Die Investitionen in junge Unternehmen aus Deutschland sind im vergangenen Jahr kräftig gestiegen. Das zeigt das Start-up-Barometer der Beratungsgesellschaft EY von Mitte Januar 2025. Allerdings gilt das nicht in Baden-Württemberg. Wurden 2023 noch 736 Millionen Euro investiert, waren es vergangenes Jahr nur noch 567 Millionen Euro, also fast ein Viertel weniger. Nur ein Unternehmen in Baden-Württemberg sticht heraus: Das Karlsruher Startup Ineratec konnte 118 Millionen Euro einsammeln, um weiter an E-Fuels zu forschen, synthetischen Kraftstoffen ohne Erdöl.
Umstrittene Klimaneutralität E-Fuels - so umweltfreundlich sind sie wirklich
Verbrenner-Autos sollen nach dem Willen von Verkehrsminister Wissing (FDP) auch nach 2035 zugelassen werden, wenn sie mit E-Fuels betrieben werden. Warum die Kraftstoffe umstritten sind.
Im Karlsruher Technologiepark zuhause
Ineratec hat seinen Sitz auf dem ehemaligen Areal von Siemens im Karlsruher Karlspark. Bei der Herstellung von synthetischen Kraftstoff - so genannten E-Fuels - ist das Unternehmen vorne mit dabei. Produktionsleiter Benjamin Andris sagt, E-Fuels könnten überall dort eingesetzt werden, wo bisher auch herkömmlicher Kraftstoff eingesetzt werden kann, zum Beispiel im Flugverkehr oder auch im Schwerlastverkehr.
Für die Weiterentwicklung des Start-ups ist Mitgründer und Geschäftsführer Tim Böltken ständig in Gesprächen. In Frankfurt soll bald die weltgrößte Pilotanlage in Betrieb gehen. Unter anderem dafür konnte er im vergangenen Jahr 118 Millionen Euro bei ausländischen Investoren einsammeln.
Startup-Aktivitäten in BW eher in der Frühphase der Gründung
Sein Start-up ist in der Spätphase - hat schon Preise gewonnen. Etwas, das nicht viele Startups schaffen - meist aus Geldmangel. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY sieht hier fürs Land Nachholbedarf. Thomas Prüver von EY sagt: "Baden Württemberg ist sehr bekannt dafür, dass es sehr, sehr viel Aktivität hat im sogenannten Frühphase-Bereich, also junge Unternehmen, die teilweise aus den Universitäten gegründet werden."
Dass bezogen auf ganz Deutschland wieder mehr Geld in Startups gesteckt wird, sei auf die Zunahme "großer Deals" zurückzuführen, so EY, die größten davon im Bereich Technologie. Fünf der Top Ten mit den größten Investitionssummen kamen laut des Start-up-Barometers aus Bayern, zwei aus Nordrhein-Westfalen und je eins aus Hamburg, Hessen und Baden-Württemberg.
Heidelberg hat die meisten Gründungen pro Einwohner
Auch der deutsche Start-up-Verband sieht eine positive Entwicklung. So sei die Zahl der Neugründungen 2024 deutschlandweit um elf Prozent auf 2.766 gestiegen. Dies sei der zweitbeste Wert seit Beginn der Zeitreihe 2019. Die mit Abstand meisten neuen Firmen kamen der Studie zufolge in Berlin und München dazu. Bei der Zahl der Gründungen pro Einwohner übernahm Heidelberg erstmals die Führung. Dieser Standort profitiere ebenso wie Darmstadt, Aachen oder Potsdam von der Nähe zu einer Universität, so der Start-up-Verband.