In der Nähe von Bühlertal (Landkreis Rastatt), mitten im Nationalpark Schwarzwald, legt eine Gruppe von Schwarzwald-Guides um Kursleiter Hans-Peter Matt ihre Ausrüstung an. Ausrüstung heißt in diesem Fall: eine Blinden-Maske, um die Augen zu verbinden, Kopfhörer, um das Hören zu erschweren, Gewichte für die Füße, Rollstuhl und Rollator.
Die Kursteilnehmer sollen erfahren, wie es für Menschen mit Behinderung ist, sich im Gelände zu bewegen und zu orientieren, erklärt Hans-Peter Matt. Er sitzt selbst im Rollstuhl, ist Gutachter für barrierefreies Bauen und berät den Naturpark seit 16 Jahren zum Thema Barrierefreiheit.
Die Natur ist nicht barrierefrei
Zwei Tage dauert der Kurs, ein Wochenende. Genug Zeit um zu erfahren, wie schwierig es ist, sich als Blinder, als älterer Mensch oder im Rollstuhl sitzend in der Natur fortzubewegen, aber auch alles um sich herum wahrzunehmen. Die beste Informationstafel bringt nichts, wenn Blinde an ihr vorbeilaufen. Für den Rollstuhlfahrer wird eine einfache Regenrinne, die quer über den Weg verläuft, zum schwierigen Hindernis. Zur Barriere.
Es geht für die Kursteilnehmer darum, die Natur und die Route wahrzunehmen wie Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen. Um nachempfinden zu können, aber auch, um Barrieren zu erkennen, die man als Mensch ohne Behinderung nicht erkennen würde. Wie zum Beispiel die Regenrinne. "Wir können, sollen und wollen die Natur nicht verändern", sagt Kursleiter Hans-Peter Matt. "Wie können wir uns der Natur anpassen, mit den nötigen Hilfsmitteln, der Assistenz oder was wir dazu benötigen."
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Kleinigkeiten können Touren zugänglicher machen
Unter anderem sollen die Kurs-Teilnehmer lernen, eine Tour zu "lesen": Welche Barrieren gibt es für einen Blinden, für eine Gehörlose, für einen Rollstuhlfahrer, aber auch für ältere Menschen und Familien, die mit Kinderwagen unterwegs sind?
Karl-Heinz Dunker ist der Geschäftsführer des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord. Für ihn ist wichtig, dass die Schwarzwald-Guides Barrieren überhaupt erkennen können. Dazu müsse man sie ausbilden. Erst dann seien sie in der Lage, barrierefreie Touren zu konzipieren. Der Naturpark seinerseits könne dann auf die Gemeinden zugehen und sie über Barrieren informieren.
Barrierefreiheit werde sich nicht überall im Naturpark umsetzen lassen, so Dunker. Aber dort, wo es möglich sei, wolle man das Angebot so inklusiv wie möglich gestalten. Oft seien es nur Kleinigkeiten. Beispiel: ein Bohlenweg durch ein Hochmoor auf der Hornisgrinde. Wenn man an der Seite eine Latte anbringe, dass Blinde sie mit ihrem Stock ertasten können, dann sei dieser Weg für Blinde barrierefrei. Das sei eine Kleinigkeit und relativ schnell umsetzbar, sagt Dunker.
Kursteilnehmer sollen Inklusions-Botschafter werden
Acht Schwarzwald-Guides haben bisher an der Schulung teilgenommen. Ein paar von ihnen bieten bereits barrierefreie Touren an, weitere sollen folgen. Außerdem ist das Ziel, die Guides zu Inklusions-Botschaftern auszubilden. Darum soll die Schulung verstetigt und fortgesetzt werden. Informationen zu den bereits vorhandenen barrierefreien Angeboten gibt es auf der Internetseite des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord.