Es war ein Albtraum für die Familie Lenk im Hardheimer Ortsteil Bretzingen: An einem Morgen Mitte Dezember prallte ein Lastzug praktisch ungebremst gegen ihr Haus in der Ortsmitte. Die Familie blieb unversehrt, aber das erst sechs Jahre alte Haus wurde schwer beschädigt.
Rund 200.000 Euro Reparaturkosten werden fällig, so demoliert ist das Gebäude im Erdgeschoss. Für die Lenks aber am schlimmsten: Es war nicht das erste Mal, dass an dieser Stelle Autos oder Lastwagen die Kurve nicht kriegen und ins Haus krachen.
Behörden tun sich schwer
Die Ortsdurchfahrt im kleinen Bretzingen ist eng und kurvig, es gilt Tempo 50. Die Gefahrenlage zu entschärfen ist offenbar schwierig. Alexander Imhof vom Gemeindeverwaltungsverband Hardheim-Walldürn sagte bei der Verkehrsschau am Donnerstag, es sei nach der Straßenverkehrsordnung nicht ohne weiteres möglich, die Geschwindigkeit im Ort auf 30 Kilometer pro Stunde zu reduzieren. Auch das Aufstellen von Blitzern sei problematisch und teuer.
Familie will Betonmauer
Die Behörden denken jetzt daran, die Kurve „besser darzustellen“, zum Beispiel, indem Markierungen auf die Kurve hinweisen oder die Bordsteine besser markiert werden. Die Familie Lenk möchte eine Betonmauer errichten. Das müsse geprüft werden, sagte Imhof dem SWR. Wer die Kosten dafür tragen soll, sei allerdings nicht geklärt.
Gabionen verhindern das Schlimmste
Die Familie hat schon durch den Bau einer massiven Mauer mit Stahlkorb das Schlimmste verhindert. Diese Gabionen haben den Lastwagen nach rechts abgewiesen und damit verhindert, dass er über die Terrasse direkt ins Haus gefahren ist.
Dennoch ist der Schaden groß: Die Grundmauern sind beschädigt, Wände, Estrich, Bodenbeläge komplett verzogen, dicke Risse in der Wohnzimmerwand, draußen sind die Gabionen verbeult, das Glasdach der Terrasse ist beschädigt, die Regenrinne abgerissen.
Wie durch ein Wunder ist bei dem jüngsten Unfall niemand verletzt worden, Frau und Kind saßen noch wenige Minuten zuvor im Wohnzimmer auf der Couch. "Wenn mein Auto noch vor der Hauswand gewesen wäre, hätte der Lkw den Wagen durch die Wand ins Wohnzimmer geschoben", sagt Lenk. "Ob wir da noch weggekommen wären?", fragt er sich. Den Wagen hatte er erst kurz vor dem Unfall umgeparkt.
Schon zahlreiche ähnliche Unfälle
Wenn im Frühjahr die Reparaturarbeiten am Haus beginnen, muss die Familie Lenk für sechs Monate ausziehen, in eine Ferienwohnung vielleicht. Das alles wäre ja noch irgendwie zu machen, sagt Jürgen Lenk, wenn da nicht diese Vorgeschichte wäre:
Schon im April 2022 hatte ein Lkw die Kurve nicht gekriegt und war in die Gabionen gefahren. Rund zwei Jahre zuvor: Das Gleiche mit einem Auto. "Und in den Vorgängerbau unseres Hauses sind mindestens sieben-, achtmal Autos rein gefahren", sagt der Familienvater.
Die Kurve hat es also seit Jahrzehnten in sich. Spontan hat nach dem jüngsten Unfall ein Baustoffhändler riesige Betonquader vor das Haus gestellt, die vorübergehend Schutz bieten sollen.