Stadt prüft Sicherheit und will Mängel aufarbeiten

Mannheimer Fahrlachtunnel: Termin für Öffnung noch nicht sicher

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Die Stadt Mannheim ist zuversichtlich, dass der Fahrlachtunnel bis zum Start der Bundesgartenschau im April zumindest teilweise geöffnet werden kann. Sicher ist das aber nicht.

Nach dem Desaster, das die Prüfung des Fahrlachtunnels durch eine Projektgruppe aufgedeckt hat, blickt die Stadt Mannheim nach vorn. Man habe aus den Versäumnissen der Vergangenheit gelernt, sagte die zuständige Dezernentin Diana Pretzell (Grüne) dem SWR. Statt der früher völlig unklaren Zuständigkeiten seien die Kompetenzen für Wartung und Kontrolle der wichtien Infrakstruktur inzwischen klar geregelt.

Soll heißen: Es gibt einen Tunnel-Manager und ein klar definiertes Projektmanagement. Die Projektgruppe hatte ermittelt, dass der schlechte Zustand des seit eineinhalb Jahren gesperrten wichtigen Tunnels auf das Versagen der Stadtverwaltung über Jahre hinweg zurückzuführen war.

Pretzell zeigte sich zuversichtlich, dass der Fahrlachtunnel zum Start der Bundesgartenschau im April zumindest teilweise geöffnet werden kann. Die sogenannte Notertüchtigung sei auf dem Weg. Allerdings müsse noch ein Brandrauchversuch durchgeführt werden, erst danach könne man entscheiden.

Lange Mängelliste beim Mannheimer Fahrlachtunnel

In einer Ausschusssitzung am Dienstag in Mannheim waren die Ergebnisse der Mängel-Untersuchung des Fahrlachtunnels vorgestellt worden. Resultat in Noten: Mangelhaft bis ungenügend. Organisatorische Versäumnisse der Stadt seien der Grund für den schlechten Zustand des Fahrlachtunnels, so die jetzigen Verantwortlichen.

Der Tunnel ist seit rund eineinhalb Jahren aus Sicherheitsgründen voll gesperrt, dadurch kommt es regelmäßig zu Staus auf den überlasteten Ausweichstrecken. Er ist Teil der Mannheimer Südtangente und entlastet normalerweise einen großen Teil der Innenstadt vom Durchgangsverkehr.

Mängelliste zum Fahrlachtunnel Mannheim: Stadt hat "geschlampt"

Die Schilderung der verantwortlichen Projektkoordinatoren sorgte bei den Ausschussmitgliedern für Kopfschütteln und Fassungslosigkeit. Laut einer Pressemitteilung der Stadt liegen die Probleme zwischen 16 und 30 Jahre zurück. Die Projektgruppe könne nur auf eine unzureichende und veraltete Aktenlage zurückgreifen. Planungsfehler und nicht durchgeführte Funktionstests zwischen 1994 und 2020 machten nun deutlich, dass die damals zuständigen Verantwortlichen wohl, salopp gesagt, "geschlampt" haben müssen.

"Mit aufwändigen Recherchen konnte eine dringend notwendige Fehleranalyse vorgenommen werden. Klar ist nun: Der schlechte Zustand der technischen Anlagen resultiert aus einem gesamtorganisatorischen Versagen."

Zwei Mängel am Mannheimer Fahrlachtunnel besonders gravierend

Die zwei größten Mängel betreffen die Flucht- und Rettungswege und die Entlüftung des Tunnels im Brandfall. Sie seien für eine Selbst- und Fremdrettung völlig unzureichend. Zudem habe die vorhandene Tunnellüftung nicht genügend Leistung. Außerdem funktioniere das Zusammenspiel mit der Sensorik und der Leittechnik nicht. Diese Fehler seien bereits in der Bauphase gemacht worden, so die Analyse der Projektkoordinatoren.

Vor BUGA23 müssen Mängel am Mannheimer Fahrlachtunnel beseitigt werden

Ein weiterer wichtiger Punkt betreffe den Umgang mit der Richtlinie für die Ausstattung und den Betrieb von Tunneln aus dem Jahr 2006, heißt es in der Mitteilung der Stadt. Diese Fassung enthielt weitreichende organisatorische und technische Vorgaben, die in Mannheim nicht, beziehungsweise erst spät und unstrukturiert umgesetzt wurden, so Projektleiter Alexander Hofen-Stein.

Es könne nicht nachvollzogen werden, weshalb die Verwaltung damals die Novellierung der Tunnelrichtlinien nicht bemerkt habe. Die nun durchzuführende sogenannte "Notertüchtigung" solle noch vor dem Start der Bundesgartenschau im April abgeschlossen werden. Damit wäre der Tunnel wieder befahrbar.

"Wir sehen aber im Ergebnis, dass wir nun - 16 Jahre später - die Umsetzung in kürzester Zeit auf den Weg bringen müssen."

Aus Fehlern lernen: Ab jetzt soll alles transparenter werden

Die Verwaltung müsse nun aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, sagt Diana Pretzell. Hierzu gehöre unter anderem, dass mit definierten Projektstrukturen transparente Informations- und Handlungswege gewährleistet sowie Entscheidungen nachvollziehbar dokumentiert werden. Im Bereich der kritischen Verkehrsinfrastrukturen werde nun ein Prozessmanagement mit einem engmaschigen Monitoringsystem weiter ausgebaut.

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Zuständigkeit für Fahrlachtunnel liegt allein bei Stadt Mannheim

Zuständig für den Betrieb, die Unterhaltung und die Wartung von Bauwerken wie dem Fahrlachtunnel sind in Städten mit mehr als 80.000 Einwohnern die Kommunen, auch wenn die Bauwerke Teil einer Bundesstraße sind. Bei Tunnels außerhalb der Gemeinden, wie etwa auf er B535 bei Schwetzingen (Rhein-Neckar-Kreis) trägt dagegen das Regierungspräsidium die sogenannte Baulast.

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SWR

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