Seit Davut Daglioglu die ersten Bilder und Nachrichten vom Erdbeben in seiner türkischen Heimat gesehen hat, macht er sich große Sorgen um seine Verwandten - vor allem um seine Großmutter im türkisch-syrischen Grenzgebiet. Mehrere Stunden versuchte er vergeblich, sie zu erreichen. Stunden später kam dann die Entwarnung: Das Telefonnetz war zusammengebrochen, aber Großmutter, Onkel und Tanten konnten sich in Sicherheit bringen.
Häuser zerstört, Kirchenwände eingestürzt
Die Häuser seiner Familie, sagt er, seien aber zerstört. Auch in der Kirche im Ort Altinözü, die mit Spenden aus Deutschland und Europa gerade erst renoviert wurde, seien Wände und die Decke eingestürzt. Die Not vor Ort ist groß, auch weil es am Nötigsten fehlt. Grundnahrungsmittel und Benzin würden nach und nach aufgebraucht - Reis, Mehl und Wasser würden knapp.
Hilfstransporte dringen oft nicht bis zum Ziel vor
Viele Hilfslieferungen, die seine Gemeinde plant und durchführt, erreichen laut Daglioglu nicht das eigentliche Ziel im Süden des Landes. Dabei entstünden auch unschöne Szenen: "Zum Teil bekommt nur derjenige etwas, der sich darum bemüht, die Dinge für seine Familie an sich zu reißen", erzählt Daglioglu. So etwas sollte nicht vorkommen, vielmehr müsse eine grundsätzliche Versorgung vor Ort sicher gestellt werden.
Helfer haben das Gefühl, zu wenig zu tun
In Gedanken ist er ständig vor Ort. "Ich denke immer an die Menschen, die in der Kälte auf Trümmern sitzen. Man kann nichts tun, außer Waren zu schicken und Spenden zu sammeln, aber das erscheint mir immer noch nicht genug", sagt er.
Der Priester der Gemeinde, Matthäus Zleik, ist vor eineinhalb Jahren aus Syrien nach Mannheim gekommen.
So sieht das auch Gemeindevorstand Davut Daglioglu. Die Menschlichkeit, sagt er, sollte im Fokus stehen. Das solle von jeder Glaubensrichtung immer vorangetrieben werden. "Die Menschlichkeit ist am Ende des Tages immer das Einzige, was uns bleibt."