Bilder des deutsch-italienischen Fotografen Luigi Toscano sind in der Nacht auf Dienstag in Herrenberg (Kreis Böblingen) wohl von einem 12-jährigen Jungen mit NS-Symbolen beschmiert worden. Das bestätigte die Polizei. Die 20 großformatigen Plakate waren in der Jerg-Ratgeb-Realschule im Rahmen eines Projekts auf dem Schulhof ausgestellt. Der mutmaßliche Täter verunstaltete vier der Fotografien mit Hakenkreuzen und sogenannten Hitler-Bärtchen.
Luigi Toscano zu den Schmierereien in Herrenberg:
Der in Mannheim lebende Künstler Toscano war am Dienstag nach Herrenberg gereist, um die Realschule zu besuchen. "Erst hatte ich darüber nachgedacht, die Ausstellung zu beenden", sagte Toscano dem SWR. "Aber nachdem zwei Schüler auf mich zukamen und gebeten haben, die Ausstellung weiterlaufen zu lassen, habe ich mich umentschieden." Sowohl ihm als auch den Schülerinnen und Schülern sei es wichtig, gerade jetzt Haltung zu zeigen. Die Ausstellung wird somit noch bis zum 13. Oktober in Herrenberg zu sehen sein.
Luigi Toscano: Ausstellung "Gegen das Vergessen"
Mit seiner Ausstellung "Gegen das Vergessen" bereist Toscano derzeit die ganze Welt. Das Konzept: Er porträtiert Holocaust-Überlebende und stellt große Transparente der fotografierten Gesichter auf. Über 400 Überlebende hat er nach eigenen Angaben bereits getroffen.
In großen Städten wie New York, Washington, San Francisco und Kiew stellte Toscano in den vergangenen Jahren stets gut 100 Bilder gleichzeitig aus. An Schulen, an denen die Ausstellungen inzwischen auch immer wieder stattfinden, werden für gewöhnlich 20 Transparente aufgebaut.
Ermittlungen Polizei: Zwölfjähriger soll gestanden haben
Die Polizei hatte den Vorfall zunächst nur bestätigt. Am Dienstagabend teilten die Ermittelnden mit, dass ein Zwölfjähriger die Tat eingeräumt habe. Aufgrund der Umstände sei nicht von einer politischen Motivation auszugehen. Die Ermittlungen dauern an. Der Sachschaden an den Bildern beläuft sich nach Angaben des Künstlers auf etwa 2.000 Euro
Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume hat der Nachrichtenagentur dpa zufolge angekündigt, die Schule am Mittwoch zu besuchen. Er hat sich von den Schmierereien entsetzt gezeigt.