Barbara ter Glane aus Karlsruhe liebt ihr Elektroauto. Vor drei Jahren hat sich die pensionierte Lehrerin einen Fiat 500 mit Elektro-Antrieb gekauft. Parkprobleme hat sie in Karlsruhe keine - aber Ladeprobleme. Denn eine eigene Wallbox gibt es in ihrem Mehrfamilienhaus in der Südweststadt nicht. Und in der Stadt sucht sie oft ziemlich lange nach einer Lademöglichkeit für ihr Auto.
Karlsruhe hinkt im Ausbau von Ladesäulen hinterher
"Es ist immer das gleiche: Wenn ich an eine Ladesäule komme, ist sie entweder belegt oder defekt", ärgert sie sich. Mit diesem Problem ist die 68-Jährige nicht allein: In Karlsruhe kommen auf eine öffentlich zugängliche Ladestation aktuell 18 E-Autos. Damit liegt Karlsruhe im Vergleich mit anderen größeren Städten in Baden-Württemberg im hinteren Feld. Insgesamt gibt es laut Stadt derzeit 319 öffentlich zugängliche Ladestationen.
Auch die wenigen Schnellladestationen außerhalb des Zentrums sind keine echte Lösung. Zwar klappt es dort mit dem Laden deutlich schneller als bei Normalladestationen. Doch Barbara ter Glane muss jedes Mal erst eine Weile fahren, bis sie den Ladepark Durlach Center erreicht. "Und dann gibt es auch keine Garantie, dass man eine freie Ladestation findet."
Stadt Karlsruhe will Konzept für Ladeinfrastruktur überdenken
Bei der Stadt Karlsruhe hat man das Problem inzwischen erkannt. Derzeit sind rund 5.800 E-Autos in der Stadt gemeldet. 60 bis 85 Prozent der E-Autofahrer würden ihr Auto zu Hause laden und seien nicht auf öffentliche Ladesäulen angewiesen, sagt Franziska von Andrian-Werburg, die Leiterin des Amts für Umwelt- und Arbeitsschutz. Doch viele Mieter in Mehrfamilienhäusern wie Barbara ter Glane haben diese Möglichkeit nicht.
Die Stadt will daher das öffentliche Ladesäulen-Netz weiter ausbauen. Bisher hat sie dabei vor allem auf dezentrale Schnellladestationen gesetzt. Doch weil es aufwendig sei, geeignete Standorte dafür zu finden, denke man gerade über einen Strategiewechsel nach, sagt die Amtsleiterin. Künftig könnten dann auch langsamere Normalladestationen, für die die Hürden niedriger seien, eine größere Rolle spielen. Am Ende müsste der Gemeinderat einem solchen Vorschlag zustimmen.
Wenig Interesse an E-Carsharing in Forst
25 Autokilometer weiter nördlich in Forst (Kreis Karlsruhe) hat man da ganz andere Probleme. Die Gemeinde zählte zu den Pionieren beim Ausbau der E-Mobilität im ländlichen Raum, beteiligte sich schon 2015 an dem regionalen E-Carsharing-Projekt "zeozweifrei", inzwischen "ZEO Carsharing" genannt. In der 8.000-Einwohner-Gemeinde wurden drei Ladestationen mit sechs Lademöglichkeiten errichtet. Die eine Hälfte davon ist für die Car-Sharing-Fahrzeuge reserviert, die andere kann von privaten Elektroautos genutzt werden.
Doch Bürgermeister Bernd Killinger (Freie Wähler) klingt ernüchtert. Er selbst hat seit Beginn seiner Amtszeit immer wieder kräftig die Werbetrommel für das "Vorzeigeprojekt", wie er es nennt, gerührt. Mit wenig Erfolg. Blickt er aus dem Rathaus auf die zwei E-Ladeparkplätze davor, bietet sich ihm meist das gleiche Bild: Der Parkplatz zum Laden für private E-Autos bleibt frei, der daneben parkende Elektrokleinwagen der Carsharing-Flotte steht ungenutzt da.
Bürgermeister: Carsharing nicht attraktiv für Pendler
Die Gründe sind vielfältig: Wer auf dem Land E-Auto fahre, lade seinen eigenen Wagen meist zu Hause, gibt der Forster Bürgermeister zu Bedenken. Bei den Carsharing-Autos kommt erschwerend hinzu, dass sie alle immer wieder an ihrer ursprünglichen Ladestation abgestellt werden müssen. Damit seien sie allenfalls für den örtlichen Supermarkteinkauf geeignet, nicht aber für den Pendler auf dem Weg zur Arbeit nach Bruchsal, so Killinger.
Ein Carsharing-Auto in Forst fahre im Jahr nur etwa 9.000 bis 10.000 Kilometer, sagt Bernd Killinger. Damit erreicht das Fahrzeug nicht einmal 12.000 Kilometer, was die Gemeinde zum Projektstart als durchschnittlichen Wert für einen einzelnen, privaten Pkw-Nutzer angenommen hatte. So wird das Projekt für das Rathaus zum Zuschussgeschäft. "Ich bedauere es sehr, dass es bisher nicht gelungen ist, dass sich das Projekt selbst trägt". Trotzdem hält der Bürgermeister die Idee dahinter weiterhin für gut.
Mieterin in Karlsruhe hofft auf Lademöglichkeit im Wohngebiet
Freie E-Ladesäulen - ein Problem, das Barbara ter Glane in Karlsruhe nur zu gerne hätte. Sie hofft, dass ihre Wohnungsbaugesellschaft doch noch private Wallboxen in der Tiefgarage ihrer Wohnung in der Südweststadt einrichtet. Dafür kämpft sie auch gemeinsam mit einer Bürgerinitiative. Dann könnte sie ihr E-Auto problemlos nachts laden. Bis dahin fährt sie einmal pro Woche nach Bad Herrenalb und geht in die Therme. "Dort gibt es einige Ladesäulen. Bis ich mit meiner Wassergymnastik fertig bin, ist mein Auto wieder geladen und ich kann beruhigt nach Hause fahren."