Kliniken in der Dauerkrise

Heidelberger Krankenhäuser fusionieren und Neckar-Odenwald-Kliniken vor Millionenverlust

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Seit 2019 haben die Krankenhäuser in Mosbach und Buchen ihr Defizit deutlich verringert. Jetzt steigen die Verluste wieder. Heidelberger Salem und St. Vincentius fusionieren.

Die Neckar-Odenwald-Kliniken verzeichnen für das vergangene Jahr ein Defizit von rund drei Millionen Euro. Das vergleichsweise gute Ergebnis sei allerdings nur auf mehrere Sonder- und Einmalzahlungen von Bund, Land und Pflegekassen zurückzuführen, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende der kommunalen Kliniken, Landrat Achim Brötel. Für das laufende Jahr zeichne sich ab, dass die Krankenhäuser in Buchen und Mosbach wieder sehr viel tiefer in die roten Zahlen rutschen, so Brötel.

Demnach haben die Neckar-Odenwald-Kliniken im ersten Quartal 2024 schon mehr Verluste gemacht als im gesamten Jahr 2023 - also mehr als drei Millionen Euro von Januar bis Ende März. Dass das ein bundesweiter Trend ist, tröstet den Aufsichtsratsvorsitzenden Brötel wenig.

"Wenn wir die Zahlen des ersten Quartals hochrechnen, kommen wir auf ein Defizit von zehn bis 12 Millionen Euro", so Brötel. Denn 2024 gebe es keine Sonderzahlungen mehr, dafür aber weiter steigende Personal- und Energiekosten. Außerdem müsse man mit den Unsicherheiten einer vom Bund schlecht geplanten Krankenhaus-Strukturreform leben.

2024 wird das Jahr der Wahrheit für viele Krankenhäuser.

Nicht nur Kliniken im Neckar-Odenwald-Kreis betroffen

Die Krankenhäuser im strukturschwachen Neckar-Odenwald-Kreis sind kein Einzelfall. Aktuell sind nach Brötels Angaben 40 Krankenhäuser bundesweit in Insolvenz, diese Zahl werde sich im laufenden Jahr möglicherweise verdoppeln. Viele kommunale Träger werden daher die Häuser schließen müssen oder sie an private Klinik-Unternehmen verkaufen, so die Befürchtung.

Ein Krankenpfleger geht über einen Krankenhausflur.
Die Krankenhäuser im Land befürchten massive Defizite und fordern mehr finanzielle Unterstützung.

"Die Akutkrankenhäuser in Mosbach und Buchen sind schlicht unverzichtbar für die Menschen", sagt Landrat Brötel, der Neckar-Odenwälder Kreistag stehe zu seinem Beschluss, die Kliniken in kommunaler Trägerschaft zu behalten, sie also nicht zu verkaufen.

Wir werden alles tun, um diese Krankenhäuser zu erhalten!

Heidelberger Salem und St. Vincentius werden zusammengelegt

Um die beiden Krankenhäuser Salem und Vincentius erhalten zu können, werden sie zusammengelegt. Das hat die Evangelische Stadtmission als Träger am Dienstag mitgeteilt. Ab Mitte des Jahres sollen sie dann unter dem Dach des Salem in Heidelberg-Handschuhsheim firmieren. Beide Krankenhäuser kämpfen schon länger mit wirtschaftlichen Problemen - seit Februar läuft deshalb am Heidelberger Amtsgericht ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung.

Hintergrund der wirtschaftlichen Schieflage sind nach Angaben der Evangelischen Stadtmission unter anderem die gestiegenen Energie- und Sachkosten, außerdem steigende Kosten für Investitionen. Zusätzlich kämpfen beide Häuser mit einem Mangel an Personal und seit der Corona-Pandemie auch mit einem Rückgang an Patienten.

Wir haben viele Gespräche geführt und eng mit Sanierungsspezialisten zusammengearbeitet, um die Krankenhäuser bestmöglich aufzustellen.

Die Zusammenlegung sei sinnvoll, um strukturelle Defizite auszugleichen und voneinander zu profitieren. Nun freue man sich auf die Zusammenarbeit. Im Salem und St. Vincentius in Heidelberg werden pro Jahr rund 23.000 Patienten ambulant und stationär behandelt.

Ein Krankenbett in einem Flur
Zu akut bedrohten Kliniken gehören vor allem kleinere, wenig spezialisierte Krankenhäuser

Ausgaben übersteigen Einnahmen

Das Problem der Unterfinanzierung von Krankenhäusern und die Tatsache, dass die Ausgaben die Einnahmen weit übersteigen, ist deutschlandweit bekannt. Im vergleichsweise wohlhabenden Rhein-Neckar-Kreis haben die GRN-Kliniken im vergangenen Jahr ein Minus von rund 24 Millionen Euro verzeichnet - Negativ-Rekord für die kreiseigenen Häuser in Sinsheim, Schwetzingen, Weinheim und Eberbach.

Hier heißt es aktuell: Zwar ist die Zahl der Patienten im ersten Quartal 2024 gestiegen, an den politischen Rahmenbedingungen zur Refinanzierung der Kosten hat sich aber nichts verändert. "Damit müssen wir auch für dieses Jahr - wie bereits schon im Jahr 2023 - mit einem deutlich negativen Ergebnis rechnen", so eine Sprecherin der GRN-Kliniken auf SWR-Anfrage.

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