Am 15. Mai ist der Internationale Tag der Kriegsdienstverweigerung. Bis zum Ende der Wehrpflicht in Deutschland im Jahr 2011 musste man die Verweigerung des Kriegsdienstes persönlich begründen. Bis 1983 war sogar die Befragung durch einen Prüfungsausschuss verpflichtend, die sogenannte Gewissensprüfung. Erlebt haben das damals ein Sozialarbeiter und ein Diakon aus Karlsruhe.
Kriegsdienst verweigern - ein langer Prozess
Stefan Lau ist Jahrgang 1959. Bei ihm war das Verweigern damals ein langwieriger Prozess, der sich über zwei Jahre hinzog. 1981 fand die erste Verhandlung beim Kreiswehrersatzamt in Karlsruhe statt. Stefan Lau erinnert sich an die Befragung durch den Prüfungsausschuss:
Er wurde nicht anerkannt und musste in die zweite Instanz. Die befand sich damals in der Karlsruher Gartenstraße und zwar - was er damals nicht wusste - im Gebäude des früheren badischen Hauptquartiers der Gestapo. Auch in dieser zweiten Verhandlung wird er nicht als Kriegsdienstverweigerer anerkannt. Er nimmt sich einen Rechtsanwalt, zieht vor das Verwaltungsgericht, verklagt die Bundesrepublik Deutschland und wird schließlich anerkannt.
Stefan Lau würde den Dienst an der Waffe wieder ablehnen
Rückblickend beschreibt er den Weg zum Kriegsdienstverweigerer wörtlich als "absurdes Theater". Den Zivildienst leistete er im Haus Bodelschwingh in Karlsruhe, wo unter anderem Menschen mit psychischer Erkrankung, sowie Wohnungslose und Suchtkranke betreut werden. Nach dem Studium kam er zurück und ist noch heute im pädagogischen Team tätig. Und er würde auch heute wieder den Kriegsdienst verweigern, auch wenn sich die Welt seither dramatisch verändert hat:
Deutsche Friedensgesellschaft hilft Kriegsdienstverweigerer
Seit vielen Jahren ist Stefan Lau in der DFG-VK aktiv, der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner. Früher wurden Kriegsdienstverweigerer beraten. Seit im Sommer 1983 die Verweigerung vereinfacht wurde, eine schriftliche Begründung reichte, und dann 2011 die Wehrpflicht abgeschafft wurde, nahm die Zahl die Beratungen immer weiter ab.
Aber die Hilfe für Kriegsdienstverweigerer bleibe ein Thema, sagt Lau, gerade mit dem Krieg in der Ukraine wieder verstärkt, denn man setze sich für Menschen in allen am Krieg beteiligten Ländern ein, die nicht an diesem Krieg teilnehmen wollen. Es sind europaweit mehrere tausend Menschen aus der Ukraine, aus Russland und Belarus, die den Dienst an der Waffe verweigern.
Auch Reservisten der Bundeswehr verweigern nachträglich
Und auch im Großraum Karlsruhe gibt es einen leichten Anstieg von Bundeswehr-Reservisten, die angesichts der aktuellen Weltlage nachträglich verweigern, zu ihren Gründen aber nicht offen Stellung nehmen wollen.
Auch Stefan Maaß aus Karlsruhe, Landesjugendreferent und Friedensbeauftragter der Badischen Landeskirche, hat damals in den Achtzigern den Kriegsdienst verweigert und würde das heute wieder genauso tun. "Nicht wer gewinnt, sondern was dient dem Frieden?“ sei die wichtige Frage mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. Die Situation sei schwierig und er habe keine Patentlösung, aber: