Der Kreis Bergstraße ist bei der Aufnahme von Geflüchteten an der Belastungsgrenze. Hunderte von Menschen leben seit Monaten in Notunterkünften - ohne Perspektive, dass sich daran etwas ändert, sagt Matthias Schimpf (Grüne), der als Kreisbeigeordneter für die Geflüchteten zuständig ist.
Laut Landrat Christian Engelhardt (CDU) fehlt es an Wohnraum und Personal, um die Menschen angemessen zu betreuen. In Groß-Rohrheim ist die "Känguru-Insel", ein ehemaliger Indoor-Spielplatz, notdürftig zur Unterkunft für Geflüchtete umgebaut worden. Eigentlich ist die Halle eine Gewerbe-Immobilie.
Kaum Privatsphäre in Unterkunft in Groß-Rohrheim
In der Halle stehen Bauzäune und die "Zimmer" sind mit weißen Planen abgeteilt. Nach oben hin sind sie offen. Von Privatsphäre kann kaum die Rede sein. In jeder Parzelle leben zwei bis acht Menschen. Insgesamt könnten 300 Menschen in der Halle unterkommen, aktuell sind es etwas mehr als die Hälfte, sagt Matthias Schimpf.
Nur Geflüchtete aus der Ukraine
In der Unterkunft in Groß-Rohrheim leben ausschließlich Menschen aus der Ukraine. Meist sind es Ehepaare oder Mütter mit Kindern, selten Einzelpersonen. Das Essen bringt ein Catering-Unternehmen. Toiletten und Waschräume sind in Containern im Außenbereich installiert. Wann die Menschen in Wohnungen umziehen können, ist nicht absehbar.
Unterkunft in Bensheim: Junge Männer und Familien
Ähnlich organisiert ist die Unterkunft für Geflüchtete in Bensheim. Die Parzellen sind in Zelte eingebaut, ebenso der Speisesaal. 1.000 Menschen können hier insgesamt unterkommen, so der Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf (Grüne).
Das Rote Kreuz leitet die Unterkunft. Es gibt außerdem rund um die Uhr einen Sicherheitsdienst. In Bensheim sind nur Menschen untergebracht, die einen Antrag nach dem Asylrecht stellen. Das sind zum Großteil allein geflüchtete junge Männer, aber auch Familien mit kleinen Kindern.
Probleme mit der Sauberkeit in Bensheimer Unterkunft
Das Gelände ist nur teilweise asphaltiert, Schuhe und Böden werden dadurch schnell schmutzig. Insgesamt gebe es Probleme mit der Sauberkeit, sagen die Verantwortlichen.
Die Menschen aus sogenannten Drittstaaten - wie der Türkei oder Afghanistan - haben nur geringe Chancen auf ein Bleiberecht. Außerdem dürfen sie nicht arbeiten. Weil dieser unterschiedliche Status der Geflüchteten schwierig ist, habe man entschieden, die Nationalitäten zu trennen.
Knapp ein halbes Jahr leben manche Menschen in Unterkünften, die eigentlich für zwei, drei Wochen gedacht waren. Wöchentlich kommen 60 bis 70 neue dazu. Aktuell leben im Kreis Bergstraße etwas mehr als 1.500 Personen in notdürftigen Unterkünften, sagt der Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf. Wie und wann wie wohin weiterverteilt werden können, ist ungewiss.