Die "Mutterstadt Stuttgart" ("Massive Töne") verliert eins ihrer wichtigsten und ältesten Festivals: Wie die Veranstalter am Dienstag mitteilten, werden die "HipHop Open" in diesem Sommer zum letzten Mal stattfinden.
Veranstalter der "HipHop Open": Schritt fiel uns nicht leicht
Die Entscheidung zu diesem Schritt sei den Beteiligten alles andere als leicht gefallen, so der Geschäftsführer der Konzertagentur Chimperator Live, zu der die HipHop Open GmbH gehört. Es gebe aber gleich mehrere Gründe für das endgültige Aus des Festivals.
Vor allem liege das Aus der "HipHop Open" daran, dass zu wenige Tickets verkauft worden seien. Dann gebe es aber noch nachhaltige marktökonomische Gründe. Denn es gebe "Faktoren, die sich weder wegdiskutieren noch -arbeiten lassen". Und dazu gehöre, dass große Solo-Shows zwar erfolgreich seien, aber immer weniger Menschen in Deutschland, vor allem jüngere Generationen, Festivals besuchten.
Zurückhaltende Kunden, steigende Preise für Infrastruktur, weniger Sponsoren
Diese Marktsituation ließe sich deutschlandweit und sogar weltweit beobachten. Als Beispiel wurde auch das Aus für das etablierte "Melt!"-Festival in Sachsen-Anhalt genannt. Das "Melt!" gab es seit 1997. Laut Chimperator Live wirkt sich zudem aus, dass die Leute genauer auf ihr Geld schauen müssten, die Preise für Infrastruktur und Gagen gestiegen seien, es kleinere Sponsoren-Töpfe gebe und immer weniger öffentliche Förderung. "Das alles zwingt uns dazu, realistisch zu sein und dieses Herzensprojekt im Herbst zu beenden", heißt es in der dazugehörigen Mitteilung. "Das wirtschaftliche Risiko, das mit einem solchen Festival einhergeht, können wir perspektivisch nicht guten Gewissens weitertragen."
HipHop-Festival in Stuttgart pausierte bereits von 2015 bis 2023
Einst als eines der wichtigsten Rap-Festivals Europas angesehen, gab es nach 13 Jahren im Jahr 2015 schon mal ein Aus für Stuttgarts legendäres Festival. Acht Jahre später, 2023, dann das große Revival mit viel Herzblut und vielen Engagierten. Aber überleben können die "HipHop Open" in der Festival-Landschaft offensichtlich leider nicht.
Streit unter Parteifreunden Ist Stuttgart zu träge und satt? Nopper kontert Oettinger
Verschlafen, träge und satt - so hatte Ex-Ministerpräsident Oettinger Stuttgart vor Kurzem bezeichnet. OB Nopper lobt hingegen die Entwicklung der Stadt - und lädt Oettinger ein.
"Es spricht auch für unsere Stadt, dass eines der größten HipHop-Festivals Europas, die 'HipHop Open', nach achtjähriger Pause wieder zurückkehrt an den Neckar", sagte Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) im vergangenen Jahr im Streit mit Parteifreund und Ex-Ministerpräsident Günther Oettinger. Dieser hatte Stuttgart zuvor als "verschlafen, träge und satt" bezeichnet.
Bedeutung Stuttgarts für den deutschen HipHop wird nicht geschmälert
Aber auch ohne Rap-Festival am Neckar: Die Bedeutung Stuttgarts als Geburtsstadt des deutschen HipHop wird sich auch nach dem Aus der "HipHop Open" nicht verlieren. Neue Künstler und Combos gibt es - viele von ihnen sind bei Chimperator unter Vertrag.