Tunneleingang zum Gipsvorkommen

Bestehende Grube soll bis 2025 reaktiviert werden

Heidelberg Materials plant Gipsabbau in Haßmersheim

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Friederike Kroitzsch und Janine Putzek

Das Unternehmen Heidelberg Materials will Gips in Haßmersheim (Neckar-Odenwald-Kreis) abbauen. Die Lagerstätte war vor 40 Jahren erschlossen worden und wurde bislang kaum genutzt.

Die weltweite Nachfrage nach Naturgips steigt aktuell deutlich. Deswegen soll in den kommenden Jahrzehnten auch in Haßmersheim wieder Gips abgebaut werden. Das Heidelberger Unternehmen Heidelberg Materials rechnet damit, dass oberhalb vom Neckar der Rohstoff für rund 60 Jahre verfügbar ist. Die Vorbereitungen für den Abbau laufen. Der Gipsabbau in Haßmersheim soll planmäßig Ende 2025 beginnen.

Noch sieht man auf dem zukünftigen Abbaugelände in Haßmersheim nicht viel: Jens Reimer, Projektleiter bei Heidelberg Materials, steht vor einem riesigen dunklen Loch.

"Das ist der Tunnel, der hier schon vor 40 Jahren gegraben worden ist, er verbindet das Gelände hier mit einem Schiffsanleger am Neckar." Der Tunnel führt außerdem direkt an den Gipsvorkommen im Berg vorbei - das erleichtert den geplanten Abbau ungemein, so Reimer.

"Wir haben großes Glück, dass vor so vielen Jahren schon vorausschauend mitgedacht wurde!"

So kann beim Abbau die vorhandene Infrastruktur genutzt werden, das sei sowohl wirtschaftlich wie ökologisch sinnvoll, heißt es beim Heidelberger Unternehmen. Der Rohstoff soll hauptsächlich per Frachtschiff abtransportiert werden.

Schiffsverladung bei Haßmersheim
Der unterirdische Tunnel kommt hier am Neckar raus. So kann der Gips direkt aufs Schiff geladen werden.

Nachfrage nach Naturgips steigt wegen Kohleausstieg

Die Gipsgrube soll wieder betrieben werden, weil die Nachfrage nach Naturgips ständig steigt. Grund dafür ist der beschlossene Kohleausstieg. Denn als Nebenprodukt der Kohleverstromung entsteht in Rauchgasentschwefelungsanlagen der sogenannte REA-Gips. Gibt es immer weniger Kohlekraftwerke, entsteht immer weniger dieses chemischen Gipses. So steigt der Bedarf an Naturgips.

Aktuell liegt der deutschlandweite Bedarf bei 10 Millionen Ton Gips pro Jahr. Davon verteilen sich bisher 60 Prozent auf REA-Gips und 40 Prozent Naturgips.

Geplante Fördermenge soll größte Gipsgrube Deutschlands deutlich übertreffen

Heidelberg Materials betreibt nord-nordwestlich der Grube Haßmersheim bereits seit mehr als 100 Jahren die Grube Obrigheim (Neckar-Odenwald-Kreis), in der auch Natur-Gips abgebaut wird. Sie ist nach Unternehmensangaben die größte und älteste Untertage-Gipsgrube in Deutschland. In ihr werden 300.000 Tonnen Rohgips pro Jahr gewonnen.

In Haßmersheim sollen 860.000 Tonnen pro Jahr abgebaut werden - mehr als doppelt so viel. Doch bis so viel gefördert werden kann, muss die Grube zwei bis drei Jahre anlaufen und erst ausgebaut werden. Sonst wäre unter Tage nicht genügend Platz für die großen Fahrzeuge.

Laufende Arbeiten in der Gipsgrube Obrigheim
In der Gipsgrube Obrigheim wird bereits Gips abgebaut.

Gips kommt weltweit in zahlreichen Ländern vor. Deutschland ist der viertgrößte Gipsproduzent - und das bei vergleichsweise wenigen Abbaugebieten. Neben dem Neckar-Odenwald Kreis kommt Gips nur an rund sechs anderen Stellen in Deutschland vor.

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Friederike Kroitzsch und Janine Putzek