Präsident des ZEW veröffentlicht Buch

Mannheimer Volkswirtschaftler Wambach: Klimaschutz muss sich lohnen

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Vorschläge zum Klimaschutz gibt es viele. Der Präsident des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW, Achim Wambach, macht einen marktwirtschaftlichen Vorschlag in Buchform. Sein Ansatz: Klimaschutz muss sich lohnen.

Prof. Achim Wambach ist seit April 2016 Präsident des ZEW, des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim. Der promovierte Physiker und Volkswirtschaftler ist unter anderem Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums. Über die Kernaussagen seines Buches äußert er sich im Gespräch mit SWR Aktuell:

Achim Wambach
Achim Wambach

SWR Aktuell: Wie kann sich Kilmaschutz lohnen?

Prof. Achim Wambach: "Klima muss sich lohnen" ist natürlich ein etwas provokanter Titel. Aber es geht um etwas Grundsätzliches. Wir sind jetzt dabei, aus der sozialen Marktwirtschaft eine sozial-ökologische Marktwirtschaft zu machen. Und dafür muss man dieses Ökologische in die Märkte hineinbringen und das läuft über Preise.

Instrument der Marktwirtschaft sind die Preise

Das Instrument der Marktwirtschaft sind die Preise, und insofern muss sich das klimafreundliche Verhalten auch in den Preisen widerspiegeln. Damit ist "Klima muss sich lohnen" gemeint. Auch noch ein zweiter Aspekt in der Klimapolitik ist ja ganz interessant, dass nämlich viel Verantwortung auf das Individuum abgeladen wird. Es gibt zum Beispiel einen CO2-Footprint, den Fußabdruck, den man hinterlässt.

Der Klimaabdruck einer Tomate

Im Übrigen war es damals ein Mineralölkonzern, der den Begriff "CO2-Footprint" eingeführt hat. Aber wenn man selbst wissen will, was ist denn das richtige, klimafreundliche Verhalten? Welches Auto soll ich kaufen? Welche Hose? Welche Jacke soll ich kaufen? Was esse ich?

"Es ist schon schwierig, den Klimaabdruck einer Tomate zu bestimmen. Wenn wir die Klimaverschmutzung in die Preise bekommen, dann müssen wir auch das gute Verhalten widerspiegeln. Deswegen: Klima muss sich lohnen."

SWR Aktuell: Sie führen in Ihrem Buch auch konkrete Beispiele an. So sei der Bau eines Radschnellweges ein wichtiger Beitrag zur Energiewende.

Achim Wambach: Wenn man den Gedanken hat, dass die Klimaverschmutzung sich am Ende in den Preisen zeigt, dann ist ganz klar, wir werden später hohe Energiepreise sehen. Diese sehen wir jetzt schon kriegsbedingt. Aber wir werden sie auch in der Energiepolitik sehen: Höhere Energiepreise, höhere Benzinpreise. Dann ist es eine Aufgabe der Kommunen und des Staates, den Menschen zu helfen, mit diesen hohen Preisen umzugehen.

Radschnellweg ist nur ein Beispiel

De Radschnellweg ist nur ein Beispiel dafür, dass man leichter Fahrrad fahren kann, wenn es sich anbietet, genauso wie der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs. All die Maßnahmen zählen dazu, um mit hohen Energiepreisen umzugehen.

SWR Aktuell: In einem anderen Kapitel nehmen Sie sich die Wind- und Solarenergie vor und überschreiben den Abschnitt mit dem Satz, dass beide Energieformen Standorte benötigen statt Subventionen.

Achim Wambach: Das große Programm, das die Regierung jetzt aufgelegt hat, ist eine Kürzung der Planungs- und Genehmigungsverfahren. Da zeigt sich schon, dass das Problem nicht die Finanzierung war, sondern die Umsetzung.

Es sind die Standorte, die gebraucht werden. Das ist auch der Haupthebel, den wir haben. Mittlerweile lohnt sich Solar finanziell, und Windanlagen lohnen sich finanziell."

Die Unternehmen machen Gewinne, brauchen teilweise noch nicht mal Subventionen dafür und mittelfristig werden die Subventionen dann auch bald runter gefahren. Das Hauptproblem sind die Standorte.

SWR Aktuell: Sie schreiben auch, Deutschland sei das Land der Denker und das erste Unterkapitel ist überschrieben mit dem dreifachen Ausruf "Innovation, Innovation, Innovation". Denken Sie, dass es zu wenig Innovationen in Deutschland gibt?

Achim Wambach: Ja, das denke ich so. Und hier muss man auch sehen, das eine ist die Marktwirtschaft und das andere ist Innovation. Aber wir brauchen diese Innovationen, weil das Klimaproblem ein globales Problem ist. Am Ende müssen wir uns immer die Frage stellen "Was können wir machen, damit es Indien oder China leichter fällt, es auch zu machen?".

China bei der Klimapolitik helfen

Ich habe den Begriff benutzt, dass das, was wir machen, "kopierfähig" sein muss, weil die großen Emissionen nicht aus Europa kommen.

"Europa hat nur zehn Prozent der weltweiten Emissionen. Die großen Emissionen gehen von den asiatischen Ländern aus, insbesondere China. Wir müssen ihnen helfen, Klimapolitik zu betreiben."

Das geht dadurch, dass Solar günstiger wird, dass Wind günstiger wird. Es ist auch schon viel günstiger geworden. Man erkennt schon die Innovationen, aber das reicht nicht aus. Wasserstofftechnologien sind noch viel zu teuer um sie auch industriell einzusetzen.

SWR Aktuell: Ist Ihr Buch als Denkanstoß gedacht oder als Leitfaden für Klimapolitik?

Achim Wambach: Im Moment sind wir tatsächlich in der Diskussion darüber, wie diese sozial-ökologische Marktwirtschaft aussieht. Da ist das Buch beides. Dort sind Vorschläge drin, wie man sinnvoll Preise umsetzt und wie man daraus sinnvolle Politik für die Gemeinde, die Kommunen, aber auch für das Land und die EU ableitet. Aber es ist auch ein Denkanstoß. Die Diskussion ist mit dem Buch nicht zu Ende.

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