20-Jähriger in U-Haft

Nach Geiselnahme in Karlsruhe: Polizei hatte Live-Zugriff auf Kameras

Stand
Autor/in
Rebekka Plies
Ein Bild von Rebekka Plies
Daniel Günther

Nach der Geiselnahme in einer Karlsruher Apotheke am Freitagnachmittag gehen die Ermittlungen der Polizei weiter. Das Motiv des 20-jährigen Tatverdächtigen ist weiter unklar.

Am Montagvormittag erinnert kaum noch etwas an den großen Polizeieinsatz von Freitagnachmittag und die dramatischen Stunden, die sich in der Apotheke gegenüber des Kongresszentrums abgespielt haben. Elf Menschen waren hier zwischenzeitlich als Geiseln genommen worden.

Doch der Betrieb in der neuen Woche geht fast normal weiter. Während Kunden wieder ihre Medikamente einkaufen und Rezepte einlösen können, geht im Hintergrund die Aufarbeitung der Geschehnisse des vergangenen Freitags weiter.

Polizei bekommt Zugang zu Überwachungskamera der Apotheke

Der Apothekeninhaber war eigenen Aussagen zufolge eine der Personen in der Apotheke. Über den Kontakt der Polizei in die Apotheke während der Geiselnahme bekamen die Beamten auch Zugang zu den Überwachungskameras, die zeigten, wie es in den Räumen aussah. Inwieweit das auch für den späteren Zugriff relevant war, wollte die Polizei am Montag nicht kommentieren. Der Tatverdächtige hatte während der Geiselnahme sieben Millionen Euro Lösegeld und Kontakt zu einer Person aus seinem Umfeld gefordert.

Motiv des Tatverdächtigen weiter unklar

Zum möglichen Motiv des 20-jährigen Tatverdächtigen gibt es auch am Montag keine Aussage der Polizei. Aus ermittlungstaktischen Gründen müsse man sich bedeckt halten, so Dennis Krull, Sprecher der Karlsruher Polizei.

"Wir hatten während der Geiselnahme Kontakt in die Apotheke. Über die Verhandlungen können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine weitere Auskunft geben."

Seit Samstagnachmittag sitzt der Verdächtige in U-Haft. Seitdem steht laut Polizei auch fest, dass der 20-Jährige ohne Komplizen gehandelt hat. Der Verdacht, dass er eine mögliche Mittäterin gehabt haben könnte, habe sich nicht bestätigt.

Apotheke nach Geiselnahme in Karlsruhe
Spuren der Geiselnahme waren in der Karlsruher Apotheke deutlich sichtbar

Fünf Stunden lang hatte die Geiselnahme in der Karlsruher Südstadt gedauert. Elf Menschen waren zum Zeitpunkt des Überfalls in der Apotheke, acht hatten sich Angaben der Polizei zufolge im Gebäude verstecken können. Drei weitere Geiseln waren vom Verdächtigen mit einer Schreckschusswaffe bedroht worden. Kurz nach 21 Uhr beendeten Spezialkräfte der Polizei die Geiselnahme - körperlich wurde niemand verletzt.

Geiselnahme beschäftigt Anwohner und Nachbarn

Thomas Borschert arbeitet direkt neben der Apotheke und war gerade dabei, seine Sachen zusammenzupacken, als die Polizei am Freitag bei ihm klingelte.

"Das war schon eine ziemlich surreale Situation, weil wir aus dem Büro auch Sichtkontakt zur Apotheke hatten. Aber dann durften wir irgendwann durch den Hinterausgang das Gebäude verlassen. Angst hatte ich keine, aber es war schon komisch."

Man kenne die Menschen vom Sehen und man kenne ja auch den Stadtteil, es sei schon ein komisches Gefühl.

Thomas Borschert arbeitet neben der Apotheke im Büro
Thomas Borschert arbeitet neben der Apotheke im Büro

Auch Fatma Yücekaya und ihre Familie traf die Geiselnahme am Freitag ganz unmittelbar. Zusammen mit ihrer Familie betreibt sie seit fünf Jahren einen Dönerimbiss in direkter Nachbarschaft. Man kennt sich. Die Mitarbeiter der Apotheke essen manchmal ihr Mittagessen dort, sie holt Medikamente dort ab.

Fatma Yücekaya betreibt zusammen mit ihrer Familie einen Dönerladen in der Nachbarschaft
Fatma Yücekaya betreibt zusammen mit ihrer Familie einen Dönerladen in der Nachbarschaft

"Es besteht ein sehr gutes Nachbarschaftsverhältnis und wenn man sich dann kennt, dann hat man schon Angst."

Auch sie haben den Mitarbeitern der Apotheke Unterstützung zugesichert, die jetzt langsam versuchen, wieder in den Alltag zurückzukehren.

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