Beste Bedingungen, aber kein Erfolg

Ärztehaus und 120.000 Euro Anschubprämie: Wie Karlsbad verzweifelt Hausärzte sucht

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Mathias Zurawski
Mathias Zurawski

In Karlsbad im Kreis Karlsruhe fehlen Hausärzte. Mit einer privaten Millioneninvestition und einer kommunalen Anschubprämie will es die Gemeinde schaffen, endlich Allgemeinmediziner anzulocken.

In der 16.000-Einwohner-Gemeinde Karlsbad schließen Hausarztpraxen. Mediziner gehen in den Ruhestand, junge Ärzte kommen nicht nach. Gemeinde, private Investoren sowie Bürgerinnen und Bürger versuchen alles, um Allgemeinmediziner nach Karlsbad zu locken.

Massiver Hausärztemangel in ganz Baden-Württemberg

Die Gemeinde im Kreis Karlsruhe ist nicht alleine. Überall in Baden-Württemberg fehlen Hausärzte. Als Allgemeinmediziner auf dem Land zu arbeiten werde immer unattraktiver, kritisiert der Hausärzteverband Baden-Württemberg. Weil Ärztinnen und Ärzte massiv überlastet seien, müssten sich Patientinnen und Patienten auf immer längere Wartezeiten und weite Wege einrichten.

In Karlsbad haben in den vergangenen Jahren Praxen wie in anderen Gemeinden im Land auch geschlossen, weil Hausärzte in den Ruhestand gingen. Nachfolgelösungen waren nicht zu finden.

Ärztehaus mit 4.000 Quadratmetern Fläche wird im April fertig

In Karlsbad findet nun ein neuer Versuch statt. Das ehemalige Hotel im Ortsteil Ittersbach ist kaum wiederzuerkennen. Zwei Jahre lang wurde es innen und außen komplett saniert. Jetzt laufen auf fast 4.000 Quadratmetern Fläche die letzten Arbeiten.

Im April soll das neue Ärztehaus mitten im Ittersbacher Gewerbegebiet fertiggestellt sein. Der private Investor Hartmut Braun hat rund zehn Millionen Euro in das Projekt gesteckt. Er wolle damit das gesamte Gebiet aufwerten, sagt der gebürtige Karlsbader.

"Es ist ein Traum für einen Arzt und es ist eine Aufwertung für die gesamte Gemeinde. Das Ärztehaus ist ein Modell für die Zukunft!"

Auf zwei Stockwerken werden im neuen Ärztehaus Intensivpflegeplätze eingerichtet.
Auf zwei Stockwerken werden im neuen Ärztehaus Intensivpflegeplätze eingerichtet.

Vergebliche Suche nach Hausärzten in Karlsbad

Ganz oben im Gebäude zieht eine große Zahnarztpraxis ein. Darunter entstehen auf zwei Etagen Intensivpflegeplätze. Auch eine Praxis für Physiotherapie wird einziehen. Bis jetzt allerdings kein Hausarzt.

Es sei eine intensive Suche nach Allgemeinmedizinern, sagt der Investor. Bis jetzt jedoch ohne Erfolg, obwohl eine 300 Quadratmeter große, neue und hochmoderne Fläche für eine Gemeinschaftspraxis zur Verfügung steht. Es gebe viele Gründe für Absagen. Bürokratie und Aufwand in einer Hausarztpraxis seien zu groß.

"Dann musste ich lernen, dass Allgemeinmediziner am wenigstens verdienen, obwohl sie am meisten leisten. Und dann die Work-Life-Balance: Niemand möchte sich die Selbstständigkeit antun!"

Auf 300 Quadratmetern Fläche könnte hier eine große Hausarztpraxis entstehen. Noch steht der Raum leer.
Auf 300 Quadratmetern Fläche könnte hier eine große Hausarztpraxis entstehen, noch steht der Raum leer.

Gemeinde Karlsbad will 120.000-Euro-Anschubprämie beschließen

Weil sehr gute Bedingungen im neuen Ärztehaus mit bester Infrastruktur sowie Bus- und S-Bahnhaltestelle vor der Tür offensichtlich noch nicht ausreichen, will die Gemeinde jetzt nachhelfen.

Der Gemeinderat soll Ende März über eine Anschubprämie für Allgemeinmediziner entscheiden, die bereit sind, sich in Karlsbad niederzulassen. Die Gemeinde will so jeder Ärztin und jedem Arzt 120.000 Euro als Anreiz aus eigener Tasche bezahlen. Weil es Karlsbad finanziell gut geht und weil es sich lohnt, betonte Bürgermeister Jens Timm (Freie Wähler).

"Wir sehen es als wichtig an, dass wir zumindest gleichgestellt sind mit unterversorgten Gebieten, wo der Arzt das Geld von der Kassenärztlichen Vereinigung bekommt."

Suche nach Hausärzten geht mit bundesweiter Anzeige weiter

Unterdessen geht die Suche nach Allgemeinmedizinern für die Hausarztpraxis im neuen Karlsbader Ärztehaus weiter. Nachdem der Investor zuletzt vergeblich alleine gesucht hat, soll eine bundesweite Anzeige zusammen mit der Gemeinde helfen.

Dr. Heinz Schelp, Radiologe im Ruhestand, hat eine Petition mit 1.200 Unterschriften für eine bessere ärztliche Versorgung in Karlsbad organisiert. Er setzt auf den Dominoeffekt: Wenn die ersten Ärzte erstmal da seien, glaubt er, dann kommen die nächsten schnell dazu.

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