Seit 2019 war der Heidelberger Virologe Hans-Georg Kräusslich Dekan der Medizinischen Fakultät und damit auch Vorstandsmitglied des Universitätsklinikums. Während der Pandemie erklärte und ordnete er viele Themen rund um Corona für die Öffentlichkeit ein - unter anderem auch im SWR. Am Freitag hat Kräusslich sein Amt an den Genomforscher Michael Boutros übergeben und fast gleichzeitig einen neuen Job übernommen. Seit dem 1. Oktober ist er Präsident der Akademie der Wissenschaften in Heidelberg.
Was ist die Akademie der Wissenschaften?
Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist eine traditionsreiche Einrichtung, die 1909 gegründet wurde. Die Grundidee ist, die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter ein Dach zu bekommen und zwar sowohl aus den naturwissenschaftlichen als auch den geisteswissenschaftlichen Fächern. So sollen der interdisziplinäre Austausch und eine jeweilige Horizonterweiterung gefördert werden. Die Akademie in Heidelberg ist inzwischen eine Landeseinrichtung. Die 200 Mitglieder unter 65 Jahren kommen also aus ganz Baden-Württemberg.
Gelehrtengemeinschaft mit gesellschaftlicher Verpflichtung
Neben dem interdisziplinären Gelehrtenaustausch gibt es auch ein Förderprogramm für den wissenschaftlichen Nachwuchs und sehr viel Grundlagenforschung - vor allem im geisteswissenschaftlichen Bereich. Die Projekte klingen manchmal etwas alltagsfern - zum Beispiel "Felsbilderforschung im Hindukusch" oder "Historisches Wörterbuch der deutschen Rechtsbegriffe". Aber manches, was lange Zeit eher als Nische wahrgenommen wurde, kann ganz plötzlich zum wichtigen Wissensbereich werden. Beispielsweise die Islamwissenschaften nach dem Angriff auf die New Yorker Twin Towers oder die Virologie nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Dabei geht es immer darum, gleichzeitig die gesellschaftliche Verpflichtung als auch die Freiheit der Wissenschaft im Auge zu behalten.
Akademie ist in einem vornehmen Stadtpalais untergebracht
Die vom Land finanzierte Akademie ist in einem Stadtpalais am Heidelberger Karlsplatz untergebracht. Früher logierten hier die badischen Prinzen, wenn sie in Heidelberg waren. Heute kommt hier eine ganz andere Elite zusammen. Eine, die sich ihrer Verantwortung bewusst sei, so der Historiker Bernd Schneidmüller, der der Vorgänger von Hans-Georg Kräusslich war.