Amena Karimyan kommt aus Afghanistan, sie war dort die erste Astronomin des Landes und musste dann vor den Taliban fliehen. Jetzt lebt sie in Böblingen. Auf dem Balkon ihrer kleinen Wohnung steht ein großes Teleskop. Amena Karimyan liebt es. Sie hat das Teleskop von einer internationalen Gesellschaft geschenkt bekommen, darauf viele Unterschriften von Nobelpreisträgern. Durch das Teleskop blickt sie jeden Abend in den unendlichen Sternenhimmel. Die Sterne zogen die 26-Jährige schon als Kind magisch an.
Sie hat in Afghanistan als Bauingenieurin gearbeitet, doch ihre Leidenschaft galt schon immer den Sternen. In ihrer Freizeit gründete Karimyan in Afghanistan die Organisation Kayhana, auf Deutsch "kleines Universum". Es war die erste astronomische Gesellschaft für Frauen in dem Land. Die BBC wählte sie 2021 zu einer der "100 inspirierendsten Frauen der Welt". Doch dann endete ihr bisheriges Leben mit der Machtübernahme der Taliban.
Im September 2021 gelang ihr nach wochenlangen Versuchen die Flucht aus Afghanistan nach Pakistan. Unterstützung erhielt sie dabei von Österreich, verschiedenen Menschenrechtsorganisationen und der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Wochen später konnte sie nach Düsseldorf fliegen und landete schließlich in Böblingen.
Heimweh ist nicht mit Worten zu beschreiben
Sie vermisse ihre Heimat, sagt sie mit zittriger Stimme. Wie es ist, das Haus, die Heimat zu verlassen, das lasse sich mit Worten nicht beschreiben. Wie es ihrer Familie geht, weiß sie nicht genau. Wie wäre ihr Leben, wenn sie dort geblieben wäre? Auf diese Frage hin blickt Karimyan auf den Boden. Sie vermutet, man hätte wohl irgendwann "ihre Leiche ohne Kopf gefunden". Es fällt ihr sichtlich schwer, über die Taliban zu sprechen. Sie sei gepeitscht und geschlagen worden.
Sie will weiter die Sterne erforschen
Amena Karimyan will hier in Deutschland auf jeden Fall mit der Astronomie weitermachen.
Wenn sie damit nicht genug Geld verdient, möchte sie noch irgendeinen anderen Job annehmen. Dann blickt sie durch das Teleskop. An diesem Abend ist nicht viel zu sehen - zu viele Wolken am schwäbischen Himmel. In Afghanistan könne man mehr sehen, meinte sie.