
LKA: Neue Erkenntnisse zu Amokfahrt in Mannheim
Nach der Todesfahrt von Mannheim verdichten sich die Hinweise auf eine seit Jahren herrschende psychische Erkrankung des mutmaßlichen Täters. Es gebe weiterhin keine Anhaltspunkte dafür, dass der 40-Jährige Alexander S. extremistische oder politische Beweggründe für seine Tat hatte. Das gaben die Staatsanwaltschaft Mannheim und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA) am Mittwochnachmittag bekannt. Bei seiner Fahrt durch die Mannheimer Fußgängerzone hatte er zwei Menschen getötet und insgesamt 14 Menschen verletzt. Die intensiven und umfangreichen Ermittlungen würden sich insbesondere auch auf die Motivlage des Tatverdächtigen richten.
Nach Amokfahrt in Mannheim: Psychische Erkrankung beim mutmaßlichen Täter
Teil der Ermittlungen seien umfangreiche ärztliche Unterlagen und eine Vielzahl sich gegenseitig bestätigender Zeugenaussagen. Deshalb sei davon auszugehen, dass bei dem Tatverdächtigen seit vielen Jahren eine psychische Erkrankung vorliege. Von Seiten des LKA heißt es weiter, Alexander S. habe sich in der Vergangenheit regelmäßig in ärztlicher beziehungsweise psychiatrischer Behandlung befunden. Zuletzt im vergangenen Jahr auch stationär.
Medienberichte: Kontakte ins rechtsextreme Milieu
Bereits am Dienstag hatte es Medienberichte gegeben, wonach der 40-Jährige mögliche Kontakte ins rechtsextreme Milieu hatte. Zuletzt im Jahr 2018. Auch darauf nehmen die Ermittler in einer Mitteilung am Mittwoch Bezug: Diese Medienberichte seien den Ermittlungsbehörden bekannt, heißt es. Sie stünden ebenfalls im Fokus der Ermittlungen. Der Mann, der zuletzt in Ludwigshafen wohnte, war wegen eines Kommentars auf einer Social Media Plattform 2018 wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen verurteilt worden. Auch das werde im Rahmen der Ermittlungen berücksichtigt.
Mannheim Auto rast in Menschenmenge: Haftbefehl wegen Mordes erlassen!
Zwei Menschen sind durch die Tat in der Innenstadt am Montag gestorben. 14 Personen wurden verletzt.
Tote nach Amokfahrt mit Auto in Mannheim: Keine Anhaltspunkte für extremistische Gesinnung des Tatverdächtigen
Darüber hinaus soll es Abfragen bei verschiedenen Nachrichtendiensten gegeben haben. Sie hätten allerdings zu keinen "extremismusrelevanten Rückmeldungen" geführt. Gleiches gelte, so die Pressemitteilung weiter, für die von den Ermittlern gesichteten Asservate. Bislang gebe es keinerlei Anhaltspunkte für eine extremistische Gesinnung des Tatverdächtigen. Darüber hinaus werde weiterhin ausgewertet.
Im neuesten Stand zu den Ermittlungen nimmt das LKA auch Bezug auf Social-Media-Inhalte: Deren Auswertung sei seit Beginn der Ermittlungen ein weiterer Schwerpunkt. Sie liegen beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg und hier unter Federführung der vom Staatsschutz- und Anti-Terrorismuszentrums (SAT BW) geführten Ermittlungen. Dabei gehe es um die Recherche von Aktivitäten, Kontakten, Freunden und Bezügen des Tatverdächtigen innerhalb von Social Media und Messenger-Apps. Im Laufe der vergangenen Tage waren zahlreiche Fake-News zum Vorfall im Umlauf.
Rekonstruktion der Amokfahrt in Mannheim
Die Rekonstruktion des komplexen Tatablaufs dauere unterdessen weiter an, heißt es. Auch der Taxifahrer, der am Rosenmontag den 40-Jährigen gestoppt haben soll, sei vernommen worden. Er habe nach aktueller Sachlage dazu beigetragen, den Tatverdächtigen an seiner der Fahrt zu hindern. Im Fokus stand auch ein Zettel, der hinter der Windschutzscheibe des Tatfahrzeugs zu erkennen war: Dieses "Schriftstück mit verschiedenen mathematischen Formeln, das im Fahrzeuginnenraum gefunden wurde", befinde sich aktuell in der forensischen Auswertung.
Zwei Tote und mehrere Verletzte Mutmaßliche Amokfahrt von Mannheim: Tatverdächtiger aus Ludwigshafen wird vernommen
Der Mann, der am Montag mit einem Auto in eine Menschenmenge in der Mannheimer Innenstadt gefahren ist, wohnte in Rheinland-Pfalz.
Zahl der Verletzten korrigiert
Zudem korrigierte das LKA die Zahl der Verletzten von 11 auf 14, darunter befinde sich auch ein zweijähriges Kind. Ein Großteil von ihnen wurde mittlerweile wieder aus dem Krankenhaus entlassen.
Nach SWR-Informationen wurden drei der Verletzten im Universitätsklinikum Mannheim versorgt, darunter ein Kind. Das Kind sei schon am Tag nach der Amokfahrt wieder entlassen worden, so das Universitätsklinikum Mannheim. Auch die beiden Erwachsenen konnten das Krankenhaus mittlerweile verlassen. Zwei Verletzte, die ins Universitätsklinikum Heidelberg gebracht worden waren, waren nach dessen Angaben zwei Tage später außer Lebensgefahr. Angaben dazu, wie viele Verletzte insgesamt dort aufgenommen wurden und ob sie sich noch im Krankenhaus befinden, machte das Uniklinikum Heidelberg nicht. Ein Verletzter wird weiterhin in der BG-Klinik in Ludwigshafen versorgt. Sieben Verletzte wurden in den Tagen nach der Amokfahrt aus dem Mannheimer Theresienkrankenhaus entlassen, teilte eine Sprecherin mit.
Viele Menschen mussten als Passanten und Augenzeugen die Amokfahrt in Mannheim miterleben. Auch am dritten Tag danach waren wieder Seelsorger in der Stadt unterwegs, um den Menschen dabei zu helfen, die Geschehnisse zu verarbeiten:
Opferbeauftragte in BW und RP tauschen sich aus
Unter den Verletzten der Todesfahrt von Mannheim sind auch vier Menschen aus Rheinland-Pfalz. Ihr Wohnsitz liege in Ludwigshafen, also direkt auf der anderen Rheinseite von Mannheim, sagte der Opferbeauftragte der rheinland-pfälzischen Landesregierung, Detlef Placzek. Es handelt sich den Angaben zufolge um drei Männer im Alter von 46, 33 und 31 Jahren sowie um eine 62-jährige Frau.
Er stehe in engem Austausch mit dem Opferbeauftragten der Landesregierung Baden-Württemberg, Alexander Schwarz, um mit den Betroffenen in Kontakt zu treten und Unterstützung anzubieten, so Placzek. Am Dienstagabend hatte es darüber hinaus eine Andacht für die Opfer in Mannheim gegeben.
Strobl will im Innenausschuss zur aktuellen Ermittlung informieren
Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) plant, den Landtag über die neuesten Informationen zur Todesfahrt von Mannheim zu unterrichten. Er will voraussichtlich in der nächsten regulären oder einer extra einberufenen Sitzung des Innenausschusses über den aktuellen Stand der Ermittlungen berichten, teilte Strobl in einer Nachricht an den Vorsitzenden des Innenausschusses, Ulli Hockenberger (CDU) mit.