Das Tageshospiz in Ilvesheim (Rhein-Neckar-Kreis) ist etwas ganz Besonderes. Dort finden unheilbar kranke Menschen etwas, das ihnen tagsüber, wenn ihre Angehörigen bei der Arbeit sind, oft fehlt: Gemeinschaft und Geborgenheit. In ganz Baden-Württemberg gibt es nur zwei Einrichtungen dieser Art - beide in der Rhein-Neckar-Region.
Gemeinsame Zeit mit anderen Betroffenen
"Am Anfang war ich erschrocken, als es hieß, probieren Sie doch mal das Tageshospiz", erzählt Heinz Winnewisser. "Ich habe gedacht, jetzt geht´s ans Sterben, jetzt bin ich komplett abgeschrieben." Inzwischen ist der 68-jährige Rentner aus Schönau im Odenwald (Rhein-Neckar-Kreis) froh, dass er zweimal pro Woche mit einem Krankentransport nach Ilvesheim gebracht wird. Denn im Tageshospiz der Caritas geht es darum, möglichst gut zu leben.
Winnewisser sitzt mit drei anderen Gästen am Frühstückstisch. Hier im großen, hellen und freundlichen Wohnraum mit angeschlossener Küchenzeile wird gemeinsam gegessen, gespielt, geredet und sich ausgeruht. Alle hier haben eine ähnliche Erfahrung gemacht: Nach der Krebsdiagnose, den Behandlungen, die keine Heilung brachten und als Palliativpatienten wollen sie zwar zu Hause bei ihren Angehörigen bleiben, aber tagsüber nicht alleine sein.
Entlastung für die Angehörigen
Das Wissen, dass die eigenen Tage gezählt sind, macht oft einsam und traurig. Viele pflegende Angehörige geben alles, kommen aber auch selbst an ihre Grenzen. Hier bietet das noch recht neue Konzept des Tageshospizes Entlastung für die Familien. Und die Schwerkranken sagen, sie selbst hätten dadurch mehr Lebensfreude und Kraft gewonnen für die Zeit, die noch bleibt. In ganz Deutschland gibt es 19 dieser Einrichtungen, in Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis) hat Anfang März das zweite Tageshospiz Baden-Württembergs eröffnet.
Der Bedarf ist groß
Das Tageshospiz der Caritas in Ilvesheim war das erste im Land. Leiterin Petra Waßmer blickt inzwischen auf 15 Monate Praxis zurück und ist davon überzeugt, dass sich dieses Angebot etablieren wird, weil der Bedarf für eine gute und längere Begleitung für Schwerkranke groß sei.
Acht Plätze gibt es in Ilvesheim, zum Team gehören zwei Pflegekräfte mit einer Palliativ-Zusatzausbildung, ehrenamtliche Hospizbegleiter und Atem-, Kunst- und Musiktherapeuten.
Gespräche und Geborgenheit geben Kraft
Ingrid Lehmann ist 86 Jahre alt und froh, dass sie sich getraut hat, am Schnuppertag her zu kommen. Das war im vergangenen Juni, nachdem bei ihr Krebs diagnostiziert wurde und sie sich gegen eine Chemotherapie entschieden hat. Inzwischen ist sie fast täglich hier. Sie hat zwei Töchter und Enkel, die sich liebevoll um sie kümmern – trotzdem glaubt sie, dass die Gespräche und die Geborgenheit, die sie im Tageshospiz findet, mit ein Grund sind, dass sie heute noch lebt.
Tanja Sigmund hat mehr als 30 Jahre als Pflegerin in der Intensivmedizin gearbeitet. Die Arbeit hier im Hospiz, sagt sie, sei ein großer Gewinn - auch für sie. Denn was viele Menschen am Ende ihres Lebens brauchen, ist Zeit und Zuwendung. Und das kann sie ihnen hier geben, das sei "Luxus".
Finanzierung durch Krankenkassen und Spenden
Voraussetzung für einen Platz im Tageshospiz ist eine ärztliche Bescheinigung, dass eine unheilbare, fortschreitende und lebensbegrenzende Krankheit vorliegt. Mit den großen gesetzlichen Krankenkassen gibt es Versorgungsverträge, die Kosten werden übernommen. Exakt 330 Euro beträgt der Tagessatz derzeit, finanziert wird das Angebot über die Kassen und über Spenden.
Heinz Winnewisser ist dankbar, dass er einen Platz im Ilvesheimer Tageshospiz gefunden hat. "Seit ich hier bin, fühle ich mich viel ausgeglichener. Und das", sagt er, "hilft auch meiner Frau."