Mit festem Blick beobachtet Simon Boos von seinem Hochsitz aus die Lichtung in einem Wald bei Hügelsheim (Landkreis Rastatt). In der Dämmerung erkennt der Jäger mit seiner Wärmebildkamera eine Geiß und ihr Kitz. Mit ihren hellen Silhouetten stechen die beiden deutlich auf dem dunklen Hintergrund hervor.
Jagd als wesentlicher Bestandteil des Lebens
Schießen dürfte er jetzt beide. "Man schießt immer zuerst das Kitz", erklärt Boos. "Und versucht dann natürlich auch, die Geiß noch zu bekommen."
Während seines Fortwissenschaftsstudiums vor einigen Jahren entschied sich der heute 35-Jährige zum Jagdschein. "Klassisch als Förster - da gehört das dazu", erzählt er. Seine Leidenschaft wurde entfacht, nachdem er einige Male mit seinem Jagdlehrer in der Natur unterwegs war. "Ich hatte es eigentlich nie im Kopf, dass das mal so ein Teil von meinem Leben wird." Einmal pro Woche versuche er aktuell, auf Jagd zu gehen.
Bewusster Umgang mit Fleisch und dessen Herkunft
Mit Fleisch geht Boos seit der Jagd bewusster um - auch im Alltag. Als Beispiel nennt er Fast-Food-Restaurants. "Selbst wenn das paniert, zerkleinert und wieder zusammengefügt ist: Man weiß einfach, dahinter steht ein Lebewesen, das für einen gestorben ist", schildert er. "Und durch die Jagd wird das einem auch bewusst und man überlegt zwei, drei Mal oder noch öfter: Brauche ich das jetzt wirklich?"
Bundesweit mehr junge Menschen mit Jagdschein
Wie er entscheiden sich seit einigen Jahren immer mehr junge Menschen für einen Jagdschein. Nach Angaben des Landesjagdverbands Baden-Württemberg nimmt das Durchschnittsalter der Jagdscheininhaberinnen und -inhaber bundesweit ab. Im Jahr 2022 waren laut einer Mitgliederbefragung des Deutschen Jagdverbands rund elf Prozent zwischen 18 und 34 Jahre alt. 2016 waren es in dieser Altersgruppe noch etwa neun Prozent.
Die Gruppe der älteren Jägerinnen und Jäger nimmt dagegen ab. Waren 2016 noch über 36 Prozent der Befragten 65 Jahre alt oder älter, sank die Zahl 2022 auf 33,4 Prozent.
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Zäune bauen und Wildtiermonitoring: Arbeit als Jäger vielseitig
Dass die Jagd weit mehr ist als schießen, wird deutlich, wenn Boos versucht, seine Leidenschaft in Worte zu fassen. "Man geht auch oft raus ohne Waffe", sagt er und zählt danach verschiedene Gründe auf. Um Zäune zu bauen etwa oder zum Wildtiermonitoring, also dem Beobachten und Dokumentieren von Wildtierpopulationen. Und dabei kommt einiges an Zeit zusammen. "Dann merkt man schon, dass das mehr als nur ein Hobby ist."
Jagdabend in Hügelsheim geht ohne geschossenes Wild zu Ende
An diesem Abend geht Simon Boos mit leeren Händen nach Hause. Geiß und Kitz standen nicht im richtigen Winkel, dass er sie hätte treffen können. Im Dunkeln klettert er mit dem Fernglas um den Hals und der Waffe in der Hand vorsichtig von seinem Hochsitz. Die nächste Jagdeinheit im Wald wird aber sicher nicht lange auf sich warten lassen.