Vier Tage Portugal hätten es werden sollen. Aber aus dem einzulösenden Weihnachtsgeschenk wurde nichts. Sebastian Mießler und seine Mutter konnten den Flug vom Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden (FKB) nach Porto nicht antreten. Sie haben ihn am Dienstagmorgen verpasst, weil sie an der Sicherheitskontrolle scheiterten. Die konnte das Passagieraufkommen nicht rechtzeitig abwickeln.
Sicherheitskontrolle am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden überfordert
"Wir haben uns richtig geärgert", schildert der 33-Jährige dem SWR. Sie seien eine Stunde vor Abflug mit Handgepäck und bereits online eingecheckt in der Schlange angestanden. Normalerweise sei das kein Problem, weil sie das Prozedere am "überschaubaren" FKB bereits kennen.
"Dann ging es nur noch langsam weiter", sagt Mießler. Irgendwann habe er sich nach vorne gedrängt und auf seine Situation aufmerksam gemacht. Geholfen hat das aber nichts, denn auch andere waren betroffen: "Es wurde immer unruhiger in der Situation". Andere Passagiere sollen seinen Beobachtungen zufolge die Seilbarriere, die die Passagiere lenkt, durchbrochen haben. Vom Sicherheitspersonal habe aber niemand eingegriffen.
Krankheitsbedingte Ausfälle bei Sicherheitsfirma
Nur ein Sicherheitsschalter sei offen gewesen, um die Passagiere abzuwickeln. Statt sich zu bemühen schneller zu kontrollieren, sei es nur langsam vorangegangen: Vor allem die für sein Empfinden süffisante Art der Securitymitarbeiter hat Sebastian Mießler geärgert. Als er mit seiner Mutter endlich am Gate angekommen war, war das bereits geschlossen.
Der Flughafenbetreiber bestätigt, dass es zu Problemen bei der Sicherheitskontrolle gekommen ist. Cirka 120 Passagiere konnten ihre Flüge nach Porto und London nicht rechtzeitig erreichen. Grund waren kurzfristige Personalausfälle beim Sicherheitspersonal. Doch der Flughafenbetreiber selbst ist nach eigenen Angaben nicht für den Bereich der Sicherheitskontrolle zuständig.
Regierungspräsidium verwaltet Sicherheitskontrolle
"Die Luftsicherheitskontrollen der Passagiere am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden liegen als hoheitliche Aufgabe in der Verantwortung des Regierungspräsidiums Stuttgart", heißt es vom Flughafenbetreiber auf SWR-Anfrage. Das Regierungspräsidium hat einen externen Dienstleister damit beauftragt. Dieser übernimmt bei mehreren Flughäfen die Sicherheitskontrolle.
Das Regierungspräsidium Stuttgart bedauert den Vorfall von Dienstagmorgen in einer Stellungnahme und hat ihn zum Anlass genommen, mit dem Dienstleister über "risikominimierende Maßnahmen" zu sprechen. Dazu gehört unter anderem, wie trotz kurzfristigen Krankmeldungen in der Frühschicht weiterhin ausreichend Kontrollpersonal vor Ort sein kann.
Bereits mehrfach Probleme bei Sicherheitskontrolle
Schon in der Vergangenheit gab es Probleme mit der Sicherheitskontrolle am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden. Wie das Regierungspräsidium schreibt, gab es im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres Kapazitätsprobleme, die in der zweiten Jahreshälfte aber weitgehend beseitigt werden konnten.
Für die Gewerkschaft Verdi sind die Probleme beim Sicherheitspersonal vielschichtig. Es gebe wenig Personal. Wenn dann jemand ausfällt, habe der Arbeitgeber kaum die Möglichkeit, kurzfristig Personal herzuholen, so Markus Zabel von der Gewerkschaft Verdi. Neben Personalmangel sei auch die Überlastung der Mitarbeiter im Mehrschichtsystem ein Grund für die Probleme.
Gewerkschaft sieht Überlastung der Mitarbeiter
Anzeichen für die Überlastung gebe es schon länger: Immer wieder gebe es krankheitsbedingte Ausfälle. Das gipfele laut Zabel dann in Situationen wie am Dienstag. Hinzukomme, dass die Belegschaft verunsichert sei. Unter anderem wegen der erst kürzlich erfolgten Kündigung des Betriebsratsvorsitzenden, die allerdings nach Informationen von Verdi zurückgezogen wurde.
Verdi fordert eine Verbesserung der Situation für die Mitarbeiter am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden. Derzeit laufen diesbezüglich auch bundesweit Tarifverhandlungen für die die Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich.
Neuer Dienstleister ab April am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden?
Derzeit läuft ein neues Vergabeverfahren des Regierungspräsidiums Stuttgart für die Passagierkontrollen. Turnusmäßig wird diese Dienstleistung neu ausgeschrieben. Ende des Monats soll laut Regierungspräsidium feststehen, welches Unternehmen zukünftig die Sicherheitskontrolle ab Mitte April durchführt.
Für die Betreiber des Flughafens Karlsruhe/Baden-Baden seien die Probleme bei der Sicherheitskontrolle bedauerlich. Auf die internen Abläufe des Sicherheitsdienstleisters habe man keinen Einfluss, so Flughafen-Geschäftsführer Uwe Kotzan. Trotzdem versuche man in enger Abstimmung mit den Airlines alles Mögliche, damit alle Passagiere ihren Flug erreichen.
Flughafenpersonal bekommt Unmut zu spüren
Für die 120 Passagiere hat das am vergangenen Dienstag nicht geklappt, was auch am eng getakteten Flugplan der Airlines liegt. Denn die können nicht immer warten. Das Servicepersonal des Flughafens bekommt dabei den ganzen Frust der Passagiere zu spüren. Das führt laut Kotzan zu einer Mehrbelastung des eigenen Personals.
Das hat auch Sebastian Mießler beobachtet: "Die Stimmung war echt schlecht. Wir standen mit 35 Leuten am Serviceschalter." Umgebucht habe er letztlich nicht, stattdessen sei er mit seiner Mutter nach Hause gefahren. Die Lust am Fliegen sei ihm dadurch aber nicht vergangen. Der nächste Flug kommt bestimmt.