Da ist zum Beispiel eine Kohlezeichnung mit einem Ziegenkopf, dessen Augen einen so stechend anschauen, dass einem fast unheimlich wird.
OT: Die Teufelsziege. Das ist ein Bildtitel von einem Anstaltspatienten, der diese Erscheinung hatte im Wald und seitdem sich nicht mehr in den Wald traute.
Oder: Unterschiedliche Vögel. Manche sitzen in Käfigen oder werden mit Gewehren bedroht. Andere erheben sich bunt und prächtig über ihre Umgebung.
OT: Also der Vogel als mächtiger Vogel, der auch fliegen kann, der die Freiheit symbolisiert, auch dieses Sich-erheben-aus-der-Welt.
Hinzu kommen allerlei Mischwesen - ein fratzenhafter Körper mit Flamingo-Kopf etwa oder U-Boote mit Nilpferd-Rümpfen; daneben karikaturartige Schweine-Darstellungen, verspielte Schmetterlingsminiaturen und und und. Mehr als 200 Werke haben die Kuratorin Ingrid von Beyme und ihr Team - teilweise erstmals - aus dem Depot geholt.
OT: Erstens weil wir einfach unglaublich viele faszinierende Tierdarstellungen haben in der Sammlung und noch nie Gelegenheit hatte, die zu zeigen. Und weil - die Tiere - das hört man ja auch schon im Namen: Animal, animalisch - sich auf das lateinische Anima, die Seele, beziehen und das ist unser Thema: das Seelische oder Psychische.
Die Prinzhornsammlung ist eine traditionsreiche Forschungssammlung des Zentrums für Psychosoziale Medizin am Heidelberger Universitätsklinikum. Manche der Tierdarstellungen, die in den dezent beleuchteten Ausstellungsräumen gezeigt werden, sind mehr als 150 Jahre alt, andere erst vor einer Weile entstanden. Alle erzählen etwas über die Menschen, die sie gemalt haben, so die Kuratorin. Sie seien Stellvertreter für psychische Ausnahme-Erfahrungen, Spiegelbilder innerer Zustände oder auch ein Mittel zur Kommunikation, wenn die Sprache versagt. Dabei ist die Ausstellung in rund zwanzig Kapitel eingeteilt. Deren Überschriften sind von zentralen Bildern inspiriert.
OT: Da gibt es zum Beispiel die humoristische Abteilung mit einem Bildtitel „Wie bitte, das ist ein Pferd, wo ist der Künstler?“ Also wo man selbst sich und die Darstellungsweise ironisiert, Oder „Darwinismus“, das darauf anspielt, dass der Stärkere überlebt oder der, der am besten angepasst ist in der Anstalt. Oder wir haben „Angst in der Nacht“, das sind die Traumbilder von Lea Hürlimann, wo sie ihre Albträume darstellt.
Von der grotesken Papier-Collage „Hund auf hohen Beinen“ über die rätselhafte Farbzeichnung „Weltachse mit Hase“ bis hin zur anrührenden Stickerei „Wandteppich mit Pflanzen und Tieren“ - die Ausstellung „Anima-L“ zeigt eine große Vielfalt an künstlerischem Ausdruck, Kunst-Techniken und Kunst-Stilen. Eine absolut beindruckende Schau. Die Zuordnungen zu den Überschriften erschließen sich einem zwar nicht immer, geben aber gute Interpretationsanstöße. Genauso wie das Booklet, das jeder Besucher und jede Besucherin in die Hand bekommt. Es enthält rund 60 Abbildungen und die dazu passenden Künstlerbiografien. Ingrid von Beyme.
OT: Damit man einfach mal einen Hintergrund hat und auch mal sich erklären kann, warum es vielleicht zu dieser oder jener Darstellung kam. Da gibt es schöne Beispiele, wo wir zum Beispiel in der Krankenakte gefunden haben, das Wanda Dydsiul ihrem Arzt gesagt hat, sie wird sich jetzt zurückziehen in ihre Sch
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