Die Beamten sind laut der Mannheimer Polizei in der Silvesternacht im Bereich des Wasserturms und des Plankenkopfs mehrfach mit Feuerwerkskörpern beschossen worden. Ein Beamter habe wegen eines erlittenen Hörschadens noch in der Nacht seinen Dienst beenden müssen. Zudem sollen Unbekannte eine Silvester-Rakete gezielt in die Seitenscheibe eines Dienstwagens geworfen haben. Die Rakete sei dann im Wagen explodiert. Die beiden Beamten im Dienstwagen seien aber nicht verletzt worden, so die Polizei.
Ein SWR-Interview mit Thomas Mohr, dem Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Mannheim.
SWR-Aktuell: Dass Menschen in der Nacht des Jahreswechsels Böller und Raketen auf Einsatzkräfte unter anderem der Polizei werfen und abfeuern ist ja eigentlich leider nicht neu, oder?
Thomas Mohr: Tatsächlich ist es gerade bei den Silvester-Feierlichkeiten auch schon vor Corona so gewesen, dass gezielt Einsatzkräfte der Polizei, aber auch der Rettungsdienste und der Feuerwehr angegriffen wurden. Und zwar von einer Klientel, die sowieso ein Problem mit staatlichen Institutionen hat.
Übergriffe in Silvesternacht Diskussion nach Angriffen auf Polizei und Feuerwehr in BW
In der Silvesternacht wurden auch in Baden-Württemberg Einsatzkräfte mit Feuerwerk beschossen und verletzt. Jetzt werden Stimmen für ein härteres Durchgreifen laut.
SWR Aktuell: Das heißt: Das sind Personen, die auch schon früher damit auffällig geworden sind?
Mohr: Ja, aber das sind nicht Einzelne, sondern da entsteht eine Art Gruppendynamik. Die entsteht, wenn einer aus einer Gruppe eine Rakete gegen ein Einsatzfahrzeug schießt. Dann gröhlt die Menge und bejubelt und beklatscht das. Das hab ich auch selbst schon erlebt, als ich Silvestereinsätze hatte. Das ist eine Entwicklung, die gefällt uns überhaupt nicht.
Böller gegen Einsatzkräfte: "Jeder verletzte Polizist ist einer zu viel"
SWR Aktuell: Der Mannheimer Polizeipräsident Siegfried Kollmar hat in seiner Silvester-Bilanz gesagt, er sei insgesamt zufrieden mit der Silvesternacht in und um Mannheim. Teilen Sie diese Einschätzung?
Mohr: Zum Teil schon. Wir hatten schon schlimmere Nächte, aber ich möchte Ihnen dennoch widersprechen. Jeder verletzte Kollege, auch wenn es einzelne sind, ist einer zu viel. Und wenn man jetzt den aktuellen Fall in Mannheim nimmt, wo jemand eine Rakete in einen Streifenwagen rein-schießt: Also, da ist das Maß für uns schon lang überschritten. Und da muss es auch Konsequenzen geben.
Tagesschau: Übergriffe in Silvesternacht: "Das macht fassungslos und wütend"
SWR Aktuell: Böller auf Polizisten werfen in der Silvesternacht - Sie sagen selbst: Das ist nicht neu. Warum dann der große Aufschrei jetzt?
Mohr: Das ist immer so. Der Aufschrei ist nicht nur jetzt zu hören, den Aufschrei gab es auch schon, als sich das Ganze entwickelt hat. Wir von der Gewerkschaft der Polizei fordern ein absolutes Böllerverbot, obwohl wir schon wissen, dass das in der Silvesternacht einen hohen Personal-Einsatz erfordern würde. Aber unseren Kolleginnen und Kollegen ist das lieber - wenn sie eh an Silvester Dienst haben - ein Böllerverbot durchzusetzen, als irgendwie in einen Einsatz geschickt zu werden, bei dem man nicht weiß, was sie erwartet und von wo man sie beschießt.
Böllerverbot realistisch, "weil Aufschrei gerade groß ist"
SWR Aktuell: Wie realistisch ist ein bundesweites Böllerverbot?
Mohr: Wir sehen dem eigentlich positiv entgegen, weil jetzt gerade der Aufschrei groß ist. Obwohl das auch in den vergangenen Jahren, in denen zu Silvester geböllert wurde, genauso war. Aber jetzt ist es wohl unter anderem auch in Berlin so gewesen, dass da außer Polizisten auch Rettungskräfte und Einsatzkräfte der Feuerwehr in einen Hinterhalt gelockt wurden. Das ist jetzt so präsent, dass auch die Bevölkerung kein Verständnis hat - so wie vorher auch schon. Aber jetzt ist es eben so präsent, dass man sagen muss: Wir müssen jetzt tatsächlich in den Innenstädten ein Böllerverbot aussprechen. Dann hat man zu Silvester auch nicht diesen Ärger.