Die Uni Stuttgart und das US-amerikanische IT-Unternehmen Hewlett Packard Enterprise wollen in den nächsten Jahren gleich zwei Supercomputer mit geballter Rechenkraft aufbauen. Die entsprechenden Verträge wurden diesen Dienstag unterzeichnet. Das Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) will damit Forschern ermöglichen, besser an Simulationen, künstlicher Intelligenz (KI) und Datenanalysen zu arbeiten. Kosten sollen die beiden neuen digitalen Superhirne 115 Millionen Euro - finanziert jeweils hälftig vom Bund und Land.
Uni Stuttgart hat bereits einen der leistungsfähigsten Supercomputer
Was sich wie Science Fiction anhört, soll dabei schon rasch Realität werden: Der erste der beiden Supercomputer "Hunter" wird Ende 2024 installiert und geht 2025 in Betrieb, so der Plan. Er löst den bisherigen Höchstleistungsrechner "Hawk" ab und übernimmt auch dessen Rechenraum. Mit "Hawk" betreibt das Stuttgarter HLRS schon heute nach eigenen Angaben einen der leistungsfähigsten Supercomputer der Welt. "Hunter" wird zwar nicht sehr viel rechenstärker sein, er soll allerdings deutlich energieeffizienter arbeiten.
Zwei Jahre später soll "Hunter" dann um den Supercomputer "Herder" ergänzt werden. Dieser verspricht, nochmal deutlich leistungsstärker zu sein. Er erhält ein eigenes Gebäude, der Spatenstich ist für Ende 2024 angedacht. "Herder" ist auf "Exascale"-Leistung ausgelegt, also besonders große Rechenleistung. Heiko Meyer von Hewlett-Packard Enterprise veranschaulicht die neue Rechenleistung so: "Stellen Sie sich vor, jeder Mensch auf dieser Welt, also etwa acht Milliarden Menschen, macht eine Transaktion zur selben Zeit, und das vier Jahre lang. Das kann so ein Supercomputer in einer Sekunde leisten."
Höchstleistungsrechner benötigen so viel Strom wie Freiburg
Rund fünf Megawatt sollen die beiden neuen Supercomputer verbrauchen. Das sind laut dem HLRS-Direktor Michael Resch zwischen 100.000 und 150.000 Haushalte - also so viele, wie die Stadt Freiburg zählt. Die gesamte Abwärme soll genutzt werden, so das HLRS. Und zumindest "Hunter" wird platzsparender sein als sein Vorgänger "Hawk". Die Energie für die beiden Supercomputer kommt aus einem Mix von erneuerbaren und fossilen Energiequellen, unter anderem aus dem eigenen Kraftwerk der Universität Stuttgart.
Der neue Supercomputer soll schwerpunktmäßig für die Ingenieurwissenschaften und industrielle Anwendungen eingesetzt werden - etwa in der Entwicklung von Fahrzeugen mit geringerem Kraftstoffverbrauch oder produktiveren Windturbinen. Aber auch für groß angelegte Simulationen könnten die beiden Superrechner eingesetzt werden - beispielsweise in der Klimaforschung oder der Vorbereitung der Behörden auf Krisensituationen verursacht etwa durch Naturkatastrophen. Das teilt die Uni Stuttgart mit.
Superrechner in Stuttgart vernetzt mit München und Jülich
"Hunter" und "Herder" dürfen dabei allerdings auch nicht separat für sich gedacht werden: Das Stuttgarter HLRS ist Mitglied des Gauss Centre for Supercomputing und ist somit vernetzt mit dem Jülich Supercomputing Centre und dem Leibniz Supercomputing Centre in Garching bei München. Auch dort sollen Supercomputer auf Exascale-Leistungsniveau entstehen. Die drei Zentren bilden ein bundesweites Netzwerk.
Den Supercomputer "Herder" möchte das HLRS ab 2027 zunächst fünf bis sechs Jahre betreiben. Mitte der 2030er Jahre werde dann geschaut, wie es weitergeht.