Mittlerweile ist auch das Wetter winterlich und weihnachtlich. Wie passend, denn in knapp zwei Wochen ist Weihnachten – zumindest hier in Westeuropa. In Osteuropa ist Weihnachten 13 Tage später, vor allem in den christlich-orthodoxen Gebieten wie zum Beispiel in der Ukraine. Denn die orthodoxen Christen benutzten einen anderen Kalender als hier in Westeuropa.
Ukrainische und deutsche Weihnachten unterscheiden sich
Aber auch sonst gibt es zwischen dem ukrainischen und deutschen Weihnachtsfest einige Unterschiede. Im Kulturzentrum des Vereins Ukrainer in Karlsruhe werden solche vorweihnachtliche Bräuche aus der Ukraine gefeiert. Dabei geht es auch darum, die Tradition für die Ukrainerinnen und Ukrainer hier vor Ort zu bewahren.
Das geht besonders gut mit Singen, Lachen und gemeinsam Kochen. Es gibt Pfannkuchen, kalte Platten und - ganz wichtig - Wareniki: gefüllte Teigtaschen, das ukrainische Nationalgericht. Also beste Voraussetzungen für eine gelungene Feier.
Heiliger Andreas: Märtyrer und ukrainischer Nationalheiliger
Am Vorabend des Sankt Andreastages gibt es sogenannte "Vechornyci". Nach der Bibel soll Andreas ein Jünger Jesu gewesen sein. Außerdem soll er gepredigt und Menschen zum Christentum bekehrt haben. Dafür wurde er später dann gekreuzigt. Heutzutage gilt er in der Ukraine als Nationalheiliger: Also für Ukrainerinnen und Ukrainer ein wichtiger Tag.
Für Ruslana Danyliv ist in diesem Jahr der Tag aber anders als zuvor. Sie lebt seit Beginn des Ukraine-Kriegs in Karlsruhe und studiert nun hier an der Musikhochschule Operngesang.
Partnerbörse auf Ukrainisch
Für junge Erwachsene in der Ukraine ist dieser Abend auch in anderer Hinsicht besonders. Denn an diesem Abend - so die Tradition - gibt es Antworten auf die Fragen: Wer wird mein zukünftiger Partner sein? Quasi eine ukrainische Partnerbörse. Dazu gibt es besondere Bräuche und Spiele. Und das sieht so aus:
Die Frauen stellen Kirschzweige in Vasen. Wenn sie bis zum 6. Januar blühen, das ist bei den Orthodoxen Heiligabend, wird die Frau in diesem Jahr heiraten oder einen Antrag bekommen. Die Männer müssen wiederum ihr Geschick beweisen. Dafür wird ein ringförmiges Brot an einer Schnur aufgehängt und mit einem Stock gehalten.
Die jungen Männer versuchen nun der Reihe nach, ein Stück abzubeißen. Wer es schafft, ein großes Stück nur mit dem Mund und ohne Hilfe der Hände abzubeißen, der hat Glück im nächsten Jahr und erhält vielleicht die Gunst der jungen Frauen, die zuschauen.
All diese Bräuche sind für Mariia Sytailo enorm wichtig. Auch sie studiert an der Musikhochschule Karlsruhe und erzählt, wie wichtig ihr diese Traiditionen sind.
An diesem Abend ist das Kulturzentrum ein Stück Ukraine in Karlsruhe. Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, schwelgen hier in Erinnerungen an ihre Heimat, vergessen zwar nicht ganz den Krieg in der Ukraine, aber haben zumindest einen Abend lang eine fröhliche Auszeit im Advent.