Drei Jahre Corona-Pandemie: Wie war´s für Sie? Und wie geht`s heute?

Corona-Bremse für Mannheimer Top-Sprinterin: Plötzlich "waren die Ziele weg"

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Autor/in
Dagmar Kwiatkowski
Dagmar Kwiatkowski

Training verboten, Olympia verschoben: Corona hat im Spitzensport zeitweise alles durcheinander gewirbelt. Die Mannheimer Sprinterin Jessica-Bianca Wessolly blickt zurück.

Kurz vor dem SWR-Interview-Termin war Jessica-Bianca Wessolly noch bei der Physiotherapie. An diesem Tag steht kein Training mehr an. Sie ist entspannt und hat Zeit für einen Rückblick auf Corona und die - auch für sie - einschneidenden Folgen auf den Spitzensport zunächst im Frühjahr 2020. In Wessollys aktuellem Alltag (Februar 2023) wirkt all das fast unwirklich.

Ende Februar 2020 nahm sie an den Deutschen Hallenmeisterschaften teil, da habe alles noch "normal" gewirkt, erzählt sie.

"Ich hätte nie erwartet, dass das so hohe Wellen schlägt und solche Auswirkungen hat."

Die Leichtathletin Jessica-Bianca Wessolly sitzt in Tokio auf einer Skulptur mit den fünf olympischen Ringen
Die Mannheimer Leichtathletin Jessica-Bianca Wessolly bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021

Trainingsgruppen wegen Corona aufgelöst - "schwierig" für Wessolly

Die Einschränkungen und die Folgen des Lockdowns im Frühjahr 2020 betrafen natürlich auch die Spitzen-Leichtathleten, die gewöhnlich am Olympiastützpunkt Rhein-Neckar in Heidelberg trainieren. Trainingsgruppen wurden aufgelöst, Jessica-Bianca Wessolly musste also erstmal alleine trainieren. Das sei schwierig gewesen, so die 26-Jährige. Denn die Trainingsgruppe "pushe" und motiviere sie. Auch die Ungewissheit, was nun - mit den Corona-Einschränkungen - noch stattfinde und was nicht, habe sie beschäftigt.

Sprinterin Wessolly: Auch mal bei der Heidelberger Thingstätte trainiert

Im Spitzensport zählen Ziele. Und die waren "dann plötzlich weg", so Wessolly. Die Athletinnen und Athleten durften schließlich gar nicht mehr am Olympiastützpunkt in Heidelberg trainieren. Also war in dieser "extrem schwierigen Zeit", so Wessolly, Kreativität gefragt. Sie erzählt, dass sie damals überall trainiert habe: Auf Feldwegen und Wiesen, auch mal rund um die Heidelberger Thingstätte.

Die Leichtathletin Wessolly posiert alleine im leeren Olympiastadion in Tokio
Jessica-Bianca Wessolly 2021 in Tokio im leeren Olympiastadion

Erfolg für Wessolly: Deutsche Meisterin und Teilnahme an Olympia

Ein Lichtblick im ersten Corona-Pandemie-Jahr: Wessolly holte im August 2020 den deutschen Meistertitel über 200 Meter. Die Olympischen Spiele in Tokio, die eigentlich auch im Sommer 2020 stattfinden sollten, waren da längst auf das folgende Jahr (2021) verschoben. Die Sommerspiele in Tokio waren dann für die Mannheimerin – bei allen Einschränkungen vor Ort – im Rückblick ein "extremes Erlebnis“. Dabei war allerdings immer die Angst mit am Start – die Angst vor einem positiven Corona-Test.

"Man hat dann doch zu vielen Leuten Kontakt. Natürlich: Man trägt Maske, wird täglich getestet. Aber gerade an Orten wie der Mensa kommen extrem viele Leute zusammen. Du hast halt immer irgendwo ein Risiko."

"Gesundheit und soziale Kontakte" wichtiger als vor der Pandemie

Sprung in die Gegenwart, Februar 2023: Der Alltag ist zurück für Jessica-Bianca Wessolly, die parallel zu ihrem Hochleistungstraining ein Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg absolviert hat. Auch ein Praktikum an einer Schule in Mannheim-Feudenheim hat sie in der Tasche. Das Referendariat muss noch etwas warten.

Wessollys Ziele: Leichtathletik-WM und Olympische Spiele in Paris

Jetzt will sie erstmal wieder Vollgas auf der Sprintdistanz geben. Ihre nächsten Ziele stehen schon fest: Die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Budapest (Ungarn) im August 2023. Dafür muss sie sich noch qualifizieren. Außerdem natürlich die Olympischen Spiele im Sommer 2024 in Paris.

Erkenntnis nach Corona-Jahren: Gesundheit steht "an oberster Stelle"

Wessollys wichtigste Erkenntnis aus drei Jahren Corona-Pandemie: Die Gesundheit stehe für sie heute an oberster Stelle, aber auch die sozialen Kontakte. Familie, Freunde, "dass man das wieder mehr zurück hat, intensiver" - das habe auf jeden Fall gefehlt in der Corona-Pandemie-Zeit.

Deutsche Sprinterinnen bei Europameisterschaft in München: Haase, Burghardt, Meyer, Wessolly
Leichtathletik-Europameisterschaft 2022 in München: Das deutsche Frauen-Team der 4x100 Meter-Staffel in der Vorrunde: (v.l.n.r.) Rebekka Haase, Alexandra Burghardt, Lisa Meyer und Jessica-Bianca Wessolly.

Steckbrief Jessica-Bianca Wessolly

Jessica-Bianca Wessolly (26), geboren in Mannheim, ist eine Leichtathletin, die sich auf Sprints spezialisiert hat. Ihr aktueller Verein: VfL Sindelfingen. Davor lief sie für die MTG Mannheim und die DJK Käfertal-Waldhof. Sie ist dreifache Deutsche Meisterin (2-fache Meisterin über 200 Meter, einmal Meisterin mit der 4 x 100 Meter-Staffel). Bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften holte sie zwischen 2018 bis 2020 gleich mehrere Medaillen (in der 4 x 200 Meter-Staffel und über die 200-Meter-Strecke). 2022 wurde sie Europameisterin mit dem deutschen 4 x 100 Meter-Staffel-Team.

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