Grünes Gold wird knapper

Teures Olivenöl: Wie Sonnenschein in Spanien für hohe Preise in Stuttgart sorgt

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Bernice Tshimanga
Bernice Tshimanga
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Thomas Fritzmann
Thomas Fritzmann

Der Salat in einem Restaurant in Stuttgart-Süd war bisher kostenlos. Jetzt verlangt die Betreiberin drei Euro. Der Grund: Das Olivenöl ist zu teuer geworden.

Der Preis für Olivenöl steigt seit Monaten. Laut Statistischem Bundesamt war das Öl in Deutschland im Oktober 2023 38 Prozent teurer als noch im Oktober 2022. Das ist nicht nur an der Supermarktkasse spürbar: Im Restaurant "Alimentari di Loretta" in Stuttgart-Süd kostet der Salat inzwischen drei Euro.

"Bisher war der Salat als 'Gruß aus der Küche' kostenlos. Am Tisch konnten die Gäste sich dann selbstständig am Dressing bedienen", erklärt Inhaberin Loretta Petti. "Mit den aktuellen Olivenöl-Preisen kann ich mir das schlichtweg nicht mehr leisten."

Angespannte Situation am Olivenöl-Markt

Der Markt habe sich komplett gewandelt. Bisher sei das Problem der Erzeugerinnen und Erzeuger oftmals die Überproduktion gewesen. "Da haben die Bauern kaum etwas an ihren Oliven verdient, weil so viel angeboten wurde", erklärt Oliven-Händler Viron Deliniotis. "Jetzt mit den massiven Ernteausfällen verdienen sie zwar deutlich mehr - sofern sie denn Oliven haben. Aber dieses hohe Preisniveau kann auf Dauer nicht gut gehen." Er befürchtet, dass bald auch die Nachfrage deutlich fallen wird, weil den Deutschen das Olivenöl zu teuer wird. Dabei sei gerade Olivenöl ja sehr gesund.

Eine Frau hält eine Menge Oliven in den Händen.
Das Wetter aber auch beispielsweise Fruchtfliegenbefall haben in den vergangenen Jahren immer weider dafür gesorgt, dass Ernten kleiner ausgefallen sind. 2023 sind die damit verbundenen Preissteigerungen jedoch besonders spürbar.

"Es gibt die Großhändler, die Märkte aufkaufen und beispielsweise Supermarktketten beliefern", sagt Deliniotis. "Und es gibt die kleineren Betriebe, die dieses Spiel gar nicht mitspielen. Die Erzeugerpreise haben sich in diesem Jahr verdoppelt - sowohl in Griechenland, als auch beispielsweise in Italien und Spanien." Die kleinen Erzeuger könnten das nicht an die Konsumenten weiterleiten. Er spüre jetzt schon deutlich, dass die Preissteigerung für Verbraucherinnen und Verbraucher kaum nachvollziehbar sei. "Sogar meine Mutter hat mich angerufen und gefragt, was das soll, dass das Öl auf einmal so teuer ist."

Wetter setzt Olivenbäumen zu

Viron Deliniotis ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Hat in Stuttgart studiert. Seit einigen Jahren lebt er in Griechenland. Er hat sich zum "Olivenölverkoster" weitergebildet und handelt inzwischen mit dem "grünen Gold". Laut ihm hat das Wetter den Olivenbauern in diesem Jahr übel mitgespielt. "Wir hatten einen viel zu warmen Winter. Im Winter müssen sich die Bäume eigentlich erholen und brauchen Kälte", sagte Deliniotis dem SWR. "Im Frühjahr hat es zum falschen Zeitpunkt geregnet. Der Sommer war dann viel zu heiß."

Bei meinem Lieblingsöl gab es sogar einen kompletten Ernteausfall. Man läuft in den Hain, und an keinem Baum hängt auch nur eine einzige Olive.

Die Folgen für die Olivenbauern und -Bäuerinnen ist laut Deliniotis verheerend. "Es gibt Regionen, da konnten die Leute nur zehn Prozent von dem ernten, was es im Vorjahr gab." Das seien jedoch auch die Regionen, die am stärksten betroffen waren. Trotzdem sei auch in diesem Jahr mit großen Ernteausfällen zu rechnen. "Bei meinem Lieblingsöl gab es sogar einen kompletten Ernteausfall. Das ist furchtbar anzusehen", so Deliniotis.

Preis für Olivenöl soll weiterhin hoch bleiben

Der Preisschock bei Olivenöl ist nicht nur in Deutschland spürbar. In ganz Europa entwickelte sich das Preisniveau ähnlich, erklärt Wirtschaftsprofessor Carsten Kortum im SWR-Interview. "Ein Teil der vergangenen Ernte wird für gewöhnlich eingelagert. Da aber auch diese schlecht ausfiel, gibt es im Moment keine Lagerbestände mehr", sagt Kortum. Es gebe kleine Importe aus der Türkei und Tunesien. Die würden jedoch nicht ausreichen, um die europäischen Märkte zu versorgen.

Um den Versorgungsengpass zu füllen, bleibe nur, auf die kommende Ernte zu hoffen, die erst in knapp einem Jahr ansteht. "Im Moment sind aber beispielsweise in Südspanien 20 Grad bei Sonnenschein", sagt Kortum. "Den Novemberregen, den wir in Deutschland haben, wünscht man sich dort. Sonst steuern wir auf die dritte Missernte in Folge zu."

In einer tunesischen Olivenölpresse laufen mehrere Liter Olivenöl in einen Tank.
In der Erntesaison 2021/2022 wurden europaweit noch 2,3 Millionen Tonnen Oliven geerntet. In der vergangenen Saison waren es bereits nur noch 1,4 Millionen Tonnen. Nach Einschätzung von Expertinnen und Experten wird die Ernte in diesem Jahr nur geringfügig besser ausfallen.

Gastronomin fürchtet Lieferengpässe und sucht Notlösungen

"Ohne Olivenöl können wir nicht italienisch kochen. Fast alle Speisen werden mit Olivenöl zubereitet", sagt Loretta Petti in ihrem Stuttgarter Restaurant. Ihr hochwertigeres Olivenöl bezieht sie von einem Händler, bei dem sie auch ihre Weine kauft. "Kurz nach den Sommerferien habe ich ihn eine Zeit lang nicht erreicht und mich dann im Supermarkt umgeschaut. Da habe ich kaum etwas gefunden", sagt Petti.

Doch auch wenn sie im Supermarkt Olivenöl finde, könne sie sich das zu diesen Preisen kaum leisten. Um bezahlbar für ihre Kundinnen und Kunden zu bleiben, wäre das schlicht zu teuer. Die bisherige Lösung der Köchin: "Wir versuchen natürlich so gut wie möglich zu sparen. Wenn es noch knapper mit dem Olivenöl wird, dann werden wir wohl anfangen, etwas Samenöl dazuzumischen."

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