Artur Bossert ist begeistert: In seinem Garten im Karlsruher Stadtteil Grünwettersbach flattert und zwitschert es auf einmal überall. Gestern hat sich dort kein einziger Vogel gezeigt. Aber heute fallen ein ganzer Schwarm Blaumeisen, Kohlmeisen und später auch noch Ringeltauben über das Körnerbuffet her.
Artenschutz Der Kiebitz ist Vogel des Jahres 2024
Bei der öffentlichen Online-Wahl des Naturschutzbunds NABU hat er die meisten Stimmen geholt und löst damit das Braunkehlchen als Jahresvogel ab.
Leidenschaftlich bei der Sache: Vögel zählen für den Naturschutz
Artur Bossert, 79 Jahre alt, Vorsitzender des Naturschutzbundes (NABU) Karlsruhe, guckt aus seinem Wohnzimmer. Für ihn ist das ein traumhafter Anblick. Seit seiner Kindheit ist er von Vögeln fasziniert und engagiert sich seit Jahren freiwillig an der bundesweiten Aktion "Stunde der Wintervögel". Heißt: Eine Stunde lang zählt er Vögel, die im Winter in Karlsruhe bleiben.
Vögel als Indikatoren: Wie gehts der Umwelt in und um Karlsruhe?
"Man wird natürlich auch ein bisschen zu einem Fan", erklärt er. "Und wenn man dann seltene Arten sieht, dann freut man sich." Sein Wissen gibt er an seine Enkelkinder weiter: "Die freuen sich dann auch, wenn sie was am Vogelhaus beobachten können."
Bundesweit kann sich jeder bei der Zählaktion anschließen - auch ohne Wissen oder Vorkenntnisse. Hilfen zum Erkennen der Arten gibt es vom NABU selbst. Die Hauptsache ist: mitmachen. Denn die Daten sind äußerst wichtig, wie Artur Bossert verdeutlicht. "Vögel sind ja Indikatoren für den Zustand der Umwelt. Und je nachdem, welche Arten zu- oder abnehmen, kann man daraus dann entsprechende Maßnahmen ableiten."
Gegen den Negativtrend: Gärten vogelfreundlich gestalten
Rund 160.000 Menschen haben sich im vergangenen Jahr am Vögel zählen beteiligt. Allein 45.000 waren es in Baden-Württemberg. Allerdings seien die Ergebnisse dieser Zählungen weniger erfreulich, so der 79-Jährige. Denn es gebe immer weniger Vögel und folglich hieße das, dass es der Umwelt auch nicht gut gehe. Aber etwas gegen diesen Negativtrend zu machen, sei gar nicht schwer: Alle, die einen Garten besitzen, könnten ihn etwa vogel- und umweltfreundlich gestalten. Statt exotischen Pflanzen, die den Vögeln nichts nützen, rät der Vogel-Fan lieber zu entsprechenden Beerensträuchern, die im Winter den Vögeln auch als Nahrung dienen.
Von Freitag bis kommenden Sonntag läuft die Aktion "Stunde der Wintervögel". Bis einschließlich 20. Januar können Sichtungen von Vögeln per Online-Formular, App oder Post gemeldet werden.