Im Mannheimer Nationaltheater und auf dem Goetheplatz ist der Rückbau im Zuge der Generalsanierung des denkmalgeschützten Theaters noch in vollem Gange. Die eigentlichen Sanierungsarbeiten selbst stecken noch in der Anfangsphase, teilte der Intendant des Nationaltheaters Mannheim, Tilmann Pröllochs, am Samstag bei einer Baustellenführung für die Mitglieder des Mannheimer Gemeinderats mit. Die Generalsanierung soll bis zum Frühjahr 2028 beendet sein, im Herbst 2028 soll das Nationaltheater den Betrieb wieder aufnehmen - ein Jahr später, als ursprünglich geplant.
Suche nach Blindgängern noch nicht ganz abgeschlossen
Die Generalsanierung des Nationaltheaters hatte sich um ein Jahr verzögert, weil es bei der Suche nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg deutlich mehr Verdachtspunkte gegeben hatte, als angenommen. Allein in einem einzigen Baufeld auf dem Goetheplatz wurden rund 100 Stellen ausfindig gemacht. Dort fanden die Experten dann aber nur Metallteile und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg.
Noch ist die Suche aber nicht beendet, teilte der Projektleiter bei der Baustellenführung mit. Es gebe zurzeit drei weitere Verdachtspunkte und die Bagger müssten noch weitere drei Meter in die Tiefe graben. Auch die Stadtverwaltung hofft, dass bei den weiteren Sondierungen keine Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden. Denn ein Bombenfund würde einen riesigen Aufwand nach sich ziehen. Sollte eine 250 Kilo-Bombe entdeckt werden, müsste das Theresienkrankenhaus evakuiert werden, bei einem 500 Kilo-Blindgänger zusätzlich das Uniklinikum, teilte der Projektleiter mit.
Großen Bagger und schweren Maschinen bleiben noch für ein Jahr
Auch die Rückbauarbeiten sind noch nicht komplett abgeschlossen. Die Projektleitung geht davon aus, dass die Tiefbauarbeiten erst in etwa einem Jahr beendet sein werden. Erst dann verlassen auch die schweren Maschinen, wie die großen Bagger, das Gelände. Für die Anwohner seien die Arbeiten eine Belastung, es würde trotz einer Beregnung viel Staub aufgewirbelt, sagte der Projektleiter.
Schadstoffe komplett entfernt - Entsorgung für in zwei Wochen geplant
Bei den Sondierungen hatten die Arbeiter außerdem deutlich mehr Schadstoffe entdeckt, als erwartet. So hatten die Experten unter anderem PCB in Wandanstrichen und Schutzgrundierungen gefunden. Die synthetische Bauchemikalie steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Die Schadstoffe seien aber mittlerweile alle komplett entfernt, teilte der Projektleiter mit. Zurzeit werden diese in blauen Tonnen und weißen Säcken auf dem Gelände des Nationaltheaters gelagert. Sie sollen in rund zwei Wochen abgeholt und auf einer Spezialdeponie entsorgt werden.
Gestaltung des Goetheplatzes als Kunst-Wettbewerb
Im Zuge der Generalsanierung soll auch der Goetheplatz vor dem Nationaltheater neu gestaltet werden. Das Ziel sei, dass sich die Menschen in der Innenstadt in Zukunft gerne dort aufhalten, teilte eine Sprecherin der Stadt Mannheim mit. Möglich seien zum Beispiel Sitzgelegenheiten, Wasserelemente oder Begrünung. Die Gestaltung des Goetheplatzes soll als Kunst-am-Bau-Wettbewerb ausgeschrieben werden.
Nationaltheater soll künftig auch tagsüber geöffnet sein
Auch das Foyer und der Eingangsbereich sollen nach der Sanierung anders genutzt werden. Ins frühere Theatercafé soll wieder Gastronomie einziehen. Die früheren Theaterkassen werden ins Foyer verlagert. Das Nationaltheater soll künftig tagsüber geöffnet und öffentlich zugänglich sein.
Generalsanierung kostet rund 250 Millionen Euro
Die Generalsanierung des denkmalgeschützten Mannheimer Nationaltheaters kostet knapp 250 Millionen Euro. Unter anderem wird die Technik und die Bühnentechnik modernisiert und das Gebäude nach den neuesten Brandschutzauflagen umgebaut.
Die Sanierung sei die größte Baumaßnahme der Stadt Mannheim seit den 1950er Jahren, sagte der Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) bei der Baustellenführung. Er sei dankbar, dass sich der Bund und das Land Baden-Württemberg an den Kosten beteiligen.