Maßregelvollzug für suchtkranke Straftäter

Heidelberg: Ex-Gefängnis "Fauler Pelz" Ende August bezugsfertig

Stand
Autor/in
Martina Senghas
Onlinefassung
Holger Neumann

Im "Faulen Pelz" in der Heidelberger Altstadt sollen ab Ende August suchtkranke Straftäter untergebracht werden. Die Bauarbeiten laufen planmäßig.

Noch ist nicht alles fertig, noch stehen viele Farbeimer und Leitern in den Fluren des alten Gebäudes herum. Aber Matthias Wagner, Medizinischer Direktor der Forensischen Psychiatrie in Calw ist davon überzeugt, dass Ende August die ersten suchtkranken Straftäter hier einziehen werden.

"Die Grundschnitte sind noch die alten Zellen. Wir haben sie neu gestrichen und hergerichtet. Wir gehen davon aus, dass das eigentlich ganz wohnliche Zimmer sind. Bei uns sind das keine Zellen, sondern Zimmer."

Für Vollbelegung fehlt noch das Personal

Jedes der Zimmer ist rund zehn Quadratmeter groß mit abgeschliffenem Fischgrätenparkett und hohen Altbaudecken. 80 Betten soll es geben für maximal 75 Insassen. Bis alle Plätze besetzt sind, wird es aber wohl noch dauern. Man habe noch nicht genug Personal gefunden, heißt es.

Zimmer im umgebauten Faulen Pelz
In Zimmern wie diesen sollen die Patienten untergebracht werden.

Sicherheitstechnik ist auf dem neuesten Stand

Technik und Sicherheitstechnik im Gebäude sind nach Angaben des Landes bereits jetzt auf dem neuesten Stand. Damit sich das Personal mit allem vertraut machen kann, wird es rund drei Wochen, bevor die ersten Zimmer belegt werden, seinen Dienst antreten.

Die Plätze im "Faulen Pelz" werden nach Angaben der Landesregierung dringend benötigt. "Wir beobachten seit Jahren eine massive Steigerung der Zuweisungszahlen", sagt Leonie Dirks vom baden-württembergischen Sozialministerium.  Deshalb brauche man neue Standorte für die Unterbringung.

"In den letzten Jahren hatten wir in diesem Bereich einen Anstieg um über 400 Personen. Mit diesen Zahlen konnten wir nicht rechnen. Deswegen ist es notwendig, dass wir neue Gebäude bekommen - und jetzt diesen Standort.“

Zelle in der ehemaligen JVA "Fauler Pelz"
Die ehemaligen Zellen im "Faulen Pelz" waren dringend sanierungsbedürftig.

Stadt und Land bekräftigen: Jetzige Nutzung ist Zwischenlösung

Leonie Dirks betonte am Dienstag noch einmal, dass der "Faule Pelz" tatsächlich nur vorübergehend genutzt werden soll. Derzeit entstünden zwei Neubauten in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) und Schwäbisch Hall. Dorthin sollen die Patienten später verlegt werden.

Bei der Stadt Heidelberg vertraut man offenbar darauf, dass es bei dieser Zusage bleibt. "Der Prozess hat ja nicht ganz konfliktfrei begonnen," sagt Jürgen Odszuck (CDU), der Erste Bürgermeister der Stadt, "aber wir haben einen intensiven Prozess hinter uns."

"Ich glaube, wir haben uns nach und nach einander angenähert. Wir erkennen natürlich an, dass das Land Sorgen und Nöte hat, wo die Kommunen mithelfen sollen, wollen und auch müssen."

In Heidelberg soll ein "Clearing" stattfinden

Nach 2025, das machte Jürgen Odszuck noch einmal klar, soll das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert voraussichtlich von der Universität genutzt werden. Erst einmal soll der "Faule Pelz" eine Einrichtung werden, in der es darum geht, zu klären, welche der suchtkranken Straftäter überhaupt therapiefähig sind. Dieser Prozess nennt sich "Clearing". Nach etwa sechs Monaten steht dann fest, welche Patienten in eine Klinik weiter vermittelt und welche in ein Gefängnis zurückgebracht werden.

Mehr zum "Faulen Pelz"

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