Handwerk nach Plänen des Großvaters

Schreiner aus dem Landkreis Rastatt baut Holzboote wie vor 100 Jahren

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Autor/in
Greta Hirsch
SWR-Redakteurin Greta Hirsch Autorin Bild

In seiner Werkstatt in Elchesheim-Illingen hält Schreiner Heiko Kircher ein altes Kunsthandwerk am Leben: Mit Vorlagen seines Großvaters baut er traditionelle Holzboote.

Ein neues Boot muss her, um Besucherinnen und Besucher zum Aalschokker "Heini" zu bringen - einem Museumsschiff auf einem Altrheinarm bei Wintersdorf (Landkreis Rastatt). Das neue Boot soll traditionell aus Holz und in Handarbeit gebaut sein. Deswegen hat die Stadt Rastatt Schreiner Heiko Kircher damit beauftragt - er kennt sich mit dem seltenen Kunsthandwerk aus. Wenige Tage hat er für das neue Boot gebraucht.

Elchesheim-Illingen: Schreiner baut traditionelles Drubord aus Holz

"So", schnauft Heiko Kircher. "Jetzt beginnt die heiße Phase." In seiner Werkstatt in Elchesheim-Illingen (Landkreis Rastatt) baut er Boote wie einst sein Großvater. Entstehen soll ein sogenanntes Drubord, wie es im Dialekt heißt: Ein traditionelles Boot aus Tannenholz mit einem gebogenen Boden und zwei schrägen Seitenwänden. Achteinhalb Meter soll es messen.

Schreiner Heiko Kircher baut mit zwei Mitarbeitern ein sogenanntes Drubord - ein traditionelles Holzboot.
Schreiner Heiko Kircher baut mit zwei Mitarbeitern ein sogenanntes Drubord - ein traditionelles Holzboot.

Traditionell gebaute Boote ohne Einsatz von Hitze und Dampf

Der 52-Jährige biegt alle Seiten kalt - ohne Dampf, Feuer oder Wasser. In dieser "heißen Phase" können die Holzteile wegen der hohen Spannung reißen. "Wir sind aber guter Hoffnung", sagt er. Unterstützt wird er von zwei Mitarbeitern seiner Schreinerei.

Mit einer alten Winde kurbelt er langsam die Bodenplatte Stück für Stück in Richtung Seitenteile und achtet dabei auf jedes Geräusch in seiner unmittelbaren Umgebung. Jedes Knacken könnte ein bevorstehendes Reißen ankündigen, weiß Heiko Kircher.

Seine Holzboote baut Heiko Kircher nach alten Plänen von Vater und Großvater - hin und wieder kommt modernes Werkzeug zum Einsatz.
Seine Holzboote baut Heiko Kircher nach alten Plänen von Vater und Großvater - hin und wieder kommt modernes Werkzeug zum Einsatz.

Vom Bootsbau allein kann Schreiner Kircher nicht leben

Eine gewisse Aufregung ist für den Schreiner bei einem solchen Projekt immer dabei. "Das ist ja auch ein besonderes Boot: 8,50 Meter baut man nicht jeden Tag", erklärt Kircher. Am liebsten würde er nur noch Boote bauen. "Aber da ist natürlich die Auftragslage zu schwach." Das Drubord sei das erste Boot, das er in diesem Jahr baue. Sein Geld verdient er deshalb mit anderen Arbeiten, die in seiner Schreinerei auflaufen.

Wenn ich könnte, würde ich nur Boote bauen!

Noch heute arbeitet Bootsbauer Heiko Kircher mit alten Vorlagen und Schablonen seines Vaters und Großvaters.
Noch heute arbeitet Bootsbauer Heiko Kircher mit alten Vorlagen und Schablonen seines Vaters und Großvaters.

Vater und Großvater geben Wissen zum Bootsbau weiter

Das Wissen und die Leidenschaft zum Bootsbau wurden ihm bereits in die Wiege gelegt. Als Jugendlicher unterstützte er Vater Hans und Großvater Josef bei der Arbeit. Deren altes Werkzeug, die Vorlagen und Schablonen nutzt er noch heute. Nur an wenigen Stellen wird modernes Equipment genutzt. Wurden früher beispielsweise handgeschmiedete Vierkantnägel ins Holz geschlagen, kommen heute Schrauben und Akkubohrer zum Einsatz.

Immer wieder gibt es Situationen, in denen Heiko Kircher vor allem an seinen Vater denkt: "Was hätte er gemacht?", überlegt er dann. Eigentlich, so sagt er, baut sein Vater noch heute an jedem Boot mit.

Von seinem Großvater Josef hat Heiko Kircher aus Elchesheim-Illingen (Landkreis Rastatt) vieles im Bootsbau gelernt.
Von seinem Großvater Josef hat Heiko Kircher vieles im Bootsbau gelernt.

Neues Drubord soll Gäste über den Altrhein zu "Heini" fahren

Bei dem neuen Drubord ist alles gut gegangen. Jedes Teil sitzt an Ort und Stelle - und Heiko Kircher ist sichtlich erleichtert. Jetzt können die Gäste bald wieder im traditionellen Holzboot über den Altrheinarm zu Aalsckokker "Heini" fahren. 

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