautem Unmut bedacht. Die Mutter des Opfers stürmte sichtlich bewegt aus dem Gerichtssaal und wurde notärztlich versorgt. Der Prozess wurde auch am letzten Tag von einem starken Sicherheitaufgebot begleitet. Polizei- und Justizkräfte versuchten im Anschluss an die Urteilsverkündung, die Angehörigen der Beteiligten zu trennen.