Bei den Warnstreiks bei der Deutschen Post AG hat die Gewerkschaft ver.di bis einschließlich Samstag nach eigenen Angaben rund 4.000 Streikende in Baden-Württemberg erwartet. Bis zum Freitagmittag hatten bereits über 3.000 Beschäftigte ihre Arbeit niedergelegt, hieß es in einer Mitteilung von ver.di. Am Samstag sollten die Warnstreiks im Bereich der Brief- und Paketzustellung noch ausgeweitet werden.
Die Gewerkschaft geht davon aus, dass es wegen der Warnstreiks auch über das Wochenende hinaus zu erheblichen Verzögerungen in der Brief- und Paketauslieferung kommt. "Diese werden sich bis in die nächste Woche ziehen," so ver.di.
ver.di: "Starker Auftakt"
Andreas Henze, ver.di Landesfachbereichsleiter für Postdienste, Speditionen und Logistik, sprach am Freitag von einem "starken Auftakt der Arbeitskampfmaßnahmen". Die hohe Beteiligung zeige, dass die Beschäftigten voll und ganz hinter der Forderung nach 15 Prozent mehr Gehalt stünden.
Tarifstreit zwischen ver.di und Deutscher Post
Die Gewerkschaft ver.di hat im Tarifstreit bei der Deutschen Post zu bundesweiten Streiks aufgerufen. Davon betroffen ist auch Baden-Württemberg. Die Gewerkschaft möchte damit in den laufenden Tarifverhandlungen den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. "Das Unternehmen gehört zu den Gewinnern der Pandemie. Jetzt ist es an der Zeit, die Beschäftigten an den hohen Gewinnen zu beteiligen", sagte Andreas Henze. In einer Pressemitteilung verwies er auf das erwartete operative Ergebnis der Deutschen Post AG in Höhe von 8,4 Milliarden Euro. Das Unternehmen habe das vergangene Jahr im November 2022 bereits als erfolgreichstes in der Konzerngeschichte bezeichnet, so Henze.
Warnstreiks sollen weitergehen
Die Warnstreiks in Baden-Württemberg laufen seit Donnerstagabend. Am Freitag beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft teils mehr Beschäftigte als erwartet - so zum Beispiel in der Region Heilbronn. Das sagte ver.di dem SWR.
Auch das Logistikzentrum der Post in Reutlingen wird bestreikt. Über die Gründe für den Streik spricht ver.di-Bezirksgeschäftsführer Benjamin Stein.
Viele Briefkästen bleiben leer
Von den Warnstreiks betroffen sind laut ver.di Brief- und Paketzentren in den Regionen Mannheim, Heidelberg (Rhein-Neckar), Karlsruhe, Pforzheim, Heilbronn, Schwäbisch Hall, Waiblingen und Schorndorf (beide Rems-Murr-Kreis), Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg), Ostalb, Offenburg (Ortenaukreis), Lörrach, Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis), Herbrechtingen (Kreis Heidenheim), Riedlingen (Kreis Biberach), Ulm und Neu-Ulm (Bayern), sowie teilweise in Freiburg und Reutlingen.
ver.di fordert 15 Prozent mehr Lohn
Der Grund für die jetzigen Warnstreiks sind vorerst gescheiterte Verhandlungen in der zweiten Tarifrunde. Die Gewerkschaft fordert 15 Prozent mehr Lohn für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten in Deutschland bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Ausbildungsvergütungen sollen nach dem Willen von ver.di für jedes Ausbildungsjahr um 200 Euro pro Monat angehoben werden. Die Post hat die Forderung zurückgewiesen. So hohe Lohnsteigerungen seien nicht zu stemmen, hieß es. Das Unternehmen dürfe die Kosten schließlich nicht in Form von Preiserhöhungen an die Kunden weitergeben.
In Baden-Württemberg arbeiten rund 25.000 Beschäftigte bei der Deutschen Post AG, davon sind rund 14 Prozent verbeamtet. Die Tarifverhandlungen gehen am 8. und 9. Februar weiter.