Ist das Aus für Verbrenner-Autos ab 2035 doch nicht besiegelt, weil sie dann mit E-Fuels betrieben werden können? Wie umweltfreundlich sind solche Kraftstoffe? Die wichtigsten Fakten.
• Das sind E-Fuels
• So werden E-Fuels klimaneutral
• E-Fuels sind ineffizient
• E-Fuels sind teuer
• E-Fuels stoßen schädliche Abgase aus
• E-Fuels als Bestandteil der Verkehrswende
Das sind E-Fuels
"Electrofuels" sind synthetische Kraftstoffe, die heutige Verbrennungsmotoren in Diesel- bzw. Benzinerfahrzeugen oder Flugzeugen antreiben.
Mithilfe von Strom werden E-Fuels aus Wasser und Kohlenstoffdioxid (CO2) hergestellt. Das daraus gewonnene E-Benzin, E-Diesel oder E-Kerosin kann also wie anderer normaler Kraftstoff verwendet werden.
So werden E-Fuels klimaneutral
Trotz Abgasproblematik lassen sich E-Fuels klimaneutral rechnen. Das klappt, wenn der Strom, der für die Herstellung nötig wird, ausschließlich aus erneuerbaren Quellen stammt - in der Regel sind das Wind oder Sonne.
Zusätzlich muss das benötigte CO2 aus der Atmosphäre stammen oder aus Industrieabgasen beziehungsweise Biomasse. Entscheidend ist also, dass das CO2 sowieso vorhanden ist und nicht erst erzeugt wird.
Wenn beide Kriterien erfüllt sind, ergibt sich bei der Herstellung rein rechnerisch die Klimaneutralität.
Trotzdem emittieren Autos, die komplett mit E-Fuels betrieben werden, etwa 50 Prozent mehr CO2 als reine Elektroautos. Das hat eine Studie des Thinktanks "Transport and Environment" gezeigt. Grund seien vor allem der ineffiziente Verbrennungsmotor und die Verluste bei der E-Fuel-Produktion.
E-Fuels sind ineffizient
Die Herstellung von E-Fuels ist extrem energieaufwendig. Besonders viel Energie ist nötig, um per Elektrolyse aus Wasser zunächst Wasserstoff herzustellen. Diesem Wasserstoff wird dann CO2 zugeführt, um künstliche E-Fuels zu erzeugen.
Aufgrund ihrer aufwendigen Produktion haben E-Fuels lediglich einen Wirkungsgrad von 13 Prozent. Das heißt, dass nur 13 Prozent der eingesetzten elektrischen Energie das Fahrzeug bewegen. Das hat der Thinktank Agora Energiewende ausgerechnet. Mit der gleichen Energie kommt ein E-Auto dagegen etwa fünf Mal weiter. Es hat einen Wirkungsgrad von 69 Prozent, weil der grüne Strom direkt ins Auto kommt.
E-Fuels sind teuer
Die Produktion von E-Fuels kostet drei- bis sechsmal mehr, verglichen mit den Verkaufspreisen fossiler Kraftstoffe. Das schätzt die EU-Kommission. Die Bundesregierung rechnet mit 4,50 Euro für einen Liter synthetischen Kraftstoff.
Bisher gibt es nur Pilotanlagen für die Herstellung von E-Fuels. Das wirkt sich auf den Preis aus. Sollte es in Zukunft größere Produktionskapazitäten geben, würde der Preis sinken. Allerdings gibt das Fraunhofer-Institut für Energieinfrastruktur und Geothermie zu bedenken, dass sich die Preise für den sogenannten grünen Wasserstoff bereits bis 2030 verdreifachen könnten. Denn der aus Ökostrom hergestellte grüne Wasserstoff wird zunehmend begehrter.
Dazu kommt noch, dass die Transportkosten weiter steigen. Und E-Fuels müssen erst noch über weite Strecken zu uns nach Europa gebracht werden. Zu vertretbaren Kosten können sie nur in Gegenden mit sehr viel Wind und Sonne produziert werden. Weil in der südchilenischen Wüste etwa dreimal so viel Wind weht wie an der Nordsee, hat der Autobauer Porsche dort eine Pilotanlage errichtet - die erste Großanlage weltweit.
Synthetischer Sprit aus grünem Strom Porsche startet eFuel-Anlage in Chile
Porsche produziert synthetische Kraftstoffe in Chile. Die Anlage liefert eFuel aus Windenergie, Wasser und CO2. Das Verfahren braucht aber auch selbst viel Energie.
E-Fuels stoßen schädliche Abgase aus
E-Fuels erzeugen umwelt- und gesundheitsschädliche Abgase ähnlich wie herkömmliche Kraftstoffe. Der CO2-Ausstoß der E-Fuels ist mit dem herkömmlicher Kraftstoffe vergleichbar. Das haben Versuche des ADAC gezeigt.
E-Fuels verbrennen lediglich etwas sauberer. So gibt es ein Benziner-Modell, bei dem bis zu 40 Prozent weniger Stickstoffoxide freigesetzt werden. Die anderen Autos im Test emittieren aber ähnlich viel gesundheitsschädliche Stickstoffoxide. Deshalb sind die Unterschiede nur sehr gering.
Auch die Feinstaub-Emissionen sind nur ein kleines bisschen geringer und mit denen normaler Kraftstoffe vergleichbar. E-Fuels können die Schadstoffemissionen also nur geringfügig reduzieren.
Der Thinktank T&E kommt zu einer etwas schlechteren Einschätzung: Ihre in Auftrag gegebenen Tests ergaben genauso viel Stickstoffoxide und sogar mehr Kohlenmonoxid sowie Ammoniak im Abgas.
E-Fuels als Bestandteil der Verkehrswende
Synthetische Flüssigkraftstoffe werden in Zukunft trotz des geringen Wirkungsgrades und der fragwürdigen Klimaneutralität benötigt. Denn Containerschiffe und Flugzeuge sind zu groß, um mit Strom batteriebetrieben zu werden. Für sie wären E-Fuels eine Lösung, um irgendwann klimaneutral werden zu können.
Kraftfahrzeughersteller, ihre Zulieferfirmen und E-Fuel-Hersteller wollen E-Fuels auch für Autos durchsetzen, um die Klimawende zu schaffen. Denn selbst mit einem Verbrenner-Aus für Neuwagen ab 2035 wird es immer noch jahrelang mehr als 30 Millionen gebrauchte Diesel- und Benzinfahrzeuge auf deutschen Straßen geben.
Umweltschützer halten dagegen: Erstens würden die E-Fuel-Kapazitäten für Schiffe und Flugzeuge gebraucht. Zweitens könnten E-Fuels so oder so den konventionellen Kraftstoffen beigemischt werden. Und drittens würden E-Fuels dafür sorgen, dass Verbrenner länger als nötig genutzt würden.