Russland lehnt Anträge ab

Angst vor Militärdienst: Russen wollen Deutsche werden, Russland reagiert nicht

Stand
Autor/in
Sabrina Mann
Ninja Degen
Bild Ninja Degen, SWR Studio Mannheim

Russen aus Mannheim und Heidelberg wollen Deutsche werden. Dafür müssten sie die russische Staatsbürgerschaft ablegen. Doch Russland lässt das nicht zu.

Russische Staatsbürger, die gerne Deutsche werden möchten, haben es schwer. Sie erhalten die deutsche Staatsbürgerschaft nur, wenn sie ihre alte ablegen. Eine doppelte, russisch-deutsche Staatsbürgerschaft ist nicht erlaubt. Das Problem: Seit Oktober nehmen russische Konsulate dafür keine Anträge mehr entgegen. Auch Russen aus Mannheim und Heidelberg sind betroffen.

In Deutschland geboren - aber immer noch Russe

Victor Khandamirov studiert in Mannheim Betriebswirtschaftslehre. Er ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Bisher hatte er die russische Staatsbürgerschaft. Die machte es ihm einfacher, wenn er seine Familie in Russland besuchen wollte. Doch der Krieg in der Ukraine hat für ihn vieles verändert. Er hat Angst, nach Russland zu reisen. Dort könnte er für den Wehrdienst eingezogen werden.

Das ist kein gesundes Verhältnis zu einem der Heimatländer. Mit einem deutschen Pass und einem Visum wäre ich viel sicherer.

Von deutscher Seite spricht nichts gegen die Einbürgerung von Victor Khandamirov. Er hat bereits eine entsprechende Zusicherung. Doch seit Monaten bekommt er keine Antwort vom russischen Konsulat. Dort hatte er die Entlassung aus der russischen Staatsbürgerschaft beantragt.

Auch Heidelberger Softwareentwickler will Deutscher werden

Ähnlich geht es Softwareentwickler Sergej Nechaev. Er lebt seit sieben Jahren in der Nähe von Heidelberg und hat Russland aus politischen Gründen verlassen. Für sich und seinen 10-jährigen Sohn hätte er gerne die deutsche Staatsbürgerschaft. Deshalb war er Anfang Oktober auf dem Konsulat in Frankfurt. Dort hieß es, dass der Antrag nicht angenommen werden könne. Eine weitere Erklärung gab es nicht.

Russland: Gesetzesänderung beim Militärdienst

Auf den Internetseiten der russischen Konsulate steht seit Ende Oktober nur, dass Anträge zur Staatsbürgerschaft nicht angenommen werden. Laut Sergei Nechaev scheint das nicht nur in Deutschland der Fall zu sein. Er hatte sich auch an andere Konsulate in Europa gewandt.

Nechaev glaubt an einen Zusammenhang mit dem neuen russischen Gesetz zum Militärdienst: Russische Staatsbürger können einberufen werden - ab Januar bis zu einer Altersgrenze von 30 Jahren. Das betrifft auch im Ausland lebende Russen. Wer eingezogen wird, darf Russland dann nicht mehr verlassen.

Doppelte Staatsbürgerschaft für Russen bisher nicht möglich

Ohne deutschen Pass fühlen sich Betroffene wie Victor Khandamirov und Sergei Nechaev deshalb nicht sicher vor dem russischen Staat. Eine doppelte Staatsbürgerschaft würde ihnen helfen. Das ist für Russen allerdings nicht möglich - anders als beispielsweise für Ukrainer.

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