Mike Kelly startet durch

Neuanfang nach dem Brexit: Ein Engländer in Königsbach-Stein

Stand
Autor/in
Mathias Zurawski
Mathias Zurawski

Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union hat weitreichende Folgen. Für Mike Kelly aus London hat der Brexit zu einem Neuanfang geführt. Als Vertriebsleiter im Enzkreis.

Mit 62 Jahren neu anzufangen ist außergewöhnlich. Mike Kelly hat den Schritt gemacht und sein Leben in England hinter sich gelassen. Nach den Folgen des Brexit hat er in Deutschland bessere Chancen. Seit dem 1. Februar ist er Vertriebsleiter eines mittelständischen Unternehmens in Königsbach-Stein im Enzkreis.

Geschäfte brachen durch den Brexit ein

Mike Kelly sitzt gemeinsam mit einer Kollegin an seinem neuen Arbeitsplatz. Erste Schritte, einarbeiten am Computer in Programme, Technik und Abläufe. Es ist erst sein zweiter Tag beim neuen Arbeitgeber.

SWR Reporter Mathias Zurawski hat mit Mike Kelly über seinen Neuanfang nach dem Brexit gesprochen:

Jahrelang hat er mit seiner Firma in Richmond, einem Stadtteil von London, mit der Eugen Geyer GmbH zusammengearbeitet. Er kaufte beim mittelständischen Unternehmen in Königsbach Rohre und Röhrchen für Medizintechnik oder Autoproduktion und verkaufte sie weiter. Mit dem Brexit brach das Geschäft ein.

"Dieses Zusammensein mit der EU, mit einem riesigen Arbeitsmarkt, das ist jetzt alles weg."

Deutsch-englische Geschäftsbeziehung wird fortgesetzt

Neue Gesetze, höhere Kosten für die Logistik, viel mehr bürokratische Hürden. Das alles sorgte dafür, dass sich das Geschäft zwischen der Firma in England und dem Partner im Enzkreis nicht mehr lohnte.

Aber beide machten aus der Not eine Tugend und nutzten den über Jahre aufgebauten guten Kontakt. Mike Kelly bekam das Angebot, bei Eugen Geyer in Königsbach-Stein als Vertriebsleiter anzufangen. Und er nahm gerne an.

"Seit den 70er Jahren hat das Gewerbe in England stark abgebaut. Und der Brexit war der Todesstoß!"

Mike Kelly in der Produktionshalle der Eugen Geyer GmbH in Königsbach-Stein
Mike Kelly in der Produktionshalle der Eugen Geyer GmbH in Königsbach-Stein

Exportorientiertes Unternehmen fürchtet weiter Brexit-Folgen

Der Brexit hat nicht nur Folgen für den Engländer Mike Kelly. Auch sein neuer Arbeitgeber, das metallverarbeitende Unternehmen in Königsbach-Stein, beobachtet die Entwicklung der vergangenen Jahre mit Sorge. Der angelsächsische Markt ist wichtig für den Mittelständler. Noch habe sich der Austritt Großbritanniens nicht negativ auf seine Geschäftszahlen ausgewirkt, sagt der Geschäftsführer.

"Wir haben die Befürchtung, dass die gemeinsamen Maßeinheiten, die in der EU erarbeitet wurden, verloren gehen könnten und damit auch mehr Unsicherheit für unsere Produkte entstehen könnte."

Mit englischem Know-How Märkte erschließen

Jetzt wollen sie gemeinsam die neuen Hürden überwinden und gleichzeitig neue Märkte erschließen. Das Geschäft mit England soll trotz aller Schwierigkeiten weiterlaufen, heißt es bei der Eugen Geyer GmbH. Und mit dem neuen Vertriebsleiter stehen die Chancen gut, noch besser in anderen englischsprachigen Ländern Fuß zu fassen.

Mike Kelly genießt spürbar den Moment, seinen Neustart mit 62 Jahren. Und der Zusammenarbeit sind scheinbar kaum Grenzen gesetzt. Wie lange er die Arbeit machen wolle? Drei Jahre mindestens, heißt es hier. Oder fünf. Das Ende sei offen.

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