Amerikanische Studenten sieben Erdaushub im Wald bei Buchen

No one left behind - Keiner wird zurückgelassen

US-Forscher suchen nach Opfern eines Flugzeugabsturzes 1944 bei Buchen

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Wer im Ausland fällt, wird zurückgeholt. Das verspricht das US-Militär seinen Truppen. Jetzt suchen Experten die Überreste von drei jungen Soldaten im Wald bei Buchen.

In Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis) heulten die Sirenen: Luftalarm! Dann gab es einen Knall, zwei amerikanische Flugzeuge stießen in der Luft zusammen, krachten in den Wald. Ein Ereignis, an das sich noch viele alte Buchener erinnern. Es war der 30. Dezember 1944.

Mehr als 100 Flugzeuge waren auf dem Weg von England nach Mannheim unterwegs, um dort ihre Bomben abzuwerfen. Den Crash der zwei Maschinen am Himmel über Buchen überlebten nur wenige der Besatzungsmitglieder, sie wurden von deutschen Soldaten gefangen genommen.

Drei Soldaten gelten bis heute als vermisst

Die tödlich verletzen Opfer des Absturzes wurden geborgen und begraben, aber von drei Männern fehlt bis heute jede Spur. Jetzt suchen erneut amerikanische Wissenschaftler nach ihren Überresten im Buchener Stadtwald. Ein Team der Indiana University aus Pennsylvania ist für vier Wochen vor Ort, um in einem abgesteckten Gebiet sprichwörtlich keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Professoren und Studenten der Archäologie, der Geophysik, der Medizin und Forensik wollen den vermissten Soldaten auf die Spur kommen.

Ein junger Mann gräbt mit einer Schaufel im Waldboden

"Die Hinterbliebenen interessiert das sehr, was wir hier machen - und Amerika interessiert das auch", sagt Projektleiterin Andrea Palmiotto. Der Einsatz in Buchen soll auch den Angehörigen Gewissheit geben.

"Für viele Familien ist da auch nach Jahrzehnten noch eine große Trauer, ein großes Loch. Vielleicht können wir Trost bringen."

Im Wald bei Buchen dreht sich in diesen Wochen alles um Wylie W. Leverett, Robert J. Mihovich und James Tiffany: Junge Soldaten, die im Dienst für Amerika ums Leben gekommen waren und bis heute als vermisst gelten: Für das Verteidigungsministerium und die Militär-Archive, vor allem aber für ihre Familien und Nachkommen in den USA.  

US-Wissenschaftler bei Grabungen im Stadtwald Buchen

"No one left behind", keiner wird zurückgelassen – das verspricht das US-amerikanische Militär seinen Soldatinnen und Soldaten. Wer im Ausland fällt, wird zurückgeholt, wie und wann auch immer. Zuständig dafür ist der Suchdienst des US-Verteidigungsministeriums, die Defense POW/MIA Accounting Agency (DPPA).

Millionen Dollar für die Suche

Seit zwölf Jahren werden auch in Europa wieder die Überreste gefallener Soldaten verstärkt gesucht – ein Unternehmen, für das der DPPA jährlich eine dreistellige Millionensumme aus dem Haushalt des Verteidigungsministeriums in Washington zur Verfügung stellt. Überall in Europa sind die Wissenschaftler unterwegs - immer dort, wo amerikanische Soldaten im Zweiten Weltkrieg umgekommen sind. Mehrere zehntausend Amerikaner gelten bis heute als vermisst. "Missing in action", verschwunden in der Ausübung ihres Dienstes.

Amerikanische Wissenschaftler untersuchen mit hochmodernen Geräten den Wald bei Buchen

Wo also sind Wylie W. Leverett, Robert J. Mihovich und James Tiffany? Die Stelle, wo vor fast 80 Jahren die Flugzeuge in den Buchener Wald gekracht sind, ist bekannt. Schon 2019 waren hier amerikanische Archäologen und freiwillige Helfer mit Grabungen beschäftigt. Sie fanden in sechswöchiger mühsamer Arbeit Wrackteile, Armaturen der Cockpits, persönliche Gegenstände, Fetzen von Uniformen. Auch winzige Knochensplitter siebten sie aus dem Bodenaushub heraus, die zur DNA-Analyse in die USA gebracht wurden. Auch amerikanische Medien berichteten seinerzeit ausführlich über die Such-Arbeiten im Odenwald.

Der entscheidende Fund aber blieb aus: Konkrete Hinweise auf die drei jungen Soldaten: Pilot, Co-Pilot und Besatzungsmitglied, Wylie, Robert und James. Die will nun das Team aus Pennsylvania finden. Insgesamt fünf Wochen haben die Männer und Frauen dafür Zeit

Absoluter Gänsehaut-Moment

Bill Chadwick ist Professor für Geophysik an der Indiana-Universtität und leitet die Studenten im Buchener Unterholz an. Für ihn ist es nicht der erste Einsatz dieser Art, und doch immer wieder berührend.

"Wir sind nicht wegen der Flugzeugteile hier. Wir sind wegen der Menschen hier."

"Wenn wir etwas finden, was zu einem Menschen gehört - einen Knochen, oder auch persönliche Gegenstände - dann ist das ein absoluter Gänsehaut-Moment. Dann wissen wir, wofür wir das hier machen."

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