US-Sanktionen gegen Rahmani-Imperium

Korruptionsvorwürfe gegen Investor: Zukunft des Quantenlabors in Ehningen unklar

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Autor/in
Tina Fuchs
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Marcel Fehr
Marcel Fehr auf der CMT

Bestechung, Wettbewerbsbetrug und Steuerhinterziehung: Das sind die Vorwürfe der amerikanischen Regierung gegen den afghanischen Investor Ajmal Rahmani. Für das Quantenlabor in Ehningen könnte das schwerwiegende Folgen haben.

Eigentlich sollte in Ehningen (Kreis Böblingen) die Zukunft beginnen: Mit einem Forschungsschwerpunkt für Quanten-Computing und Europas einzigem kommerziellen Quantencomputer wurde im Frühjahr das Quantenlabor Q.AX eröffnet. Die ehemalige Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich dafür eingesetzt, dass das amerikanische IT-Unternehmen IBM den Megacomputer nach Ehningen bringt. Dort liegt der deutsche Standort für Forschung und Entwicklung des US-Giganten. Doch nachdem nun Korruptionsvorwürfe gegen den Investor des Projekts erhoben wurden, steht am Standort Ehningen einiges auf der Kippe.

Militär und Politik: Rahmani-Imperium in Afghanistan

Das Forschungslabor Q.AX hat vor allem Ajmal Rahmani, ein Investor aus Afghanistan, möglich gemacht. Er hat das ganze ehemalige Gelände von IBM gekauft, um hier das Stadtquartier Quantum Gardens zu entwickeln, auf dem auch das Q.AX steht.

Der Journalist Emran Feroz kennt die Geschichte der Rahmanis. Mit der Familie Rahmani verbinde man laut Feroz meist Vater Mir Rahmani und seinen Sohn Ajmal Rahmani. "Mir Rahmani gehörte zu den wichtigsten Contractors des US-Militärs in Afghanistan, das heißt, er hat vor allem in logistischer und militärischer Hinsicht, sehr eng mit den US-Truppen dort zusammen gearbeitet und wurde dadurch auch sehr früh zum Multimillionär", erklärt der Afghanistan-Experte.

Durch dieses ganze Geld, das über die Jahre zusammengekommen ist, konnten sich die Rahmanis dann auch in die Politik einkaufen. Bis zuletzt war Mir Rahmani Präsident des Afghanischen Parlaments.

Auslöser für die Tumulte im afghanischen Parlament 2018 sollen wohl gekaufte Mandate der Rahmanis gewesen sein. 2020 standen sie dann durch den als Cyprus Papers bekannt gewordenen Datenleak international in den Schlagzeilen: Sie enthüllten, dass sich die Rahmanis Europäische Pässe gekauft hatten. Danach machten sie ihre Geschäfte beispielsweise in Ehningen.

US-Regierung erhebt Korruptionsvorwürfe

Das Geld, um das IBM Gelände in Ehningen zu kaufen, stammt mutmaßlich aus korrupten Geschäften in Afghanistan. Die Rahmanis sollen dem amerikanischen Militär Kraftstoff zu überhöhten Preisen verkauft haben. Teilweise seien die Lieferungen ausgeblieben. Bestechung, Ausschalten von Konkurrenten, Steuerhinterziehung - das alles wirft ihnen jetzt die Amerikanische Regierung vor. Sie hat gegen das Imperium der Rahmanis Sanktionen verhängt.

Dagegen wolle Ajmal Rahmani vorgehen, erklärt sein Sprecher Klaus Fockenberg: "Herr Rahmani weist diese haltlosen und falsch dargestellten Behauptungen kategorisch zurück. Deshalb wurde jetzt auch umgehend ein Team von Anwälten beauftragt , um sowohl in Deutschland als auch in den USA diese Behauptungen zu widerlegen - und Herr Rahmani ist da sehr zuversichtlich."

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Konsequenzen für Quanten-Standort Ehningen

Die Sanktionen der US-Regierung wirken auch auf Geschäftspartner: Wer mit den Rahmanis oder ihren Firmen Geschäfte macht, muss ebenfalls mit Sanktionen rechnen. So muss sich IBM möglicherweise aus den Gebäuden zurückziehen, die es von Rahmani in Ehningen gemietet hat.

Beim Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, das Q.AX mit der Rahmani-Firma Ozean Group GmbH betreibt, kann man die Konsequenzen noch nicht absehen. Für das Staatsministerium von Baden-Württemberg kamen die Enthüllungen nach eigener Aussage überraschend. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte das Q.AX damals feierlich eingeweiht. Weniger Meter neben ihm: der nun in der Kritik stehende Ajmal Rahmani. Es sei nicht realistisch, beispielsweise vor Terminen des Ministerpräsidenten, Personen strafrechtlich zu überprüfen, so das Staatsministerium.

Für den Afghanistan-Experten Emran Feroz ist das jedoch wenig überzeugend: "Ich denke, die meisten Hintergründe bezüglich der Familie Rahmani hätte man auch ganz einfach recherchieren können, durch eine einfache Google-Suche. Man braucht dafür kein Afghanistan Experte zu sein."

Klar ist: Ajmal Rahmani, aus einem kleinen Dorf im Norden Afghanistans, hat es mit Q.AX ins Zentrum der internationalen Quantenforschung geschafft. Wie es in Ehningen nun weiter geht, ist dagegen unklar.

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