Die Mischung aus Live-Musik und Geschichten aus dem spirituellen Leben der US-amerikanischen Sängerin Taylor Swift zog die Massen in die Heiliggeistkirche, ins Zentrum der Heidelberger Altstadt. Nach Angaben der Veranstalter besuchten über 1.000 Menschen am Sonntag die beiden Gottesdienste. Darunter waren viele Fans der Popsängerin, die sich selbst "Swifties" nennen, aber auch Senioren und Familien mit Kleinkindern
Dass die echte Taylor Swift nicht auftrat, schien niemand zu stören. Die Besucherinnen und Besucher waren nach dem Live-Konzert der vierköpfigen Band mit Sängerin Tine Wiechmann und den Ansprachen von Pfarrer Vincenzo Petracca begeistert.
Pfarrer spricht auch US-Wahlen, Terror und Frauenrechte an
Es wurde zwischenzeitlich auch politisch: Die US-Wahlen im Herbst, Terror, Frauenrechte und die Stärkung von queeren Menschen waren nur einige Themen, die zwischen den Songs angesprochen wurden. Petracca und sein Team ging es vor allem darum, zu hinterfragen, wie sich Taylor Swift mit ihrer eigenen Spiritualität und anderen gesellschaftlichen Themen auseinandersetzt.
"Taylor Swift"-Gottesdienst mit Weihnachtssong im Frühling
Ein zunächst ungewöhnlicher Moment: Die Band performte bei sommerlichen Temperaturen von über 20 Grad den Song "Christmas Must Be Something More", den Taylor Swift im Jahr 2007 veröffentlicht hat. Die Popsängerin schaue darin kritisch auf das Weihnachtsfest, erklärt Pfarrer Petracca in seiner Andacht. Denn: Weihnachten sei etwas Heiliges und nichts Oberflächliches. Etwas Oberflächliches - damit meint Petracca die Konsumgesellschaft mit den vielen Weihnachtsgeschenken.
Weil der Andrang auf die beiden "Taylor Swift"-Gottesdienste so groß war, mussten die Gäste vorab online kostenlose Sitzplätze buchen. Sie waren innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Mit dem Musik-Gottesdienst sollten auch Menschen erreicht werden, die sonst nicht in die Kirche gehen, sagt Petracca.
Die "Taylor Swift"-Gottesdienste waren Teil der Reihe "Citykirche Rock 'n' Pop". Sie gibt es schon seit neun Jahren in Heidelberg. Zu einem "Michael Jackson"-Gottesdienst kamen im vergangenen Jahr bereits fast 600 Besucherinnen und Besucher. Bei diesen besonderen Gottesdiensten geht es immer darum, Kirche etwas anders zu denken, sie neu zu interpretieren.