Die "Musherin" (Schlittenhundeführerin) aus Eberbach ist Weltspitze. Seit über zwei Jahrzehnten arbeitet sie erfolgreich mit ihren Huskies.
Lautes Gebell, scharrende Pfoten, aufgeregtes Hecheln: Die Huskies warten, bis Ann-Kathrin Schmitt den Befehl gibt, dass es endlich losgeht. Als es so weit ist, schießen die Hunde sofort los. Bis zu 35 Kilometer pro Stunde schnell wird das Gespann.
Mit neun Jahren macht Ann-Kathrin bei einem Sommerferien-Programm mit. Ein Husky-Züchter bietet damals Streicheltage für die Kinder an. Nach diesem ersten Kontakt ist sie von Huskies begeistert.
Mit zwölf beginnt Ann-Kathrin mit dem Hundeschlittenrennen. Heute ist sie 31, hat in der Zwischenzeit viel trainiert und jede Menge Preise gewonnen. In diesem Jahr wird sie in Südtirol zum zweiten Mal Weltmeisterin.
Sie gewinnt in der Zwei-Hunde-Klasse mit ihren Huskies Blue und Iron. "Der WM-Sieg war einfach gigantisch", sagt die Musherin. Besonders toll für sie: Sie gewinnt mit den beiden Huskies, die sie schon als Welpen bekommen und dann herangezogen und trainiert hat.
Immer mit dabei ist ihr Freund Kevin Wäsch. Für Ann-Kathrin ein großer Vorteil. "Den Sport kann man nicht alleine ausüben", erklärt die Husky-Liebhaberin. In ihrem Beruf betreut sie psychisch kranke Kinder und Jugendliche. Hundeschlitten-Fahren ist ihr perfekter Ausgleich.
Bei Weltmeisterin im Hundeschlittenrennen denkt man eher an eine Frau aus Alaska oder Finnland und nicht an Eberbach im Odenwald. Aber solange es keinen Schnee gibt, kann Ann-Kathrin mit einem Wagen trainieren.
Echte Wettkampfbedingungen sind das allerdings nicht. Sobald sie einen Ort mit Schnee finden, wo sie trainieren darf, fahren Ann-Kathrin und Kevin dort hin. Der Weg darf auch mal länger sein, etwa in die Schweiz oder bis nach Italien.
Die Huskies leben im Haus
Die meisten Huskies gelten Menschen gegenüber als zurückhaltend und nicht besonders zutraulich, doch Ann-Kathrins Huskies sind das genaue Gegenteil. Ihr Geheimrezept: Die Vierbeiner leben bei ihr zu Hause. Für Musher ist das sehr ungewöhnlich, denn normalerweise werden die Schlittenhunde in Zwingern und nicht im Haus gehalten. Anfangs war dies auch bei Ann-Kathrin der Fall. Die neue Wohnsituation hat das Verhältnis zwischen ihr und ihren Huskies stark verbessert.
Das merkt die Weltmeisterin auch auf der Rennstrecke. Sie spürt, dass die Hunde besser gehorchen und stärker auf sie als Rudelführerin fixiert sind. Trotzdem muss beim Hundeschlittenrennen immer klar sein, wer das Sagen hat. "Ich kann richtig streng sein und das muss man auch".
Keine weiteren Wettkämpfe
Mit dem Ende dieser Saison hängt Ann-Kathrin ihre Wettkampf-Karriere an den Nagel. Nach über 20 Jahren fühle es sich richtig an aufzuhören, meint sie. Zwei ihrer Hunde seien außerdem mittlerweile zu alt für Wettkämpfe.
Der Weltmeistertitel ist für Ann-Kathrin das ideale Ende ihrer Karriere. "Es ist der absolute Höhepunkt gewesen und der perfekte Abschluss". Mit ihren zwei jüngeren Hunden wird sie trotzdem weiter Hundeschlitten fahren, ab jetzt aber ohne Wettkämpfe.