Ein Schild am Eingang des City-Kaufhauses in Gaggenau

Unterstützung deutlich größer als gestecktes Ziel

Eine Rettung des City-Kaufhauses in Gaggenau wird immer konkreter

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Sven Huck
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Mathias Zurawski
Mathias Zurawski

Das Interesse am bedrohten City-Kaufhaus in Gaggenau ist riesig: knapp 1.700 Menschen wollen Anteile kaufen. Der nächste große Schritt ist die Gründung einer Genossenschaft.

Das von der Schließung bedrohte traditionsreiche City-Kaufhaus in Gaggenau (Landkreis Rastatt) soll als Genossenschaft weiter bestehen. Laut Stadtverwaltung haben sich knapp 1.700 Menschen gemeldet, die sich finanziell beteiligen wollen. Innerhalb weniger Wochen seien Absichtserklärungen für rund 3.800 Anteile von je 250 Euro eingegangen. Das sind 800 mehr, als für das notwendige Mindestkapital von 750.000 Euro nötig gewesen wären. Und es können weiter Erklärungen abgegeben werden.

Ich bin stolz, in einer Stadt OB zu sein, die sich so engagiert.

Gründung der Genossenschaft wird vorbereitet

Jetzt soll die Gründung einer Genossenschaft angegangen werden. Die Gründungsversammlung ist laut Stadt noch vor den Sommerferien geplant. Bis Herbst soll alles abgeschlossen sein. Ziel ist, das City-Kaufhaus zum Jahreswechsel als Genossenschaft weiterzuführen.

Es gebe noch viel zu tun, so Oberbürgermeister Michael Pfeiffer (parteilos). Parallel zu den Gründungsvorbereitungen soll auch ein wirtschaftliches Konzept entwickelt werden. Auch Formalien müssen erfüllt werden.

Großes Interesse an Weiterbetrieb von City-Kaufhaus Gaggenau

Es handelt sich allerdings bislang nur um Unterstützungserklärungen. In den kommenden Wochen soll das Geld dann tatsächlich einbezahlt werden, auf ein Treuhandkonto. Falls es entgegen der derzeitigen Erwartungen nicht klappt mit der Genossenschaft, soll das Geld zurückgezahlt werden.

Das City Kaufhaus in Gaggenau soll ab dem 1. Januar 2025 als Genossenschaft weiterbetrieben werden
Das City Kaufhaus in Gaggenau soll ab dem 1. Januar 2025 als Genossenschaft weiterbetrieben werden

Idee für Genossenschaft entstand im Gespräch mit Beschäftigten

Das City-Kaufhaus sollte ursprünglich Ende des Jahres geschlossen werden, weil sich die bisherigen Geschäftsführer nach 23 Jahren zurückziehen. Aus Altersgründen, wie es heißt. Finanziell steht das City-Kaufhaus laut Stadt gut da. Es schreibe deutlich schwarze Zahlen, der Gewinn liege im sechsstelligen Bereich.

In Gesprächen mit den Beschäftigten entstand die Idee, das Haus genossenschaftlich weiterzuführen. Eine der Initiatorinnen war City-Kaufhaus-Mitarbeiterin Sandra Knapp. Sie hatte das Gespräch mit dem OB gesucht. "Man kann hier, wenn man möchte, was bewegen.", sagt Knapp.

Es funktioniert alles im Leben nur, wenn wir alle zusammenhalten.

Für die Innenstadt und die umliegenden Geschäfte sei es wichtig, dass es weiterhin einen Frequenzbringer am Marktplatz gibt, sagte Oberbürgermeister Pfeiffer und führte entsprechende Gespräche mit den Betreibern und den Eigentümern der Immobilie. "Niemand konnte und wollte sich Gaggenau ohne das City-Kaufhaus vorstellen", so der OB.

Das zeigt eben auch die Verbundenheit der Gaggenauer mit ihrem Kaufhaus und der Murgtäler insgesamt mit dem Kaufhaus.

Genossenschaft soll Warenbestand von City-Kaufhaus übernehmen

Der Betrag über die Anteile soll das Eigenkapital der Genossenschaft bilden, um unter anderem den Warenbestand zu übernehmen. Mindestens 750.000 Euro waren laut Stadt nötig, damit auch Banken grünes Licht geben. Geplant ist ein nahtloser Übergang des Kaufhausbetriebs Ende des Jahres. Sollte dies aus zeitlichen Gründen nicht machbar sein, hätten sich die derzeitigen Geschäftsführer bereit erklärt, den Betrieb für die nötige Übergangszeit weiterzuführen, so die Stadt weiter.

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